- Gruppo 7
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Gruppo 7 ("gruppo sette") war eine italienische Architektengruppe, die ab 1926 entscheidende Impulse zur Entwicklung einer modernen Architektur in Italien gegeben hat.
Inhaltsverzeichnis
Anfänge
Mit der Gruppo 7 wird der Zusammenschluss von sieben jungen Architekten bezeichnet, die alle in den 1920er Jahren am Politecnico di Milano studiert haben und dem Faschismus nahe standen. Zu den Gründungsmitgliedern aus 1926 der Gruppo 7 zählten Ubaldo Castagnoli, Luigi Figini, Guido Frette, Sebastiano Larco, Gino Pollini, Carlo Enrico Rava und Giuseppe Terragni. Bereits nach wenigen Monaten schied Ubaldo Castagnoli aus der Gruppe aus und wurde durch Adalberto Libera ersetzt.
Inhalte und Ziele
In der Zeit zwischen Dezember 1926 und Mai 1927 veröffentlichte die Gruppo 7 in der Zeitschrift "La Rassegna Italiana" mit den "4 note" (4 Schriften) das Manifest des italienischen Rationalismus. Die 4 Schriften wurden unter dem Titel "Architektur und eine neue Epoche der Klassik" publiziert. Bezugspunkte für diese in Italien neue Architektursprache waren die klassische Antike mit ihren kristallklaren geometrischen Figurbildungen, die Renaissance und vor allem auch die europäische Moderne (hier insbesondere Architekten wie Le Corbusier). Daneben proklamierte die Gruppo 7 aber auch eine nationale Orientierung im Sinne einer "Romanità und Meditteraneità", einer Hinwendung zu einer römisch-mediterranen Architektursprache. Mit dieser als "Architettura Razionale" bezeichneten Architektur, die sich in Anlehnung an die europäische Moderne vor allem in dem damals noch neuen Baustoff "Spannbeton" artikulieren sollte, strebte die Gruppo 7 nach einer Anerkennung und Wertschätzung durch das faschistische Regime. Bereits 1928 vollzog die Gruppo 7 eine Umbenennung in M.A.R. Movimento Architettura Razionale (Bewegung für Rationale Architektur), 1930 erfolgte eine weitere Umbenennung in M.I.A.R. Movimento Italiano per l'Architettura Razionale (Italienische Bewegung für rationale Architektur). Hierbei wurde vor allem die nationale Prägung herausgestellt.
Wichtige Ausstellungen
Erstmals trat die Gruppo 7 bei der Biennale 1927 in Monza an die Öffentlichkeit. Es folgten weitere Ausstellungen ihrer "Architettura Razionale" in Rom: 1928 im Palazzo delle Esposizioni in der Via Nazionale sowie 1931 in der Galleria Pier Maria Bardi, die am 31. März im Beisein von Benito Mussolini eröffnet wurde. Entscheidend bei dieser zweiten Ausstellung war die überaus scharfe Kritik des M.I.A.R. an den Architekten der "Scuola Romana" (Römischen Schule) um Marcello Piacentini, deren Arbeiten durch eine Fotomontage, der "tavolo degli orrori" (Tafel der Scheußlichkeiten) verunglimpft wurden. Flankiert von einem sechs Punkte umfassenden Manifest, das sich direkt an Benito Mussolini richtete, und ein klares Bekenntnis zum Faschismus enthielt, versuchten die Architekten des M.I.A.R., den Duce für Ihre "kommende faschistische Staatsbaukunst" zu gewinnen. Doch schon am 9. Mai 1931 wurde die M.I.A.R. vom Nationalen faschistischen Architektenverband verurteilt und aufgelöst.
Zitate
"Die traditionalistische Architektur gehört der alten bürgerlichen Welt an, während die neue Architektur die revolutionären Ideale des Faschismus auszudrücken vermag." (Aus dem Manifest zur zweiten Ausstellung der "Architettura Razionale" in Rom; zitiert in: Benevolo, Leonardo: Storia dell'architettura moderna, Turin 1953, S.230)
Literatur
- Pfammatter, Ueli: Moderne und Macht; 'Razionalismo'; Italienische Architekten 1927-1942; Braunschweig: Vieweg Verlag 1990
- Danesi, Silvia / Patetta, Luciano: Il Razionalismo e l'architettura in Italia durante il fascismo, Venedig 1976
- Benevolo, Leonardo: Storia dell'architettura moderna, Turin 1953
Kategorie:- Architektur (Italien)
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