- Housing First
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Housing First, auch „rapid re-housing“ genannt, ist ein relativ neuer Ansatz der US-amerikanischen Sozialpolitik beim Umgang mit Obdachlosigkeit und eine Alternative zum herkömmlichen System von Notunterkünften und vorübergehender Unterbringung.
Im Unterschied zu anderen Programmen müssen sich die Obdachlosen bei diesem Ansatz nicht durch verschiedene Ebenen der Unterbringungsformen für unabhängige und dauerhafte Wohnungen „qualifizieren“, sondern können direkt in eine „eigene“ Wohnung ziehen. Zudem wird auch keine Abstinenz von Alkohol oder anderen Substanzen als Voraussetzung verlangt. Unterstützung und Programme können in Anspruch genommen werden, sind aber nicht verpflichtend. Der Ansatz basiert darauf, dass eine obdachlose Person oder Familie als erstes und wichtigstes eine stabile Unterkunft braucht und andere Angelegenheiten erst danach angegangen werden sollten. Die meisten anderen Programme arbeiten hingegen mit einem Modell der „Wohnfähigkeit“, was bedeutet, dass andere Probleme, die zur Wohnungslosigkeit geführt haben, zuerst behoben werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
Ergebnisse
Nach ersten Studien verringerte sich die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, in Gebieten mit einem solchen Programm um 30 Prozent,[1] sodass sogar die Zahl der Notunterbringungen reduziert werden konnte.[2] Einer Studie zufolge waren 77 Prozent derjenigen, die das Programm begannen, auch noch zwei Jahre später darin.[3] Auch Untersuchungen in Europa kamen zu dem Ergebnis, „dass Wohnstabilität nach 24 Monaten selbst bei Personen mit Doppeldiagnosen und ohne Betreuungsverpflichtung höher ist und seltener Wohnungslosigkeit eintritt als bei Kontrollgruppen mit einer Abstinenzvoraussetzung“.[4] Dabei verbessert sich nicht nur der Gesundheitszustand der Programmteilnehmer,[5] auch der Alkoholkonsum und die Kriminalitätsrate sinken, während die Bereitschaft für Therapieangebote steigt.[6] Für die Gemeinden bedeutet dies auch eine signifikante Kostenreduktion durch Rückgang von Inhaftierungen, aber vor allem durch die sinkende Nutzung von Rettungsdiensten und anderen medizinischen Versorgungsleistungen. „Selbst wenn man die Ausgaben für die Unterkunft miteinbezieht, halbierten sich die Gesamtkosten.“[7]
Literatur
- Graves, Florence; Sayfan, Hadar: „First things first: 'Housing first,' a radical new approach to ending chronic homelessness, is gaining ground in Boston“, The Boston Globe, 24. Juni 2007.
- Tsemberis S.: 'Housing first' Approach. In: „Encyclopedia of Homelessness“, Thousand Oaks 2004, CA: Sage, V1, S. 277–80.
- Tsemberis, Sam; Stefancic, Ana: Housing First for Long-Term Shelter Dwellers in a Suburban County: Traditional Housing and Treatment Services. In: The Journal of Primary Prevention 28/2007 (3), S. 265–279.
Dokumentationen
- PBS, „Home at Last?, NOW-Serie, das erste Mal gesendet am 2. Februar 2007.
Weblinks
- Artikel vom 1. April 2009 im Deutschen Ärzteblatt (abgerufen am 16. April 2011)
- Vortrag der Wiener Plattform Gesundheit und Wohnungslosigkeit (abgerufen am 16. April 2011)
- Artikel der Organisation "Beyond Shelter" (englisch, abgerufen am 16. April 2011)
- Denver Housing First Collaborative: Cost Benefit Analysis and Program Outcomes Report (PDF, englisch, abgerufen am 16. April 2011)
- Artikel vom 30. Juli 2008 in der New York Times (englisch, abgerufen am 16. April 2011)
- Artikel vom 29. September 2009 im WBUR Radio Boston (englisch, abgerufen am 16. April 2011)
Einzelnachweise
- ↑ U.S. Reports Drop in Homeless Population. New York Times (20. Juli 2008). Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ Homelessness On The Decline In Boston. WBUR Radio Boston (29. September 2010). Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ Denver Housing First Collaborative. Cost Benefit Analysis and Program Outcomes Report.. Jennifer Perlman, John Parvensky (11.Dezember 2006). Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ Housing First – Ein neuer Weg aus der Armut. Österreichische Gemeinde-Zeitung (4. Dezember 2009). Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ Denver Housing First Collaborative. Cost Benefit Analysis and Program Outcomes Report.. Jennifer Perlman, John Parvensky (11.Dezember 2006). Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ Alkoholismus: “Housing first” senkt Versorgungskosten. Deutsches Ärzteblatt (1. April 2009). Abgerufen am 16. April 2011.
- ↑ Alkoholismus: “Housing first” senkt Versorgungskosten. Deutsches Ärzteblatt (1. April 2009). Abgerufen am 16. April 2011.
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