Hyde Park (Osnabrück)

Hyde Park (Osnabrück)

Hyde Park heißt ein traditionsreicher Musikclub in Osnabrück. 1976 in einem vormaligen Ausflugslokal an der Rheiner Landstraße eröffnet, befindet sich der jetzige Standort nach drei Umzügen in einem Industriegebiet am Fürstenauer Weg. Der „Hyde Park“ ist somit die älteste Diskothek mit unveränderter Geschäftsführung in Deutschland; d.h. er ist langlebiger als der Ratinger Hof in Düsseldorf und älter als das SO 36 in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge

Die gerade mal 24-jährige Conny Overbeck pachtete das 1907 erbaute Ausflugslokal „Schweizerhaus“, um einen „progressiven Musikladen“ daraus zu machen.[1] Mit dem Konzert der ungarischen Rockgruppe „Omega“ öffnete der „Hyde Park“ am 18. Juni 1976 seine Pforten. Die Diskothek wurde ein beliebter Anlaufpunkt für nicht-konforme Jugendliche unterschiedlichster Richtungen im gesamten nordwestdeutschen Raum. Bei vielen Erwachsenen allerdings hatte der „Hyde Park“ den Ruf einer „Drogenhöhle“.[2] Recht schnell formierte sich der Protest der Anwohner aufgrund erheblicher Lärmbelästigung, vor allem durch den an- und abfahrenden Verkehr, was einer der Gründe für die städtische Führung war, die Schließung der Diskothek erreichen zu wollen. Nach langjährigen juristischen Auseinandersetzungen einigte man sich in einem Vergleich, den „Hyde Park“ an der Rheiner Landstraße am 31. Juli 1983 zu schließen und an geeigneter Stelle wiederzueröffnen.[3]

Die „Hyde-Park-Krawalle“

Bis zum vereinbarten Termin wurde kein Alternativstandort gefunden. Diese Tatsache in Verbindung mit der durch Presseberichte geschürten Hoffnung, der Betrieb des „Parks“ würde durch die Stadt Osnabrück stillschweigend geduldet werden, führte bei vielen Stammgästen zu Frustration. Anders als etwa bei der Schließung der „Scala“ (Jaguar-Club) in Herford 1981 kam es 1983 in Osnabrück zu Krawallen. Nachdem die Abschlussveranstaltung des „Hyde Parks“ am 31. Juli der Auflage gemäß um 24:00 Uhr beendet worden war, entlud sich die Enttäuschung zahlreicher Gäste in einer Straßenschlacht mit der Polizei, in deren Folge es sogar zur Stürmung des „Hyde Parks“ unter Einsatz von Tränengas-Granaten kam.[4] Die „Bild“-Zeitung titelte damals: „Osnabrück: 1000 Punker – blutige Schlacht“.[5] Auch die Tagesschau berichtete. In den folgenden Tagen kam es vereinzelt zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen aus verschiedenen Teilen Niedersachsens herbeibeorderten Hundertschaften der Polizei und zahlreichen Jugendlichen.

Die verschiedenen Standorte des „Hyde Parks“

Nach einigen Übergangsveranstaltungen in der „Halle Gartlage“ wurde als Provisorium ein Zirkuszelt im Urlager Esch am Fürstenauer Weg errichtet.[6] Wie am früheren Standort machten auch hier viele internationale Rock- und Popgruppen Station. Aufgrund der schlechten Geräuschisolierung kam es aber auch hier zu Anwohnerprotesten. Da kein passendes bestehendes Objekt gefunden werden konnte, wurde an gleicher Stelle ein Holzbau errichtet, welcher der Form eines Zirkuszeltes nachempfunden wurde. Im Jahre 2000 wurde der Pachtvertrag mit der Stadt nicht verlängert, so dass der „Hyde Park“ abermals umziehen musste, nun einige hundert Meter weiter, in eine achteckige Stahlbaukonstruktion auf der anderen Straßenseite. An diesem vorerst letzten Standort findet der Disco- und Konzertbetrieb bis heute statt – zum Teil mit den Enkelkindern der ersten „Hyde Park“-Besucher als Publikum.

Belege

  1. Interview mit Conny Overbeck auf www.hyde-park-kult.de (Stand: 12. März 2011)
  2. Es war Heroin: Die Spur führt in den Hyde-Park, in: Neue Osnabrücker Zeitung, vom 3. November 1979
  3. Ein neues Haus für den „Park“? Der umstrittene Hyde Park schließt zum 1. Juli, in: Neue Osnabrücker Zeitung vom 13. April 1983
  4. Mit Tränengas gegen die Krawallmacher. Brutale Ausschreitungen: Zwei Schutzleute schwer verletzt, in: Neue Osnabrücker Zeitung vom 2. August 1983
  5. Osnabrück: 1000 Punker – blutige Schlacht, in: Bild vom 2. August 1983
  6. Die Odyssee einer Kult-Diskothek. Oft tot gesagt und dennoch lebendig: Hyde Park ist Magnet für Jugendliche, in: Neue Osnabrücker Zeitung vom 13. Juli 2001

Literatur

  • Harald Keller, Reiner Wolf (Hrsg.): „Hyde Park“-Memories. Ein Osnabrücker Musikclub und seine Geschichte(n). Oktober Verlag, Münster 2011.
  • Peter Schmerenbeck (Hrsg.): Break on through to the other side. Tanzschuppen, Musikclubs und Diskotheken in Weser-Ems. Katalog zur Sonderausstellung im Schlossmuseum Jever vom 1. September 2007 bis 27. April 2008, Oldenburg 2007.

Weblinks

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