Integrierte Lösungsorientierte Psychologie

Integrierte Lösungsorientierte Psychologie

Die ILP - Integrierte lösungsorientierte Psychologie ist eine Methode in Psychotherapie und Coaching.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Entwicklung

In den letzten Jahrzehnten wurden in Psychotherapie und Coaching neue Denk- und Arbeitsweisen entwickelt, die sich eher auf Lösungen konzentrieren anstatt Probleme zu analysieren. Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf die Kompetenzen der Klienten, statt sich auf ihre Defizite zu konzentrieren. Therapie- und Coachingverfahren, die so arbeiten, werden lösungs-, ressourcen- oder kompetenzorientiert genannt.

Obwohl diese Verfahren sich in psychotherapeutischen Behandlungen bewähren, lassen sie sich eher als Coaching beschreiben und verstehen. Es werden nicht Störungen behandelt, sondern die Klienten erwerben oder verstärken Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen. Dieser Coachingcharakter der lösungsorientierten Verfahren soll den Klienten den Makel nehmen, behandlungsbedürftig zu sein.

Begründer der Methode

Der Begründer dieser Methode ist der Buchautor und Dozent Dietmar Friedmann. Nach Weiterbildungen in Verfahren der humanistischen Psychologie (GT und TA) begann er um 1980 mit der Entwicklung eines lösungs- und prozessorientierten Therapie- und Coachingverfahrens, das er zunächst „Integrierte Kurztherapie“ und später „Integrierte Lösungsorientierte Psychologie (ILP)“ nannte. 1990 begann er seine Ausbildungstätigkeit für Psychotherapie und psychologische Beratung und gab diese Ausbildungsmethode im Rahmen eines Franchisesystems an Interessierte in Deutschland und in der Schweiz weiter.

Die Methode: Integrierte Lösungsorientierte Psychologie/Psychotherapie (ILP)

Die anfänglichen Zielsetzungen (um 1990) waren, die wirksamsten Methoden der in den letzten Jahrzehnten entwickelten Therapien (etwa seit 1980) zu integrieren (besonders Lösungsorientierte Kurztherapie, Systemische Therapie, Fortgeschrittenes NLP).

ILP geht davon aus, dass der Mensch sich in seinem Alltag in den drei Bereichen Fühlen, Denken und Handeln bewegt. Diese Kompetenzen sind jedoch keine isolierten Fähigkeiten, sondern Ergebnisse unterschiedlicher Prozesse, an denen immer alle drei Aspekte (Fühlen, Denken, Handeln) in unterschiedlicher Weise beteiligt sind. Inhalte und Abläufe dieser Kompetenzprozesse bestimmen das Vorgehen in der ILP. In der ILP finden sich Methoden verschiedener Therapieverfahren, die in unterschiedlichem Maße weiter entwickelt oder durch eigene Methoden ergänzt wurden,

und die Erweiterungen auf der Grundlage einer kompetenz- und prozessorientierten Persönlichkeitspsychologie.

Bei manchen (individuellen) ILP-Konzepten besteht eine relativ große Ähnlichkeit zu Konzepten und Methoden anderer Autoren oder Verfahren, etwa die kompetenz- und prozessorientierte Persönlichkeitspsychologie zum Enneagramm. Die Ähnlichkeit entsteht dadurch, dass gleiche Aspekte der menschlichen Wirklichkeit untersucht wurden, sowie aus der Absicht Dr. Friedmanns, durch eine ähnliche Gestaltung die Kompatibilität zu erhöhen.

Lösungsorientierte Kurztherapie

Die Lösungsorientierte Kurztherapie nach de Shazer geht von Anfang an von Lösungen aus und kümmert sich wenig um Probleme und um das, was im Leben der Klienten nicht funktioniert. Da gegenwärtige Probleme das Ergebnis früheren ungünstigen Verhaltens sein sollen, lassen sie sich gemäß diesem Ansatz nicht lösen, da die Vergangenheit nicht mehr verändert werden kann. Statt dessen konzentriert sich die lösungsorientierte Kurztherapie auf die gegenwärtigen Möglichkeiten, Voraussetzungen für künftige Lösungen zu schaffen. Entscheidend dafür sind attraktive und realisierbare Ziele, die Analyse vorhandener Ressourcen und die emotionale Vorwegnahme von Lösungen (hypothetische Lösungen oder Lösungsfilme).

Fortgeschrittenes tiefenpsychologisches NLP

NLP, das Neurolinguistische Programmieren lässt sich ebenfalls weiterentwickeln. Probleme entstehen nach dieser Ansicht in der Regel dadurch, dass veraltete, unbewusste Lösungsstrategien verfolgt werden. Am Anfang der Psychotherapie stand die Idee, dass Erfahrungen und Entscheidungen aus der frühen Kindheit unser Leben prägen. Waren sie positiv und konstruktiv, ermöglichen sie ein reiches Leben mit vielen Möglichkeiten, waren sie negativ und destruktiv, erwartet die Betroffenen ein armes Leben mit vielen Einschränkungen. Im Erwachsenenalter ist es ohne wirksame therapeutische Hilfe schwierig, die tief verankerten und lange eingeübten Muster aus der Kindheit zu verändern. Sie zu erkennen ändert noch wenig an ihrer Wirksamkeit, etwas mehr, wenn sie in einem therapeutischen Rahmen erneut durchlebt werden. Doch erst die Entdeckungen des fortgeschrittenen NLP, wie diese alten Muster in uns organisiert sind und wie sie stabil verändert werden können, soll es möglich machen, die tiefenpsychologische Herausforderung erfolgreich anzugehen.

Die Kombination aus tiefenpsychologischem Wissen (beispielsweise aus der Transaktionsanalyse), ihren typspezifischen Ausprägungen (prozess- und kompetenzorientierte Persönlichkeitstypologie) und Methoden aus dem fortgeschrittenen NLP kennzeichnet die tiefenpsychologische Arbeit in der ILP zur Veränderung von sogenannten Glaubenssätzen, Erwartungshaltungen und Identitäten.

Systemisch-energetische Therapie

Die systemischen Aspekte in der ILP unterscheiden sich von anderen systemischen Verfahren dadurch, dass mit dem einzelnen Mitglied eines Systems gearbeitet wird und dass dafür Methoden entwickelt wurden, welche direkt wirksame Veränderungen erzielen sollen. Diese Methoden sind hauptsächlich ein weiterentwickeltes Tit For Tat (nach De Shazer), die systemische Energieumwandlung (verwandt der Reintegration abgespaltener Ich-Anteile nach Perls) und das Systemische Handeln (systemische Kommunikation, Integrität und Verantwortung).

Dazu kommen systemische Methoden wie Pacen, Überholen und Dahinterbleiben, paradoxe Interventionen, Musterunterbrechungen oder der Wechsel der Sitzplätze in der Partnertherapie. Der Ansatz beim Einzelnen bedeutet nicht, dass gruppendynamische Prozesse nicht beachtet werden. Das ‚System als Patient‘ wird für ILP dort interessant, wo es um die Wirkungen organisatorischer Bedingungen geht, die alle Mitglieder des Systems in ihrem Erleben und Verhalten beeinflussen. In Beziehungen nehmen die einzelnen Personen meistens eine feste Position, eine sogenannte Rolle ein. Durch die energetische Besetzung der einzelnen Positionen wird das System stabilisiert. Ändert nun eine Person ihre Position und gibt diese dadurch energetisch frei, gerät das System in Bewegung und Veränderung findet statt.

Autonomietraining

Das von alten Mustern bestimmte Verhalten beschreibt E. Berne (Transaktionsanalyse) als Spiele oder Friedmann als Fallen. Die Spielneigungen sind grundtypspezifisch. Umgangssprachlich ausgedrückt haben Gefühlsmenschen eine Neigung zu Retterspielen, Denker tendieren zu Opferspielen und Macher bevorzugen Verfolgerspiele. Vorbeugung und Alternativen zu Spielen ist der Gebrauch der jeweiligen Schlüsselfähigkeiten als Einstieg in die grundtypspezifischen Kompetenzprozesse. Für Gefühlsmenschen gilt es ins Erkennen zu gehen, für Denker ins Handeln und für Macher ins Fühlen. Das war eine der ersten und wichtigsten Entdeckungen in der ILP und der Beginn einer kompetenz- und prozessorientierten Therapie. Ein zweiter Aspekt eingeschränkten Verhaltens sind die Fallen. Sie sind untertypspezifisch, laufen quer zu den Grundtypen. Es sind die Abhängigkeitsfalle, die Sorgenfalle und die Selbstzweifelfalle. Das Autonomie-Training wurde aus ersten Erkenntnissen im Jahre 2001 weiter entwickelt.

Im Autonomie-Training geht es darum, das jeweilige Fallenverhalten zu erkennen und die Wege aus den Fallen zu trainieren. Pauschal gesagt gilt es für den Abhängigkeitstyp sich auf seine Erfahrungen, sein Erkennen und sein Ich zu besinnen. Dem Sorgentyp hilft es, sich auf das Fühlen, das Du und die Gegenwart einzulassen. Und der Selbstzweifler kommt dadurch aus seiner Falle oder vermeidet sie, indem er sich auf das Handeln, die Zukunft und das Wir konzentriert.

Kompetenz-Beratung

Grundlage der Kompetenz-Beratung ist die Idee, dass Kompetenzen nicht aus einzelnen Fähigkeiten oder einem Bündel von Fähigkeiten bestehen, sondern aus Prozessen. Jeder Kompetenz-Prozess beinhaltet mentale, emotionale und praktische Fähigkeiten. Das unterstreicht, dass ohne emotionale Intelligenz keine echte Kompetenz möglich ist. Das dürfte eine Erklärung dafür sein, warum unsere Gesellschaft trotz wachsender Probleme sich seit Jahrzehnten eher unfähig zeigt, Reformen zu realisieren, die allen Beteiligten zugute kommen.

Kompetenz- und prozessorientierte Persönlichkeitstypologie

Persönlichkeitstypologien gelten in den wissenschaftlichen Ausbildungen oft als vorwissenschaftliche Modelle mit der Tendenz der sich selbst bestätigenden Vorannahmen. Dazu trägt bei, dass die meisten Persönlichkeitstypologien phänomenologisch vorgehen. Sie beschreiben beobachtbare Eigenschaften der Persönlichkeitstypen. Das ist relativ ungenau, da diese Beobachtungen weder unterschiedliche Entwicklungen der Persönlichkeiten, noch neurotische Beeinträchtigungen oder die Reaktionen auf unterschiedliche Situationen berücksichtigen. Trotzdem sind die Übereinstimmungen unterschiedlicher Typologien (beispielsweise die psychoanalytischen Strukturtypen und das Enneagramm) so hoch, dass sich übereinstimmende, deutlich unterscheidbare Persönlichkeitstypen abzeichnen.

ln der ILP werden die Persönlichkeitstypen als Prozesse beschrieben. Das ermöglicht, phänomenologische Beobachtungen den persönlichkeitstypischen Prozessen zuzuordnen und sie als Ausdruck dieser Prozesse zu verstehen. Dieses Prozess-Modell der Persönlichkeitstypen (etwa seit 1980) kann ebenso die unterschiedlichen psychischen Störungen erklären, wie die Veränderungen durch die Persönlichkeitsentwicklung.

Literatur

  • Richard Bandler: Veränderungen des subjektiven Erlebens. Junfermann, 2007
  • Dietmar Friedmann: Die drei Persönlichkeitstypen und ihre Lebensstrategien – wissenschaftliche und praktische Menschenkenntnis. 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2007
  • Dietmar Friedmann: ILP - Integrierte Lösungsorientierte Psychologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004
  • Klaus Fritz, D. Friedmann: Denken, Fühlen, Handeln – Mit psychographischer Menschenkenntnis besser arbeiten und leben. Rosenberger, 2007
  • Steve de Shazer: Wege der erfolgreichen Kurztherapie. Klett-Cotta, 2005
  • John L. Walter, Jane E. Peller: Lösungsorientierte Kurztherapie. Modernes Lernen, 2004

Weblinks


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