- Justizzentrum Eike von Repgow
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Das Justizzentrum Eike von Repgow ist der gemeinsame Sitz mehrere Gerichte sowie der Staatsanwaltschaft in Magdeburg.
Im Justizzentrum ist das Amtsgericht Magdeburg, Sozialgericht Magdeburg, Arbeitsgericht Magdeburg, Verwaltungsgericht Magdeburg, Oberverwaltungsgericht Magdeburg sowie die Staatsanwaltschaft Magdeburg ansässig. Seit dem Jahr 2009 ist das Justizzentrum nach dem in Magdeburg im Mittelalter wirkenden Rechtsgelehrten Eike von Repgow benannt. Das Zentrum befindet sich in der Magdeburger Altstadt am Breiten Weg 203-206.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Architektur
Das historistische, viergeschossige Gebäude in dem sich das Justizzentrum befindet wurde in den Jahren 1895 bis 1899 im Zuge einer Zentralisierung als Kaiserliche Post errichtet und diente über mehr als 100 Jahre als Hauptpost der Stadt. Noch heute (Stand 2010) ist im südlichen Teil des Gebäudes eine große Filiale der Deutschen Post AG untergebracht. Die Pläne des Gebäudes wurden von dem für die Oberpostdirektion tätigen Architekten Paul Sell erarbeitet. Auch ein Architekt Schöne wird benannt.[1] Der Bau war zur Bauzeit stark umstritten, da dafür das Rochsche Haus von 1595 und die Deutsch-Reformierte Kirche, Taufkirche des späteren Generals Friedrich Wilhelm von Steuben, abgerissen wurden.
Das aus vier Flügeln bestehende, sehr große Gebäude wurde in Anlehnung an den Stil der niederländischen Spätgotik und Renaissance gebaut. Durch seine Größe und das schlossartige Gepräge ist es das dominierende Gebäude am südlichen Breiten Weg, der historischen Hauptstraße der Stadt. Die zum Breiten Weg zeigende Fassade ist mit Sandsteinplatten in Werksteingestaltung verkleidet und üppig gotisierend dekoriert. Drei flache Risalite werden jeweils von einem Schweifgiebel bekrönt. Der breite mittlere Risalit ist mit figürlichem Dekor, Kaiser Otto I. und seine Frau Editha darstellend, versehen. Die schmaleren Risalite verfügen über polygonale Erker mit Maßwerk. Die Eingangsbereiche verfügen über neogotische Steinrippengewölbe. An der südlichen Ecke befindet sich ein fast quadratischer Turm, der für die Telegraphenstation diente.
Die Fassaden der Süd- und Westseite wurden im Stil der deutschen Renaissance als Putzbau errichtet und sind mit roten Sandsteinelementen verziert. Bemerkenswert ist dabei vor allem die zur Max-Josef-Metzger-Straße zeigende Westfassade. In Reaktion auf die Kritik am beabsichtigten Abriss des Rochschen Hauses hatte man gegenüber der Öffentlichkeit eine Fassadengestaltung nach dem Vorbild des Gebäudes versprochen und setzte dies auf der Rückseite des Gebäudes in Teilen um. Die dort befindlichen Durchfahrten und der mit Reliefdekor versehene kastenartige Erker lehnen sich frei an das Vorbild des Rochschen Hauses an. Im übrigen besteht auch hier eine Werksteingliederung. Es entstand ein dreigeschossiger Putzbau mit einem großen Ziergiebel, darunter eine tonnengewölbte, von Säulen in zwei Fahrbahnen geteilte Durchfahrt auf den Innenhof. Die Tonnengewölbe sind von Stichkappen durchbrochen. Dazu seitlich versetzt ein zweigeschossiger Gebäudeteil mit hohem Volutengiebel. Der Erker ist mit figürlichem Dekor verziert. Nördlich hiervon schließt sich ein um 1900 entstandener zwei bis dreigeschossiger verputzter Gebäudeteil mit Segmentbogenfenstern an, der ursprünglich als Pferdestall und Remise diente.
Das Gebäude trug im 2. Weltkrieg zwar Schäden davon, blieb jedoch im Wesentlichen gut erhalten. Von 1974 bis 1986 wurde die Sandsteinfassade restauriert und die hier noch bestehenden Kriegsschäden beseitigt. Im ersten Jahrzehnt erfolgte dann der Umbau zum Justizzentrum, in das die bis dahin über das Stadtgebiet verstreut liegenden Gerichte zentral untergebracht wurden.
Gedenktafeln
Steubentafel
An der Hauptfassade befinden sich zwei Gedenktafeln. Die Nördliche stammt aus dem Jahr 1937 und erinnert an den Standort der Taufkirche Steubens. Sie war ein Gastgeschenk der National Society Daughters of the American Revolution und wurde dem damaligen Oberbürgermeister überreicht. Sie trägt die Inschrift: In der alten deutschreformierten Kirche, die früher hier stand, wurde der General Friedrich Wilhelm von Steuben am 24. September 1730 getauft. The Daughters of the American Revolution Dorothea von Steuben-Chapter in Germany.
Ruhm und Ehre
Die weiter südlich befindliche Tafel wurde vom Bildhauer Walter Bischof geschaffen und in den 1960er Jahren angebracht. Sie erinnert an die Menschen die bei einer Kundgebung streikender Arbeiter am 9. April 1919 von einer Kompanie Freiwilliger Landjäger des Generals Georg Ludwig Rudolf Maercker erschossen wurden. Im oberen Teil der Tafel wird eine Fahne von einer Faust gehalten. Darunter die Inschrift: Ruhm und Ehre den revolutionären Magdeburger Arbeitern, die an dieser Stelle am 9. April 1919 von der konterrevolutionären Maerker-Soldateska ermordet wurden Darunter befinden sich die Namen der Erschossenen: Otto Appenrout, Gustav Engelhardt, Walter Flemmig, Walter Haase, Otto Jahns, Alwine Kieler, Wilhelm Knoche, Johann Ludwig, Friedrich Merkel, Adalbert Walczak.
Literatur
- Folkhard Cremer, Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, Seite 573 f.
- Heinz Gerling, Denkmale der Stadt Magdeburg, Helmuth-Block-Verlag Magdeburg 1991, ISBN 3-910173-04-4 (formal falsche ISBN), Seite 88
- Sabine Ullrich, Magdeburg – Architektur und Städtebau, Verlag Janos Stekovics Halle 2001, ISBN 3-929330-33-4, Seite 72
- Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag Pertersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 142 ff.
Einzelnachweise
- ↑ Folkhard Cremer, Dehio Handbuch, Seite 574
52.12683511.632797Koordinaten: 52° 7′ 37″ N, 11° 37′ 58″ OKategorien:- Bauwerk in Magdeburg
- Justizgebäude in Deutschland
- Erbaut in den 1890er Jahren
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