- Kalpa (Mythologie)
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Kalpa (Sanskrit: कल्प, kalpa; Weltperiode, Äon, Pali: kappa) bezeichnet einen sehr langen Zeitabschnitt, der die längste Zeiteinheit in der zyklischen Kosmologie von Hinduismus und Buddhismus darstellt. Ein Kalpa bezeichnet die Zeit, die das Universum braucht, um zu entstehen, zu vergehen und in den Urgrund des kosmischen Ozeans, der Formlosigkeit und Undifferenziertheit ist, zurückzukehren
Inhaltsverzeichnis
Hinduismus
In den Puranas werden Kalpas auf die Götter Vishnu und Brahma bezogen. Nach jedem Kalpa schläft Vishnu auf seinem Lager, dass aus der Schlange Shesha bereitet ist. Von der Schöpfung ist nichts übrig außer dem Ozean, nicht einmal die Götter existieren, alle Welten sind verdunkelt. Aus Vishnus Freude am göttlichen Spiel entsteht aus Vishnus Nabel ein Lotos, in dem Brahma erscheint. Vishnu erklärt Brahma, dass er Ursprung und Auflösung der gesamten Schöpfung sei. Brahma erklärt ebenfalls er sei ein Schöpfer. Vishnu tritt in Brahmas Bauch ein und sieht dort alle Welten. Daraufhin tritt Brahma in Vishnus Bauch ein, sieht dort aber nichts, da Vishnu alle Türen geschlossen hat.
Kalpa ist nach der indischen Lehre vom Weltall auch ein Tag Brahmas, der einen Zeitraum von 4.320.000 Jahren umfasst und dessen Leben hundert Brahma-Jahre dauert. Die bekannteste kosmologische Zeitrechnung des Hinduismus sind die Yugas. Ein Kalpa dauert, obwohl es unterschiedliche Berechnungen gibt, tausend Weltzeitalter (Mahayugas), die 12 000 Götterjahren und 4.320.000 Menschenjahre dauern, die sich auf die vier Yugas verteilen.
Ein Tag Brahmas und eine Nacht Brahmas lassen einen Kosmos von der Schöpfung bis zum Verlöschen des Kosmos entstehen, an dessen Ende steht die Auflöung der Welt, die dann unentfaltet ruht, bis eine neue Schöpfung hervortritt.
Nach 100 Brahma Jahren (40 Milliarden Menschenjahre), geht die Welt endgültig unter und löst sich in die feinstoffliche Urmaterie auf, bis durch göttliche Macht oder von alleine ein neure Zyklus beginnt.
Weiter bezeichnet Kalpa eines der sog. Hilfsmittel des Veda, der Vedangas. Es handelt sich um hinduistische Ritualliteratur, die aus der Notwendigkeit entstand, die Regeln für die Opferrituale in kürzerer und übersichtlicherer Form zu komprimieren, um für die praktischen Belange der Priester (Brahmanen) besser geeignet zu sein.
Buddhismus
Im Buddhismus bezeichnet Kalpa ein Äon mythologischer Zeitrechnung.
Ein Kalpa unterteilt sich in folgende vier Perioden:[1]
- Weltuntergang (samvatta-kappa, ‘abnehmende Welt')
- Fortdauer des Chaos (samvattatthāyī)
- Weltentstehung (vivatta-kappa)
- Fortdauer der entstandenen Welt (vivattatthāyī)
Um die Dauer eines solchen Zeitabschnittes zu veranschaulichen, wird oft folgendes Gleichnis aus dem Samyutta-Nikaya verwendet.
„Wenn sich da, o Mönch, ein Felsblock befände aus einer einzigen Masse, eine Meile lang, eine Meile breit, eine Meile hoch, ungebrochen, ungespalten, unzerklüftet, und es möchte alle hundert Jahre ein Mann kommen und denselben mit einem seidenen Tüchlein einmal reiben, so würde wahrlich, o Mönch, der aus einer einzigen Masse bestehende Felsblock eher abgetragen sein und verschwinden als eine Welt. Das, o Mönch, ist die Dauer einer Welt. Solcher Welten nun, o Mönch, sind viele dahingeschwunden, viele hunderte, viele tausende, viele hunderttausende. Wie aber ist das möglich? Unfaßbar, o Mönch, ist diese Daseinsrunde (samsāra), unerkennbar der Beginn der Wesen, die im Wahne versunken und von dem Begehren gefesselt die Geburten durchwandern, die Geburten durcheilen“
– Samyutta Nikaya 15-5[2]
Siehe auch
Literatur
- Axel Michaels: Der Hinduismus. Geschichte und Gegenwart. München, C. H. Beck 2006
- Denise Cush, Catherine Robinson, Michael York (Hrsg.): Encyclopedia of Hinduism. Routledge, London 2008
Einzelnachweise
- ↑ Nyānatiloka: Buddhistisches Wörterbuch. Verlag Beyerlein & Steinschulte, 1999, ISBN 3-931095-09-6.
- ↑ palikanon.com: kappa
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