Veda

Veda

Schriften des
Hinduismus

Shruti

  • Veda
  1. Rigveda
  2. Samaveda
  3. Yajurveda
  4. Atharvaveda

jeweils mit den Abteilungen:

Smriti

Veda (Sanskrit, m., वेद, veda, wörtl.: „Wissen“) ist eine zunächst mündlich überlieferte, später schriftlich fixierte Sammlung religiöser Texte im Hinduismus. Für die meisten hinduistischen Strömungen ist ihre grundlegende Autorität unbestritten. Den Kern des Veda bilden die Texte der Shruti, das sind von Rishis (Weisen) „gehörte“ Texte, also Offenbarungen.

Da es sich um Texte handelt, deren exakte Rezitation wichtig war, wurden sie mit großer Genauigkeit mündlich überliefert. Das Wissen durfte ursprünglich nur an „zweimalgeborene“ Menschen (Dvijas) weitergegeben werden. Ab etwa dem 5. Jahrhundert n. Chr. wurden einzelne Texte vermutlich auch schriftlich aufgezeichnet, aber nach wie vor als brahmanisches Geheimwissen betrachtet. Noch bis in die Moderne blieben die Brahmanen skeptisch gegenüber dem Buchdruck vedischer Texte.[1] Auch heute noch gibt es Brahmanen, die die Veden auswendig beherrschen.

Es gibt vier Veden: Rigveda, Samaveda, den weißen und den schwarzen Yajurveda und den Atharvaveda. (Mitunter werden die Agamas, aus denen sich die Tantra-Lehre entwickelt hat, als der fünfte Veda bezeichnet.)

Die Begriffe „Veda“ und „vedisch“ werden in Indien auch im weiteren Sinne mit der Bedeutung „Wissen“ verwendet und beziehen sich nicht nur auf Texte, sondern auf das religiöse und weltliche Wissen schlechthin.

Die Tradition der vedischen Gesänge wurde von der UNESCO unter die Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Textschichten

Rigveda in Sanskrit, Handschrift aus dem 19. Jahrhundert

Die älteste Schicht (ca. 1200 v. Chr. bis 900 v. Chr.) des Veda bilden die vier Samhitas (Sammlungen). Sie bilden den eigentlichen Kern des Veda:

  • die Rigveda-Samhita, (Hymnen)
  • die Samaveda-Samhita, (Lieder)
  • die Yajurveda-Samhita, mit Vajasaneyi-Samhita (gehört zum weißen Yajur Veda), Maitrayani-Samhita (gehört zum schwarzen Yajur Veda), (Opferformeln)
  • die Atharvaveda-Samhita, (magische Formeln)

Die nächste Schicht (ca. 800 v. Chr. bis 600 v. Chr.) bilden die Brahmanas (Ritualtexte):

  • z. B. das Aitereya-Brahmana (gehört zum Rigveda)
  • z. B. das Shatapatha-Brahmana (gehört zum weißen Yajurveda)

Dann kommen die Aranyakas („Waldtexte“):

  • z. B. das Kaushitaki-Aranyaka (gehört zum Rigveda)
  • z. B. das Taittiriya-Aranyaka (gehört zum schwarzen Yajurveda)

Und zuletzt (ca. 700 v. Chr. bis 500 v. Chr.) kommen die Upanishaden (philosophische Lehren). Jedoch werden nicht alle Upanishaden zum Veda gerechnet.

  • z. B. die Aitereya-Upanishad (gehört zum Rigveda)
  • z. B. die Chandogya-Upanishad (gehört zum Samaveda)
  • z. B. die Taittiriya-Upanishad (gehört zum schwarzen Yajurveda)
  • z. B. die Mundaka-Upanishad (gehört zum Atharvaveda)

Man muss jedoch berücksichtigen, dass diese Textschichten nicht immer wirklich getrennt waren, da es sich um mündlich tradierte Texte handelte. Der Name Brihadaranyaka-Upanishad macht deutlich, dass dieser sehr wichtige Text ein Aranyaka und eine Upanishad enthält. Die Brihadaranyaka-Upanishad ist wiederum Teil des Shatapathabrahmana. Vor allem bei Brahmanas, Aranyakas und Upanishaden gibt es starke Überschneidungen: die Chandogya Upanishad z. B. ist Teil des Chandogya Brahmana.

Samhitas

Die Samhitas sind in einer frühen Form des Sanskrit, dem nach dem Veda benannten Vedischen geschrieben. Sie enthalten vor allem Texte, die von den Priestern der Vedischen Religion beim Opferzeremoniell gesprochen oder gesungen wurden. Die späteren Upanishaden sind in Sanskrit verfasst.

Die Riksamhita (Rig Veda) enthält 1028 Hymnen in zehn Liederkreisen („Mandalas“) mit insgesamt über 10.000 Versen („ric“, daher der Name), der Samaveda (saman = „Melodie“) umfasst fast ausschließlich Verse aus dem Rigveda, die nach liturgischen Gesichtspunkten anders angeordnet sind. Der Yajurveda ist in zwei Fassungen überliefert, dem „schwarzen“ (krishna) und dem „weißen“ (shukla) Yajurveda. Er ist in Prosa geschrieben und enthält hauptsächlich Mantras (yajus = „Opferspruch“). Der Atharvaveda überliefert neben altem auch jüngeres Material als die anderen Veden, in ihm finden sich viele Zaubersprüche und magische Hymnen.

Die ersten drei Veden werden nach indischer Tradition auch als „Dreifaches Wissen“, trayi vidya, bezeichnet, der Atharvaveda wurde erst später mit ihnen gleichgestellt. Nach westlicher Schätzung geschah dies vielleicht im 3. Jh. v. Chr., als die Atharvaveda-Samhita ihre feste Form erhielt. Die drei anderen Veden wurden bereits früher kanonisiert, für den Rigveda wird eine Entstehungszeit von ca. 1200 v. Chr. bis 900 v. Chr. angenommen. Im Hinduismus glaubt man jedoch, dass die Texte etliche Tausend Jahre älter sind.

Brahmanas

An die vier Samhitas schließen sich weitere Texte an, die auch zur Shruti (und damit zum Veda im weiteren Sinne) gehören. Die Brahmanas sind in Prosa verfasste Ritualtexte, die eine Opfertheologie entfalten. Nicht selten enthalten die Brahmanas auch ein Aranyaka und eine Upanishad.

Aranyakas

Die Aranyakas („Waldtexte“) sind mystische Geheimlehren, die nicht im Dorf, sondern im Wald gelehrt wurden. Sie enthalten Opfersymbolik und priesterliche Philosophie. Ursprünglich handelte es sich meist um einzelne Kapitel der Brahmanas, die als Texte für das dritte Lebensstadium, den Vanaprastha (in der Waldeinsamkeit Lebender) gedacht waren, und später eigenständige Texte für die brahmanischen Schulen wurden.

Upanishaden

Die Upanishaden (wörtl.: „sich um (den Lehrer) herum setzen“) sind spirituelle Erkenntnisse und „Geheimlehren“, die im direkten Austausch zwischen Lehrer und Schüler vermittelt wurden. Diese Texte dürften zwischen 700 und 500 v. Chr. entstanden sein. In den Upanishaden wurde die Basis dessen formuliert, was auch noch Jahrhunderte später die Philosophie und Religion Indiens bestimmte: die Lehre von Atman und Brahman, Samsara und Karma. Insbesondere die 10 mukhya upanishads (Haupt-Upanishaden) haben den späteren Hinduismus geprägt.

Vedische Gesänge

Die Tradition des Singens vedischer Hymnen wurde im Jahr 2003 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Ein Beispiel: „Geh hin zur Mutter, gehe hin zur Erde, Der weitgestreckten, breiten, segensreichen … Öffne dich, Erde, tu ihm nichts zuleide, Empfang ihn freundlich und mit liebem Grusse.“ (Zitat eines vedischen Gesangs aus Königsberger Beiträge, Verl. Gräfe & Unzer 1929: „Zur Erinnerung an R. Otto Franke“, S. 104-124).

Andere Texte

Manchmal werden auch Texte der Smriti („Erinnertes“, der weltlichen Tradition zugehörige Texte) zum Veda hinzugezählt (wie das Mahabharata), hier besteht jedoch kein Konsens.

Zur Smriti schließlich zählen die Vedangas („Glieder des Veda“), das sind Hilfswissenschaften zum Verständnis und zur korrekten Überlieferung des Veda. Dazu gehören Phonetik, Metrik, Grammatik, Etymologie, Astronomie und Ritual.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Axel Michaels: Der Hinduisumus, Geschichte und Gegenwart. Verlag C. H. Beck München

Literatur

Weblinks


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