Kapitänsmusiken

Kapitänsmusiken
Manuskript des Schlusschores aus dem Oratorium der Kapitänsmusik von 1730 "So gehe hin und iß dein Brot mit Freuden"

Unter Hamburger Kapitänsmusiken versteht man Werke, die zum jährlich stattfindenden Hamburger Fest der Bürgerwache im 18. Jahrhundert aufgeführt wurden, bei dem die Bürgerkapitäne der Stadt geehrt werden. Die Musiken wurde u.a. von Georg Philipp Telemann geschrieben. Viele dieser Werke sind verloren gegangen oder nur zum Teil erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt und Aufbau

Die Kapitänsmusiken sind in ein geistliches Oratorio und eine weltliche Serenata eingeteilt. Das Oratorio wurde vor dem ausgedehnten Festmahl gespielt. Während des Essens und zum Übergang in die Abendstunden wurde die Serenata aufgeführt. Dabei wirkten nicht nur Berufsmusiker mit, sondern in den Ensembles musizierten auch einfache Bürger.

Das Oratorio und die Serenata beginnen jeweils mit einem Chor oder einem Choral, darauf folgen im Wechsel Rezitative und Arien. Das Ende wird von einem Schlusschoral oder Chor gebildet. Der Inhalt der Kapitänsmusiktexte war von gewissen Grundgedanken geprägt. Zu diesen gehörten Themen wie die wehrhafte Stadt und die Herstellung des Friedens. Sonst wurde den Komponisten jedoch Freiraum für die Komposition gelassen. Oft wurden aktuelle Ereignisse behandelt wie z.B. die Türkenkriege. Der Inhalt des Oratoriums war geistlich geprägt. Gott wurde gelobt und das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung geistlich untermauert.

Der Inhalt der Serenata war weltlich gehalten. Dazu zählten Themen wie die Elbe oder Krieg und Frieden, die oft in fiktiven musikalischen Dialogen von einem Kriegs- und einem Friedensgeist dargestellt wurden. Die inhaltlichen Aspekte waren also trotz der prägenden Grundgedanken oft sehr unterschiedlich. Der formale äußerliche Aufbau war jedoch sehr ähnlich.

Historischer Hintergrund

Als Teilstaat des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation geriet Hamburg in der Zeit der Türkenkriege in schwere Bedrängnis. Dichter und Musiker schrieben und komponierten darüber. Doch hauptsächlich sprach sich in den Dichtungen für die Kapitänsmusiken die Hoffnung auf baldigen Frieden aus. Der Hansestadt Hamburg als internationalem Handelsplatz war sehr an einer stabilen Welt und Wirtschaft gelegen. Wenn ein Krieg ausbrach, wurde normalerweise auf die Bürgerwache zurückgegriffen, die von den so genannten Kapitänen angeführt wurde. Diesen oblagen nicht nur militärische Aufgaben, sondern auch kommunale Verpflichtungen wie z.B. die Aufsicht über alle Fremden, die in die Stadt kamen.

Komponisten

Telemann komponierte 44 Kapitänsmusiken, von denen noch 9 vollständig und 3 in Teilen erhalten sind.

TWV Jahr Teile Oratorium Teile Serenate Libretto Bemerkung
15:2 1724 14 17 Johann Philipp Praetorius vollständig erhalten, eingespielt
15: 1728 - 27 Johann Philipp Praetorius oder Christoph Gottlieb Wend nur Serenate erhalten
15: 1730 19 29 Oratorium: Georg Philipp Telemann Serenate: Johann Georg Hamann vollständig erhalten, Oratorium eingespielt
15: 1736 20 23 Joachim Johann Daniel Zimmermann vollständig erhalten
15: 1738 25 24 Jacob Friedrich Lamprecht vollständig erhalten, eingespielt
15: 1742 23 19 Friedrich Wilhelm Rohloffs vollständig erhalten
15:15 1744 27 25 Nikolaus Dietrich Gisecke vollständig erhalten, eingespielt
15: 1755 21 23 Oratorium: Heinrich Gottlieb Schelhaffer Serenate: Michael Richey vollständig erhalten, eingespielt
15: 1756 8 - Wilhelm Adolf Paulli nur Oratorium erhalten
15: 1760 21 17 Wilhelm Adolf Paulli vollständig erhalten
15: 1761 8 - Wilhelm Adolf Paulli? nur Oratorium erhalten
15: 1763 (1764) 18 23 Wilhelm Adolf Paulli vollständig erhalten

Vor und nach ihm gab es einige weitere Komponisten von Kapitänsmusiken, zu denen auch der mit Telemann befreundete Carl Philipp Emanuel Bach zählte.

Quellen

  • Bert Siegmund: Georg Philipp Telemann, Kapitänsmusik von 1724, Booklet zur CD cpo 777 176-2
  • Eckart Kleßmann: Zu Telemanns Kapitänsmusik von 1738, Booklet zur CD cpo 777 386-2
  • Veronika Greuel: Telemann, ein Multitalent in Hamburg, Booklet zur CD cpo 777 390-2
  • Willi Maertens: Georg Philipp Telemann, Oratorio und Serenata der Kapitänsmusik 1755, Booklet zur CD cpo 999 211-2
  • ders.: Georg Philipp Telemanns sogenannte Hamburgische Kapitainsmusiken (1723-1765), Quellenkataloge zur Musikgeschichte 21, Wilhelmshaven 1988

Weblinks


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