Kassitische Sprache

Kassitische Sprache
Kassitisch
Zeitraum 18.–12. Jh. v. Chr.

Ehemals gesprochen in

Nordmesopotamien, Babylonien, heute in Syrien, Irak und der Türkei gelegenes Gebiet
Linguistische
Klassifikation

Die kassitische Sprache - früher auch kossäische Sprache - wurde von den Kassiten in Nordmesopotamien vom 18. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. gesprochen. Vom 16. bis zum 12. Jahrhundert herrschten kassitische Könige in Babylon, bevor sie von den Elamitern unterworfen wurden.

Die Kassiten, deren Herkunftsgebiet wahrscheinlich das Zagrosgebirge war, gelangten nach dem Ende der ersten babylonischen Dynastie (1594 v. Chr.) zur Vormachtstellung in Südmesopotamien. Die kassitische Periode dauerte bis 1155 v. Chr., mehrere Könige dieser Dynastie nannten sich Kurigalzu (siehe Kurigalzu I. und Kurigalzu II.). Sie erneuerten vielerorts die altmesopotamischen Tempeltürme (Zikkurats oder Ziggurats), besonders gut erhalten ist die Zikkurat der kassitischen Hauptstadt Dur-Kurigalzu (heute Aqar Quf westlich von Bagdad). Der Namen Kassiten stammt von der akkadischen Bezeichnung kaššū, die sich vielleicht als Koσσαιoι (Kossaioi) bei Strabo wiederfindet.

Die Assimilation der Kassiten an die Kultur der Babylonier und damit auch die Adaption der babylonischen Kultursprache muss sehr schnell und gründlich vonstatten gegangen sein. Die meisten kassitischen Bauinschriften sind – wie bei den Babyloniern – sumerisch verfasst, während für die Korrespondenz, Wirtschafts- und Rechtsurkunden das Akkadische (Babylonische) verwendet wurde. So ist denn auch das überlieferte kassitische Sprachmaterial trotz der vierhundertjährigen Vorherrschaft äußerst dürftig: eine kassitische Götter- und Personennamenliste mit den babylonischen Entsprechungen, ein kassitisch-akkadisches Vokabular und sog. Pferdetexte mit kassitischen Eigennamen und Farbbezeichnungen.

Eine kassitische Grammatik kann wegen der Dürftigkeit des Materials zur Zeit nicht rekonstruiert werden, allerdings scheint das Kassitische eine agglutinierende Sprache gewesen zu sein.

Die verwandtschaftlichen Beziehungen des Kassitischen sind ungeklärt, jedenfalls ist das Kassitische weder indogermanisch noch semitisch, auch Beziehungen zum Elamischen und Sumerischen können ausgeschlossen werden. Auf der Basis einiger Wörter wurde eine Zugehörigkeit zu den ebenfalls ausgestorbenen Hurro-Urartäischen Sprachen vorgeschlagen (T. Schneider, siehe die Literaturangaben). Ferner scheinen einige Wörter in den sogenannten Pferdetexten auf areale Kontakte zu den indoiranischen Sprachen hinzudeuten. Bis auf weiteres sollte das Kassitische vorsichtigerweise wohl als isolierte Sprache betrachtet werden.

Siehe auch

Literatur

  • Ancilotti, A.: La lingua dei Cassiti. Mailand 1980.
  • Balkan, K.: Kassitenstudien. I. Die Sprache der Kassiten. New Haven 1954.
  • Friedrich Delitzsch, Sprache der Kossaeer. Leipzig 1884
  • Jaritz, K.: Die kassitischen Sprachreste. Anthropos 52, 850-898, 1957.
  • Schneider, T.: Kassitisch und Hurro-Urartäisch. Ein Diskussionsbeitrag zu möglichen lexikalischen Isoglossen. Altorientalische Forschungen 30(2003), 372-381.

Weblinks


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