Kastellhof

Kastellhof
Ruine des Kastellhofs am 11. Juli 2010, zwei Tage nach dem Abbruch

Der Kastellhof war ein Edelhof in der Adolf-Kolping-Straße im sechsten Grazer Stadtbezirk Jakomini. Er wurde am 9. Juli 2010 trotz Bürgerprotesten und unter Denkmalschutz stehend abgebrochen. An seinem Standort wird eine Wohnhausanlage errichtet.

Geschichte

Die Bausubstanz des als Kastellhof bekannten Gebäudes stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Ursprünge des ehemaligen Hofes reichen aber bis ins 15. Jahrhundert zurück. Das Gebäude war zuerst dem Deutschen Ritterorden dienstbar, bevor es vom damaligen steirischen Landeshauptmann Friedrich von Fladnitz (Amtszeit 1408 bis 1412) dem Grazer Bürger Eustachius Esel abgekauft wurde. Seit dem Mittelalter befand sich an jener Stelle die sogenannte „Kühtratte“, ein Gemeinschaftsgrundstück der Grazer Stadtbevölkerung südlich der Stadt, das als Viehweide Verwendung fand.[1]

Die Berufung des Friedrich von Fladnitz zum Landeshauptmann wurde in den Kreisen des Hochadels als Provokation angesehen, da die Fladnitzer eine Generation zuvor noch Dienstmänner der Herren von Stubenberg waren. Ferdinand von Fladnitz erwarb schließlich den Hof, um ihn als Wohnsitz zu nutzen.[2] Das Haus besaß einen Schopfwalmgiebel und schmiedeeiserne Gitterflügel im Stiegenaufgang.[3]

Im 16. Jahrhundert war das Anwesen unter dem Namen „Scarlichhof“ bekannt. Die Bezeichnung stammte vom damaligen Besitzer, dem Grazer Burggrafen Karl Scarlich. Die bis in die Gegenwart gängige Bezeichnung „Kastellhof“ fand ihren Ausgangspunkt beim Kauf des Gutes im Jahr 1623 durch Jacob Castell, nach dem auch die Grazer „Kastellfeldgasse“ benannt wurde[4]. Ab dem Jahr 1849 befand sich der Hof im Besitz des Tabakverlegers Georg Schwarz. Der Kastellhof wurde in Anspielung auf dessen Tätigkeit im Volksmund „Pfeiffenschlössl“ und die Straße „Pfeiffengasse“ bezeichnet. 1888 wurde in den Räumlichkeiten die „1. Grazer Fahrradschule“ eingerichtet.[5]

Im 20. Jahrhundert begann der Kastellhof zu verfallen. Anrainer berichteten von der widerrechtlichen Entfernung der blau-weißen Denkmalschutztafel. Das Gebäude wurde im Juli 2010 nach erfolglosen Protesten einer Bürgerinitiative für den Neubau einer Wohnhausanlage abgebrochen.[6]

Literatur

  • Horst Schweigert: DEHIO Graz. Schroll, Wien 1979, ISBN 3-7031-0475-9, S. 65.
  • Robert Engele: Damals in Graz. Es war einmal ein Hof. In: Kleine Zeitung, 11. Juli 2010. S. 34-35.
  • Karl A. Kubinzky, Astrid M. Wentner: Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung. Leykam, Graz 1996, ISBN 3-7011-7336-2, S. 214.

Einzelnachweise

  1. Engele, Robert: Es war einmal ein Hof.. Aus der Reihe Damals in Graz in der Steiermarkausgabe der Kleinen Zeitung vom 11. Juli 2010. S. 34.
  2. Engele, Robert: Es war einmal ein Hof.. Aus der Reihe Damals in Graz in der Steiermarkausgabe der Kleinen Zeitung vom 11. Juli 2010. S. 34.
  3. Schweigert: Dehio Graz. S. 200.
  4. Kubintzky, Wentner: Grazer Straßennamen. S. 214.
  5. Engele, Robert: Es war einmal ein Hof.. Aus der Reihe Damals in Graz in der Steiermarkausgabe der Kleinen Zeitung vom 11. Juli 2010. S. 34.
  6. Engele, Robert: Es war einmal ein Hof.. Aus der Reihe Damals in Graz in der Steiermarkausgabe der Kleinen Zeitung vom 11. Juli 2010. S. 34.
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