Kiss/Diskografie

Kiss/Diskografie

Dieser Artikel befasst sich mit der Diskografie der US-amerikanischen Rockband Kiss und dem musikalischen Hintergrund ihrer Alben.

Inhaltsverzeichnis

Musikalischer Hintergrund der Alben

Kiss in ihrem traditionellen Make-up in Boston 2004

Die musikalische Bandgeschichte kennt mehrere klar getrennte Abschnitte. Kiss hatten 1974 und 1975 innerhalb von 18 Monaten die drei Alben Kiss, Hotter Than Hell und Dressed to Kill mit „haarsträubender, wildwuchernder Musik“[1] aufgenommen. Die drei Alben bildeten die Basis der 1975 erschienenen Live-Doppel-LP Alive!, die zu einem „Meilenstein der Rockgeschichte“ wurde.[2] Das Doppelalbum verkaufte sich über vier Millionen Mal und machte die Band schlagartig einem großen Publikum bekannt.[3] Destroyer, stilistisch ein „Quantensprung“ zu den Vorgängeralben[4], Rock and Roll Over und Love Gun folgten 1976 und 1977 und bildeten ihrerseits die Grundlage des ebenfalls erfolgreichen Live-Doppelalbums Alive II. Als Abschluss dieser ersten, „klassischen“ Phase können die 1978 von allen vier Bandmitgliedern gleichzeitig herausgebrachten vier Soloalben – Ace Frehley, Gene Simmons, Paul Stanley und Peter Criss – gezählt werden, die jeweils unter dem Namen der Band und des jeweiligen Musikers erschienen.[5]

Mit dem Album Dynasty wichen Kiss 1979 erstmals von ihrer ursprünglichen Linie ab, es war die erste wichtige musikalische Veränderung der Band.[6] Denn dieses Album war durch die seinerzeit starke, den Musikbereich weitgehend beherrschende Discowelle Ende der 1970er geprägt.[7] Das 1980 erschienene Folgealbum Unmasked mit seinem seichten, frischen Popsound ging in eine noch poppigere Richtung als das Vorgängeralbum, die ursprüngliche „musikalische Wildheit“ war nicht mehr vorhanden.[8]

Der vorangegangene Musikstil wurde 1981 durch ein Album abgelöst, das als musikalisches Desaster gilt. In jenem Jahr stellte die Gruppe das Konzeptalbum Music from the Elder vor, das eine Art Fantasy-Rock darstellte und auf dem Fanfaren und Symphonieorchestermusik eine wesentliche Rolle spielten; einige Kritiker sprachen von einer Prog-Rock-Mischung. Das Album erhielt zwar gute Kritiken, die musikalische Entwicklung der Band war aber schizophren:[9] Die Musik hatte sich vom ursprünglichen metallischen Kiss-Sound so weit entfernt, dass das Album bei der Anhängerschaft als Tiefpunkt gilt und ein kommerzieller Misserfolg wurde.[10] Die beginnenden 1980er-Jahre waren personell vom Weggang zweier Mitglieder der Ur-Besetzung gekennzeichnet, namentlich des Schlagzeugers Peter Criss 1980 und des Lead-Gitarristen Ace Frehley 1982.

Auf diese beiden Zwischenphasen folgte 1982 ein musikalisch radikaler und durchgreifender Richtungswechsel hin zum ursprünglichen Hardrock.[11] Die 1982 erschienene Mischung aus Studio- und Kompilationsalbum Killers deutete dies bereits an. Die im selben Jahr erschienene LP Creatures of the Night war für ein Comeback wie geschaffen und fing den Hardrock-Sound der Band ein.[12] Das Album fiel wieder härter aus; es bestand aus lautem, rhythmischem, bass- und gitarredominiertem Hardrock und führte die Band zu ihren musikalischen Wurzeln zurück.[13] Das Folgealbum Lick It Up stand dem Vorgängeralbum nicht nach[14] und zeichnete sich durch seinen harten, metallischen Sound und seinen Rock-Rap-Stil aus.[15] Das Album war die erste LP, die die Band ohne ihr klassisches Make-up herausbrachte. Die nachfolgenden Alben Animalize, Asylum, Crazy Nights und Hot in the Shade in den Jahren 1984 bis 1989 entstanden allesamt in der make-up-freien Zeit. Die Alben waren zwar solide und rockig,[16] aber auch kommerziell.[17] Der Musikstil entwickelte sich ab 1987 wiederum hin zu poppigen und eher profillosen Scheiben, was zumindest für Crazy Nights und Hot in the Shade gilt.[18]

Das 1992er-Album Revenge beendete die lange Phase der 1980er-Jahre. Das Album war erneut eine musikalische Kurskorrektur in der Kiss-Geschichte.[19] Das Werk sollte sich deutlich von den Vorgängeralben abgrenzen und hervorheben. Nach Ansicht der Kritiken gehörte Revenge zu den musikalisch gelungensten LPs der Band. Das Album hörte sich nicht an wie seine unmittelbaren Vorgängeralben, es war wieder deutlich härter und erinnert an den Richtungswechsel von 1982, mit dem der Richtungswechsel von Revenge häufig verglichen wird. So sind annähernd alle Stücke klassischer Hardrock mit einem „wohldosierten Maß an zackiger Heaviness“ und einem „satten Sound“,[20] in denen harte Gitarrenriffs dominieren. Revenge war Ausfluss einer neuen Ausrichtung und galt als eine Art Renaissance für die Band. Bei Kiss herrschte wieder der „Geist der Gründerjahre“,[21] mit dem sie zu „alter Aggressivität und Kampfeslust“ zurückfanden.[22] Zum ersten Mal entstand mit Revenge ein Album auch erst drei Jahre nach dem vorangegangenen, während die Band die Jahre zuvor deutlich produktiver war. 1993 brachten Kiss Alive III heraus, auf dem sich neben alten (teilweise bereits auf den vorigen Live-Alben präsenten) Stücken aus den 1970er-Jahren und frühen 1980er-Jahren auch eine Reihe neuerer Songs aus Revenge befanden.

Carnival of Souls wurde zwar 1995/1996 aufgenommen, erschien aber erst 1997 – fünf Jahre nach dem vorangegangenen Album. Aufgrund der Reunion der ursprünglichen Bandbesetzung erschien der Plattenfirma der Zeitpunkt für die Herausgabe des Albums nicht günstig. Denn die Band war auf Carnival of Souls nicht im wiedervereinigten Original-Line Up zu hören. Entsprechend verhalten waren die Reaktionen der Anhängerschaft und der Käufer. Auf dieser Scheibe experimentierten Kiss mit Grunge und einer düsteren[23] Hardrock-/Heavy Metal-Melange. Das Album klingt moderner und songtechnisch konstruktiv[24] und verfolgt ein zeitgemäßes Stilkonzept im halbharten Midtempo-Bereich.[25] Sowohl der Gesang als auch die instrumentale Musik sind insgesamt vergleichsweise langsam, langatmig, tieftönig und mitunter schwermütig.[26]

1998 erschien Psycho Circus, nachdem die Band mit ihrer Reunion 1996 beträchtliche Tourneeerfolge erzielte. Die CD war das erste Album seit 1982 mit klassischem Make-up. Das Werk ist ein grundsolides, mainstreamiges Hardrock-Album,[27] melodisch, mit harten Gitarren, poppigen Attitüden[28] und rockigen Ohrwurmmelodien,[29] aber auch mit klischeeüberladenen Songs.[30] Die zweite Scheibe in der „neuen“ Make-up-Zeit war Sonic Boom. Sie erschien 2009 und somit erst elf Jahre nach dem letzten Album, so dass aufgrund der langen Zeitabstände klar definierbare Phasen nicht mehr ersichtlich sind. Auf Sonic Boom findet sich der klassische Hardrock-Sound[31] mit Mitsing-Refrains. Bluesiger Hardrock dominiert, stilistische Experimente fehlen ebenso wie allzu poppige Arrangements.[32]

Die Produktivität der Band, Studioalben aufzunehmen, ließ im Laufe der Jahrzehnte deutlich nach. So nahmen sie noch in den 1970er-Jahren teilweise zwei Alben pro Jahr auf. Die Frequenz verlangsamte sich in den 1980er-Jahren auf einen recht stabilen Ein- bzw. Zweijahres-Rhythmus. Ab den 1990er-Jahren erschienen Studioalben nur noch unregelmäßig in großen Abständen.

Diskographie Alben

Studioalben

Live-Alben

  • 1975: Alive!
  • 1977: Alive II (mit fünf neuen Studio-Stücken)
  • 1993: Alive III
  • 1996: Kiss Unplugged; You Wanted the Best, You Got the Best
  • 2003: Kiss Symphony – Alive IV
  • 2006: The Millennium Box Set

Kompilationsalben

  • 1975: The Originals
  • 1978: Double Platinum
  • 1982: Killers (mit vier neuen Stücken)
  • 1988: Chikara (nur in Japan veröffentlicht)
  • 1988: Smashes, Thrashes & Hits (mit zwei neuen Stücken)
  • 1996: You want the Best ... You've got the Best
  • 1997: Greatest Hits (nur in Großbritannien veröffentlicht)
  • 1997: Greatest Kiss
  • 2001: The Box Set
  • 2002: The Very Best of Kiss
  • 2003: The Best of Kiss: The Millennium Collection
  • 2004: The Best of Kiss: The Millennium Collection Volume 2
  • 2005: Kiss Gold 1974 - 82
  • 2005: Kiss Gold (2-CD-Jewel-Case ohne Exposed DVD)
  • 2005: Kiss Chronicles
  • 2006: The Best of Kiss: The Millennium Collection Volume 3
  • 2008: Jigoku Retsuden - New Recording Best (nur in Japan veröffentlicht)
  • 2008: Ikons (4-CD-Box-Set, Titel sortiert nach den vier Gründungsmitgliedern)

Soloalben

Videos

  • 1979: I Was Made for Lovin’ You
  • 1985: Animalize Live Uncensored
  • 1986: The Phantom of the Park
  • 1987: Exposed
  • 1988: Crazy Nights
  • 1992: X-Treme Close-Up
  • 1993: Konfidential
  • 1994: Kiss my Ass
  • 1996: Kiss MTV Unplugged
  • 1998: Psycho Circus
  • 1998: The Second Coming
  • 1999: Detroit Rock City
  • 2002: Live in Las Vegas
  • 2003: The Lost Concert 1976
  • 2003: Kiss Symphony
  • 2004: The Best of Kiss
  • 2005: Kiss Gold [= Exposed DVD]
  • 2005: Rockin’ the Corps
  • 2005: Rock the Nation Live!
  • 2006: Kissology Vol.1 (1974 - 1977) (RC1)
  • 2007: Kissology Vol.2 (1978 - 1991) (RC1)
  • 2007: Kissology Vol.3 (1992 - 2000) (RC1)

Literatur

  • Julian Gill: The Kiss Album Focus - Kings of the Night Time World, 1972-1982; 3. Auflage, KissFaq.com 2008, ISBN 978-0-9722253-7-3
  • Julian Gill: The Kiss Album Focus - Hell or High Water, 1983-1996; 4. Auflage, KissFaq.com 2005; ISBN 978-0-9822537-0-0
  • Julian Gill: The Kiss Album Focus - Roar of the Greasepaint, 1997-2006; 3. Auflage, KissFaq.com 2006; ISBN 0-9722253-5-8
  • Dale Sherman: Black Diamond 2 - The Illustrated Collectors Guide To Kiss; Collector's Guide Publishing Inc., 1997; ISBN 1-896522-36-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Metal Hammer, Artikel Wahnsinn mit Methode, Oktober 1998, S. 24
  2. Metal Hammer, Artikel Wahnsinn mit Methode, Oktober 1998, S. 25
  3. Rock Power, Artikel Kiss - Die Story, Juni 1992, S. 20
  4. Rockhard.de, Artikel Destroyer (1976)
  5. Rolling Stone-Magazin, Artists, 2004
  6. David Leaf, Ken Sharp: Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie, I.P. Verlag, Berlin, 1. Auflage Juli 2005, ISBN 3-931624-28-5, S. 81
  7. Rock Power, Artikel Kiss - Die Story, Juni 1992, S. 20/21
  8. David Leaf, Ken Sharp: Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie, I.P. Verlag, Berlin, 1. Auflage Juli 2005, ISBN 3-931624-28-5, S. 84
  9. David Leaf, Ken Sharp: Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie, I.P. Verlag, Berlin, 1. Auflage Juli 2005, ISBN 3-931624-28-5, S. 85/86
  10. Rock Hard, Artikel Altes Eisen rostet nicht, Juli 1992, S. 40
  11. SWR.de, SWR 1, Biographie
  12. David Leaf, Ken Sharp: Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie, I.P. Verlag, Berlin, 1. Auflage Juli 2005, ISBN 3-931624-28-5, S. 86
  13. Metal Star, Artikel Die absolute Kiss-History, 1991, S. 44
  14. Metal Star, Artikel Die absolute Kiss-History, 1991, S. 45
  15. David Leaf, Ken Sharp: Kiss demaskiert: Die offizielle Biographie, I.P. Verlag, Berlin, 1. Auflage Juli 2005, ISBN 3-931624-28-5, S. 87
  16. Rock Power, Artikel Kiss - Die Story, Juni 1992, S. 21
  17. Metal Hammer, Artikel Wahnsinn mit Methode, Oktober 1998, S. 26
  18. Rock Power, Artikel Vom Teufel besessen, Februar 1992, S. 62
  19. Metal Hammer, Artikel Rache-Gold, August 1992, S. 29
  20. Rock Hard, Artikel Altes Eisen rostet nicht, Juli 1992, S. 40
  21. Metal Hammer, Artikel Rache-Gold, Ausgabe August 1992, S. 29
  22. Rock Power, Artikel Vom Teufel besessen, Februar 1992, S. 62
  23. Rock Hard 1997
  24. Rock Box 1997
  25. Metal Hammer 1997
  26. EMP 1997/1998
  27. Musik Express, Ausgabe 10/1998
  28. EMP Katalog 1998
  29. Sonic Seducer, Ausgabe 10/1998
  30. Rock Box, Ausgabe 10/1998
  31. Mediabiz MusikWoche, Oktober 2009
  32. Bavariaradio.de, Oktober 2009

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