Religionsgeschichte von Lhorong

Religionsgeschichte von Lhorong
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ལྷོ་རོང་ཆོས་འབྱུང
Wylie-Transliteration:
lho rong chos 'byung
Chinesische Bezeichnung
Vereinfacht:
洛绒史籍;
洛絨教史
Pinyin:
Luorong shiji;
Luorong jiaoshi

Die Religionsgeschichte von Lhorong (tib. lho rong chos 'byung[1]) oder Lhorong Chöjung ist ein wichtiges älteres Werk der tibetischen politischen und religiösen Geschichtsschreibung aus der Perspektive eines Angehörigen der Taglung-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus mit dem Schwerpunkt auf dem östlichen Tibet. Es wurde von Tatshag Tshewanggyel (rta tshag tshe dbang rgyal[2]) in der Mitte des 15. Jahrhunderts verfasst.

Autor

Der Verfasser war eine mächtige Persönlichkeit[3] in Lhorong (lHo rong[4]) im westlichen Kham (Khams) und ein hochrangiger Buddhist. Er stand in enger Beziehung zu dem Riboche-Kloster (ri bo che), dem "Unteren Kloster" (im Gegensatz zum "Oberen Kloster" Taglung, dem Gründungskloster der Taglung-Kagyü-Tradition). Sein ganzes Leben lang spendete er den Klöstern Xikahatuo Lakang[5], Karma, Taglung und Dansa Thil Geld für Buddhastatuen, Stupas und buddhistische Schriften, auch für den Druck von Werken hoher Mönche der Kagyü-Schule und des Kanjur (die kanonische Literatur enthaltende Textsammlung des Tibetischen buddhistischen Kanons). Viele Landgüter - darunter auch Tatshag Gang (rta tshag sgang) - stellte er unter die Verwaltung des Riboche-Klosters.

Zu seinen Lehrern zählten der Abt aus dem Kloster Densa Thil (gDan sa mthil) Chenga Sönam Gyeltshen (spyan snga bsod nams rgyal mtshan[6]); 1386-1434), Taglung Chöje Changchub Gyatsho (chos rje byang chub rgya mtsho[7]; 1403-1448)[8] und Tsongkhapa Lobsang Dragpa (tsong kha pa blo bzang grags pa; 1357-1419).

Werk

Das Werk wurde zwischen 1446 und 1447 auf dem Landgut Tatshag Gang (rTa-tshag sgang) in Lhorong (lHo-rong)[9] verfasst, 1451 korrigiert, aus dem Jahr 1460 stammt eine Abschrift. Es enthält Biographien von wichtigen Vertretern der Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus - wie Marpa und Milarepa - sowie weiteren Personen aus der Kagyü-Tradition, mit detaillierten Einführungen auch zu Lehrer-Schüler-Übertragungen der Barom-[10], Karma-, Phagdru-, Drigung- und Taglung-Schulen, insbesondere aus dem östlichen Tibet.

Das Werk zitiert in großem Umfang Material eines Verfassers Chengawa[11] sowie aus anderen relevanten Materialien.

Die Ausgabe der tibetischen Buchreihe gangs can rig mdzod ist in drei Teile untergliedert: Der erste Teil ist Shakyamuni, den Zwölf Taten des Buddha und Arhats (Buddhaschüler) gewidmet. Der zweite Teil, der Hauptteil des Werkes, beschäftigt sich vom indischen Lehrer Tilopa des Gründers der Kagyü-Schule Marpa an bis zu Khenpo Phugpa[12] mit über dreihundert Mönchen der Kagyü-Schule. Die knapp vierhundertjährige Geschichte der Kagyü-Schule sowie Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion aus verschiedenen Phasen in Tibet werden abgehandelt. Der dritte Teil liefert ergänzende Informationen aus den Perioden der Früheren [13] und Späteren Verbreitung der Lehre[14] der tibetischen Geschichte.

Ausgaben

Literatur

  • Xizang fojiao shi. Beijing: Zongjiao wenhua chubanshe 2009
  • Leonard W.J. van der Kuijp, 'On the Fifteenth Century Lho rong chos 'byung by Rta tshag Tshe dbang rgyal and Its Importance for Tibetan Political and Religious History,' Lungta [special issue entitled "Aspects of Tibetan History," guest edited by Roberto Vitali], vol. 14 (Spring 2001), pp. 57-76

Nachschlagewerke

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Bzw. dam pa'i chos kyi 'byung ba'i legs bshad lho rong chos 'byung ngam rta tshag chos 'byung zhes rtsom pa'i yul ming du chags pa'i ngo mtshar zhing dkon pa'i dpe khyad par can u.a. Zur historiographischen Gattung Chöjung (tib.: chos byung), siehe Tibetische Literatur#Geschichtsschreibung
  2. chin. Dacha Ci Wangjie 达察•次旺杰, Daca Ciwangjie 达擦•次旺杰, Daca Cewangjia 達擦•策望加, Dacha Ciren Wangjie 达察•次仁旺杰 u.a.
  3. Liu spricht von 領袖 „Führer“, siehe Liu Guowei 劉國威: Barong Gaju yiji ta zai Qinghai de fazhan 巴絨噶舉以及它在青海的發展 (Barom-Kagyü und seine Entwicklung in Qinghai) (chin. mit engl. Abstract) - mtac.gov.tw
  4. Zu den beiden Lhorong, vgl. Joachim G. Karsten (Bonn): “On the Monastic Archives of Kun-bde gling, Lhasa, Including a Preliminary Analytical Historical Study of the Monastery Itself (1794-1959/2000)” (dtab.uni-bonn.de)
  5. Hier in chinesischer Schreibung (Xikahatuo Lakang 谿卡哈托拉康).
  6. chin. Jing'e Suolang Jianshen 京俄·索朗坚参
  7. auch sTag-lung Byang-chub rgya-mtsho usw.; chin. Dalong Qujie Jiangqu Jiacuo
  8. vgl. rywiki.tsadra.org: Kagyu Namthar: Der 10. Abt des Taglung-Klosters
  9. chin. Luorong Dacha gang zhuangyuan
  10. z.B. zum Kagyü-Meister Tishi Repa (tib. Ti shi Ras pa; 1164/5-1236) 帝師惹巴: Tishi Repa; vgl. Liu Guowei
  11. In chin. Übersetzung lautet der Titel dieses Werkes: Jiaofa yuanliu kaiyan qianguang 教法源流开眼千光; vgl. Dan Martin (1997), Nr. 110: "Spyan-snga-ba Bsod-nams-rgyal-mtshan, Chos 'byung mig 'byed 'od stong" (auch die Addenda et Corrigenda zu Nr.110 (in Dan Martin) und den Weblink zur Buchpräsentation von Rare Texts.
  12. "堪布普巴"; Pinyin: Kanbu Puba. Hier ist allem Anschein nach mkhan po phug pa, d.h. Phugpa Lhündrub Gyatsho (tib.: phug pa lhun grub rgya mtsho) gemeint.
  13. tib. bstan pa snga dar
  14. tib. bstan pa phyi dar
  15. Nach tibetinfor.com ("Historical Documents About Lho-rong") wurden einige offensichtliche Fehler des Originals (einer handschriftlichen Kopie, dem einzigen existierenden Exemplar) im Zuge der redaktionellen Arbeit korrigiert.

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