Abrissfraktur

Abrissfraktur
Klassifikation nach ICD-10
T14 Verletzung an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
T14.2 Fraktur an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Bei einer Abrissfraktur (auch Avulsionsfraktur) ist ein Knochenfragment durch zu starken Zug an einer Sehne abgebrochen. Man nennt das auch einen „knöchernen Sehnenausriss“. Dieses Knochenfragment kann häufig durch Verschraubung wieder an seinen ursprünglichen Platz gebracht werden und dort festwachsen. Diese knöchernen Sehnenausrisse haben die Eigenart, nur wenig zu schmerzen. Durch den Zug der Sehne stehen die Bruchstücke auf Abstand, reiben also auch bei Belastung des Gelenkes nicht aufeinander. Es ist möglich, auf einer Abrissfraktur am Außenknöchel noch weit zu laufen oder das aktuelle Fußballspiel zu beenden. Der Schmerz, den eine Verletzung verursacht, ist kein sicheres Zeichen dafür, wie schwer diese Verletzung ist.[1] Eine andere, typische Abrissfraktur ist der „Hausfrauenfinger“,[2] ein knöcherner Sehnenausriss der Strecksehne am Fingerendglied. Das passiert leicht, wenn man das Bettlaken in den Zwischenraum von Bettkasten und Matratze stopft, daher die volkstümliche Bezeichnung.

Klinisch wesentlich wird das bei Verletzungen der Wirbelsäule. Bei entsprechender Gewalteinwirkung (Schleudertrauma, missglückter Absprung vom Sportgerät beim Turnen, wie z. B. Reck, Schwebebalken, Stufenbarren oder beim Sprung) reißt der Faserring (Anulus fibrosus) zusammen mit einem Stück des verletzten Wirbels ab. Häufig ist das bei Hyperextensionsverletzungen, die Hinterkante des Wirbels zersplittert und dringt in den Wirbelkanal ein.[3]

Literatur

  • Klaus Bohndorf, Herwig Imhof, Wolfgang Fischer: Radiologische Diagnostik der Knochen und Gelenke. Georg Thieme Verlag 2006, S. 127, ISBN 978-3131109828
  • Gustav H. Engelhardt, Heinz G. Engelhardt (Hrsg.): Unfallheilkunde: Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Walter de Gruyter 1998, S. 343, ISBN 978-3110150964
  • Arnold Jacobsen: Isolierte Abrissfraktur des Trochanter Minor Femoris. Ein Beitrag zu den Sportverletzungen. In: Klinische Wochenschrift. 5 Jg., Nr. 45. 5. November 1926.
  • Hanns-Peter Scharf, Axel Rüter, Tim Pohlemann, Ingo Marzi, Dieter Kohn, Klaus-Peter Günther: Orthopädie und Unfallchirurgie: Facharztwissen nach der neuen Weiterbildungsordnung. Urban & Fischer Verlag, 2008, S. 859f., ISBN 978-3437244001
  • Uwe Wegner: Sportverletzungen: Symptome, Ursachen, Therapie. Schlütersche Verlagsbuchhandlung 2002, S. 100f., ISBN 978-3877066324.

Einzelnachweise

  1. Zum Problem der Diagnose und der möglichen sportlich bedingten Abrissfrakturen: Jürgen Freyschmidt: Skeletterkrankungen: Klinisch-radiologische Diagnose und Differentialdiagnose. Springer 2007, S. 79ff. ISBN 978-3540455295
  2. Ferdinand Sauerbruch: Das war mein Leben. Kindler 1960, S. 87.
  3. Paul Brinckmann, Wolfgang Frobin, Gunnar Leivseth:Orthopädische Biomechanik. Georg Thieme Verlag 2000, S. 184, ISBN 978-3131266316
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