Charlie Poole and his North Carolina Ramblers

Charlie Poole and his North Carolina Ramblers
Charlie Poole und die North Carolina Ramblers im Jahre 1923

Charlie Poole (* 22. März 1892 im Randolph County, North Carolina; † 21. März 1931) war ein US-amerikanischer Old-Time-Musiker, der mit seiner Band, den North Carolina Ramblers, von 1925 bis 1930 mehr als 70 Platten aufnahm. Er gilt als einer der einflussreichsten Old-Time-Musiker, da er mit seiner Mischung aus alter Fiddle Music, Minstrel-Songs und Ragtime eine einzigartige Mischung schuf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leben vor der Musikkarriere

Charlie Poole war der Enkel eines irischen Einwanderers und wuchs in Haw River auf. Als Kind wurde er von dem Bluesgitarristen Blind Blake und von den Vaudevilles, die durch das Land zogen, beeinflusst. Neben der Leidenschaft zur Musik spielte er auch Baseball. Sein erstes Banjo war eine Orpheum No.3 Special. Sein späterer Drei-Finger-Stil war eigentlich nur das Ergebnis eines Baseballs-Unfalls seiner Jugendzeit. Der Ball prallte auf seinen Daumen, der bis zu seinem Lebensende unbeweglich blieb. Poole arbeitete vor seiner Zeit als Musiker in verschiedenen Textilfabriken. Als Jugendlicher zog er nun durch das Land und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, wobei die Bezahlung sehr schlecht war. Um seine finanzielle Lage aufzubessern, trat er als Sänger und Banjospieler auf. 1918 ließ er sich dann in seiner Heimatstadt Spray, New York State nieder und lernte seine spätere Frau kennen, die er zwei Jahre später heiratete. Mit seinem Schwager Posey Rorer, der Fiddle spielte, trat er mit anderen lokalen Musikern auf. In den frühen 1920er Jahren lernten sie den Gitarristen Norman Woodlieff kennen, der in der gleichen Textilfabrik arbeitete. Zusammen mit im gründeten sie die North Carolina Ramblers und während sie in der Textilindustrie arbeiteten, traten sie auf Fiddler-Wettbewerben, in Dance-Halls und auch auf privaten Feiern auf.

Karriere

1925 begann dann Pooles professionelle Karriere als Musiker. Mit Rorer und Woodlieff ging er in das Büro seines Vorgesetzten und legte ihm die Kündigung auf den Tisch, anschließend setzten sie sich in die Produktionshalle der Fabrik und spielten ihren letzten Song für ihre Mitarbeiter. Poole soll nach Beendigung des Liedes gerufen haben „Goodbye boys, we’re gone!“ (Auf Wiedersehen Jungs, wir gehen!). Das Trio reiste nun nach New York zu den Columbia Records und spielte Frank Walker, dem Repertoire und Interpreten Manager, vor.

MilwaukeeBlues.ogg
Milwaukee Blues, 1930

Walker war von den drei jungen Männern angetan und verschaffte ihnen einen Plattenvertrag bei Columbia. Ihre erste Platte, Don’t Let Your Deal Go Down auf der A-Seite und Can I Sleep In Your Barn Tonight, Mister? auf der B-Seite wurde ein großer Erfolg, insgesamt wurden 100.000 Platten verkauft. An ihrer ersten Session für Columbia verdienten Poole und die North Carolina Ramblers genau 75 Dollar. Durch den anhaltenden Erfolg weiterer Songs wie den White House Blues, If The River Was Whiskey und Sweet Sweet Sunny South begannen die Poole und die North Carolina Ramblers eine Tournee, zuerst nur durch Virginia und North Carolina, später führte sie ihre an den Vaudevilles angelehnte Show sie auch nach Montana und sogar nach Kanada. Nach der Aussage vieler Besucher der Show war Poole ein äußerst talentierter Entertainer, Kunststücke wie das Banjo hinter dem Kopf zu spielen schienen schon fast einfach, denn er machte Radschläge auf der Bühne und Rollen in der Luft, allesamt mit seinem Banjo. Während einer seiner Tourneen lernte Poole den Gitarristen Roy Harvey kennen (* 1892 in Monroe County, West Virginia), der ihn fragte, ob er mit ihm ein paar Lieder spielen würde. Schon bald ersetzte Harvey Pooles eigentlichen Gitarristen Norman Woodlieff völlig.

1929 machte Poole zeitweise auch Aufnahmen für Brunswick Records und Paramount Records. Zusammen mit den Allegheny Highlanders spielte er eine Reihe von Stücken ein, die mit dem Hinzufügen eines Klaviers einen leichten Jazz-Klang bekamen. Poole war mit Columbia seit längerem unzufrieden, wollte er doch mit anderen Musikstilen experimentieren und vor allem mehr Jazz in sein Repertoire aufnehmen. Doch Frank Walker verbot ihm dies, da er Angst hatte, die Verkaufszahlen würden einbrechen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Old-Time-Stars seiner Zeit erhielt Poole auch in seiner Heimat große Berühmtheit. Oftmals war es den Musikern vergönnt, in ihren Heimatstädten populär zu werden, sofern sie dies nicht vorher waren. Poole stellte in dieser Hinsicht eine der wenigen Ausnahmen, wie Zeitungsberichte belegen. Die Burlington Daily Times schrieb in ihrer Ausgabe vom 3. Februar 1927: „Charlie Poole, Burlington's native son, makes another hit for Columbia Records – The boy we all know made a popular flash [...] to hear his latest records is to recall those childhood days when many of us knew him "down on the farm"“.[1] Interessant ist, dass die Zeitung Poole als „native son“ (zu dt. etwa: Sohn der Stadt) bezeichnet, auch wenn Poole nicht in Burlington wohnte, dort aufwuchs oder lebte. Die Platte, die der Artikel erwähnte, waren Leavin' Home und There'll Come A Time, zu der Zeit Pooles neuste Veröffentlichung. Beispielhaft für Pooles Berühmtheit in seiner Heimat waren die Verkaufszahlen seiner Singles: M.B. Smith, Ladenbesitzer, meldete, das er zu Anfang genau hundert Platten von Pooles neuer Single erhielt, die jedoch nach acht Tagen schon vollkommen ausverkauft war.[2]

Heutzutage ist Poole auch oft als „North Carolina Rambler“, bekannt, da er diesem Beinamen alle Ehre machte. Rambler heißt auf Deutsch soviel wie „Wanderer“ oder „Landstreicher“ und Poole kam viel im Land umher. Oftmals verschwand er für Wochen und niemand wusste, wo er war. Er reiste oftmals durch North Carolina und deren angrenzenden Staaten, wo er sich mit Musik Geld verdiente, was er schnell wieder in Alkohol umsetzte. Aussagen von Menschen zufolge, die Poole bei diesen Touren gesehen hatten, ging er Streit nicht aus dem Weg.

Ende

Während der Weltwirtschaftskrise verlor Poole fast völlig an Popularität und seiner Schallplattenverkäufe waren durch die desolate Wirtschaft stark zurückgegangen. Er selbst kam durch seinen rasanten Lebensstil auch bald in finanzielle Schwierigkeiten. Sein Alkoholkonsum nahm stark zu bis er schließlich völlig abhängig war. 1931 bekam Poole von Hollywood ein Angebot als Schauspieler, er konnte jedoch nicht einmal mehr zusagen. Nach seinem Tod begannen Posey Rorer (der 1929 eigentlich schon ausgestiegen war) und Roy Harvey die North Carolina Ramblers zu leiten, sie nahmen noch ein paar relativ unbedeutende Platten auf. Pooles Sohn Charlie, Jr, leitete ab 1937 eine Strinband namens The Swing Billies, die 1938 aber wieder auseinander ging.

Charlie Poole verstarb am 21. März 1931 im Alter von nur 39 Jahren in Eden, North Carolina an Herzversagen.

Kinney Rorrer brachte die Biographie Ramblin’ Blues: The Live and Songs Of Charlie Poole heraus und 2005 wurde von Columbia die Drei-CD-Box You Ain’t Talkin’ To Me: Charlie Poole and the Roots Of Country Music mit einer Zusammenstellung der wichtigsten Titel herausgegeben. Im Jahre 2007 soll der Dokumentarfilm North Carolina Rambler, produziert von George Goehl erscheinen, der sich biographisch mit dem Leben Pooles beschäftigt. 2007 wurde Poole in die Grammy Hall of Fame aufgenommen.

Werk

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White House Blues, 1926

Mit seinem Drei-Finger-Stil, der bald in ganz Amerika der Standartstil war, beeinflusste Poole nachfolgende Banjospieler wie Snuffy Jenkins und Earl Scruggs. Auch der Bluegrass, der von Bill Monroe Anfang der 1940er Jahre entwickelt werden sollte, erhielt von Poole Prägung. Zudem erhielt er sogar die Ehre, in die International Bluegrass Music Hall of Honor als ein früher Einfluss aufgenommen zu werden. Seine Titel wurden später oft beliebte Bluegrass-Songs, wie der White House Blues, der von Bill Monroe selber gecovert wurde.

Während des Folkrevivals der 1960er-Jahre brachte das Label County Records eine LP mit Aufnahmen von Poone aus den Jahren 1925 bis 1930 heraus. Ein Platteladenbesitzer in Collinsville sagte aus, dass er Ende 1965 mehr Poole-LPs als Alben der Beatles verlauft hätte, was zeigt, wie tief verwurzelt die Musik Pooles damals immer noch war.[3]

Diskographie

Singles

Die nachfolgende Diskographie listet alle original veröffentlichten 78rpm-Platten auf, die Poole und die North Carolina Ramblers zwischen 1925 und 1930 veröffentlichten.

Jahr Titel Anmerkungen
Columbia Records
1925 Don’t Let Your Deal Go Down / Can I Sleep In Your Barn Tonight, Mister?
1925 I’m The Man That Rode The Mule Around The World / The Girl I Left In Sunny Tennessee
1926  White House Blues?/i / Monkey On A String
1926 Flying Clouds / Forks Of Sandy
1926 Leaving Home / There’ll Come A Time
1926 Too Young To Marry / Ragtime Annie
1926 Goodbye Booze / Budded Rose
1926 The Highwayman / Hungry Hash House
1927 Letter That Never Came / Falling By The Wayside
1927 Sunset March / Don’t Let Your Deal Go Down
1927 You Ain’t Talkin’ To Me / Take A Drink On Me
1927 If I Lose, I Don’t Care / Coon From Tennessee
1928 Wild Horses / Mountain Reel als North Carolina Ramblers led by Posey Rorer
1928 Ramblin’ Blues / Shootin’ Creek B-Seite auch als Cripple Creek bekannt
1928 I Cannot Call Her Mother / what Is Home Without Babies?
1928 The Husband And Wife Were Angry One Night / Jealous Mary
1928 Old and Only In The Way / Took My Gal A Walking
1928 I Once Loved A Sailor / Hangman, Hangman, Slack The Rope
1928 (?) A Young Boy Left His Home One Day / My Wife Went Away And Left Me
1929 Bill Mason / He Rambled
1929 Leaving Dear Old Ireland / Sweet Sunny South
1929 Goodbye Mary Dear / The Wayward Boy
1929 Baltimore Fire / The Mother’s Plea For Her Son
1930 Sweet Sixteen / My Gipsy Girl
1930 If The River Were Whiskey / It’s Moving Day
1930 Goodbye Sweet Liza Jane / Look Before Your Leap
1930 Southern Medley / Honeysuckle nur Charlie Poole mit Roy Harvey
1930 Just Keep Waiting Till The Good Times Come / Where The Whippoorwill Is Whispering Tonight
1930  Milwaukee Blues?/i / One Moonlit Night
1930 The Only Girl I Ever Loved / Write Letter To My Mother

Alben

Da es zu Zeiten Pooles keine Langspielplatten (LP) gab, können hier nur Wiederveröffentlichungen ausgezeigt werden.

  • 2005: The North Carolina Ramblers
  • 2005: You Ain't Talkin' To Me
  • 2006: Old-Time Songs

Quellen und Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tony Russell: Country Music Originals S. 19 - 20; ISBN 0195325095, Oxford University Press
  2. Tony Russell: Country Music Originals S. 19 - 20; ISBN 0195325095, Oxford University Press
  3. County LP 505: Charlie Poole & the North Carolina Ramblers - Old Time Songs

Weblinks


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