Abschasien

Abschasien
Аҧсны Аҳәынҭқарра

Республика Абхазия
აფხაზეთის რესპუბლიკა

Republik Abchasien

Flagge Abchasiens
Wappen Abchasiens
Flagge Wappen
De‑facto‑Regime, Gebiet
ist völkerrechtlich Teil von
Georgien
Amtssprache Russisch, Abchasisch, Georgisch
Hauptstadt Sochumi
Regierungsform Republik
Oberhaupt Präsident Sergei Bagapsch
Regierungschef Premierminister Alexander Ankwab
Fläche 8.600 km²
Einwohnerzahl 320.000 (Stand Juli 2000); laut UN 200.000
Bevölkerungsdichte 37, bzw. (nach UN) 23 Einwohner pro km²
Währung 1 Rubel = 100 Kopeken
1 € = 36,168 RUB
100 RUB = 2,7649 €
(Stand: 8. September 2008)
Gründung 23. Juli 1992
Zeitzone MEZ +3

Abchasien [ab'xa:ziən] (abchasisch Аҧсны/Aṗsny; georgisch აფხაზეთი/Apchaseti; russisch Абхазия/Abchasija) ist eine im Süden des Kaukasus an das Schwarze Meer grenzende Region, die völkerrechtlich als Teil Georgiens gilt. Bislang haben zwei UN-Staaten die staatliche Souveränität Abchasiens anerkannt. Die Einwohnerzahl beträgt nach offizieller Schätzung 320.000 (laut UNO 200.000), die Fläche umfasst 8.600 km².

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Abchasien liegt südlich des Kaukasus an der Nordküste des Schwarzen Meeres westlich des Flusses Enguri in Georgien. Das bis auf einen schmalen, landwirtschaftlich genutzten Küstenstreifen gebirgige Land erreicht Höhen von über 4.000 Metern. Im Arabika-Massiv liegt die Voronya-Höhle. Sie ist mit 2.190 Metern die tiefste bekannte Höhle der Welt.

Dank des Schutzes durch die Gebirgszüge weist der Küstenstreifen ein subtropisches Klima auf, weswegen sich Abchasien in der Sowjetzeit zu einem beliebten Feriengebiet entwickelte. Das warme Klima begünstigt auch den Anbau von Tabak, Tee, Wein und Obst, sodass Landwirtschaft und Nahrungs- und Genussmittelindustrie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes gehören.

Städte

In Abchasien gibt es (nach Auffassung der Regierung in Sochumi) neun Orte mit Stadtstatus, von denen sieben Rajonhauptstädte sind.

Abchasischer Name Georgischer Name Russischer Name Einwohner Stand Rajon
Aqwa (Аҟəа) Sochumi (სოხუმი) Suchum (Сухум) 40.366 2009 Sochumi
Gwdouta (Гəдоуҭа) Gudauta (გუდაუთა) Gudauta (Гудаута) 14.136 2009 Gwdouta
Gwylrypsch (Гәылрыҧшь) Gulripschi (გულრიფში) Gulrypsch (Гулрыпш) 8.014 2007 Gwylrypsch
Gagra (Гагра) Gagra (გაგრა) Gagra (Гагра) 7.921 2009 Gagra
Gal (Гал) Gali (გალი) Gal (Гал) 7.200 2003 Gali
Pizunda (Пиҵунда) Bitschwinta (ბიჭვინთა) Pizunda (Пицунда) 7.000 2008 Gagra
Tqwartschal (Тҟәарчал) Tkwartscheli (ტყვარჩელი) Tkuartschal (Ткуарчал) 4.800 2003 Tqwartschal
Otschamtschyra (Очамчыра) Otschamtschire (ოჩამჩირე) Otschamtschyra (Очамчыра) 4.700 2003 Otschamtschyra
Afon Tschyz (Афон Ҿыц) Achali Atoni (ახალი ათონი) Nowy Afon (Новый Афон) 1.300 2003 Gudouta

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl beträgt nach offizieller Schätzung 320.000 (laut UNO 200.000), die Fläche umfasst 8.600 km².

Die letzte sowjetische Volkszählung von 1989 hatte noch eine Einwohnerzahl von 500.000 ermittelt, davon 48% Georgier und 17 % Abchasen. Im Verlauf des Sezessionskrieges und nachfolgenden ethnischen Säuberungen wurden allerdings rund 250.000 Einwohner (darunter circa 200.000 Georgier) vertrieben.

Nach der letzten nicht unumstrittenen Volkszählung von 2003 leben in Abchasien 215.972 Menschen, davon 43,8% Abchasen, 21,3% Georgier, 20,8% Armenier, 10,8% Russen, 0,7% Griechen, 0,2% Esten und 0,8% Ukrainer. [1]

Ein Großteil der Einwohner hat Pässe der Russischen Föderation erhalten. Die Ausgabe russische Pässe an Einwohner Abchasiens (wie auch Südossetiens) wird als Verstoß gegen das Völkerrecht betrachtet. [2]

Geschichte

Siehe auch: Liste der Herrscher von Abchasien

Antike

Die frühesten archäologischen Funde lassen sich auf das 4. Jahrtausend v. Chr. datieren. Etwa seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. gehörte die Region zum Reich von Kolcha, später zu Kolchis, das mit den Griechen intensiven Handel trieb. Im Rahmen der griechischen Kolonisation wurde dabei auch der Hafen von Dioskurias angelegt, das heutige Suchumi. Seit dem Jahr 63 v. Chr. gehörte Kolchis zum antiken georgischen Königreich Lasika, das im 1. Jahrhundert n. Chr. vom Römischen Reich abhängig wurde bzw. mit dessen Teilung von Ostrom bzw. Byzanz. In der Zeit Kaiser Justinians I. im 6. Jahrhundert wurden die Abchasen zum Christentum bekehrt. Seit dem 7. Jahrhundert war das Land unabhängiges Fürstentum des Byzantinischen Reiches. Nach den Einfällen der Araber wurde es aber zeitweise auch diesen tributpflichtig.[3]

Mittelalter und frühe Neuzeit

Transkaukasien im Mittelalter

Diesen Status behielt es bis ins 8. Jahrhundert, als Leon II. sich zum König Abchasiens erklärte, und sich so von Byzanz lossagte. In den 780er Jahren konnte Leon II. seine Macht mithilfe der Chasaren auf Egrisi ausdehnen und beide Königreiche vereinen. Das Königreich Egrisi-Abchasien wurde eines der mächtigsten am Schwarzen Meer. Zu ihm gehörten Megrelien, Imeretien, Gurien, Adschara, Swanetien, Ratscha, Letschchumi und Aragweti. Mitte des 9. Jahrhunderts war das Königreich stark genug, dem arabischen Kalifat keinen Tribut mehr zu zahlen.[3]

Egrisi-Abchasien versuchte daraufhin immer energischer, auch in Ostgeorgien Gebiete zu gewinnen. In den 860er Jahren konnte Innerkartlien besetzt werden, das man aber Ende des Jahrhunderts wieder verlor. Mitte des 10. Jahrhunderts hatte es sich das südgeorgische Dshawacheti einverleibt und im Norden wuchs der Einfluss auch auf die Osseten. Nun bedrohte es auch das noch junge Königreich Kachetien. Versuche unter König Leon Teile Heretiens zu erobern, waren aber erfolglos. Nach Thronstreitigkeiten um die Nachfolge Leons wurde als Kompromiss Bagrat III. zum König Egrisi-Abchasiens und auch Tao-Klardschetiens, durch beider Vereinigung entstand das Königreich Georgien.[3]

Nach dem Mongoleneinfall in Georgien 1235 blieb Abchasien von der mongolischen Herrschaft verschont. Jedoch wurde es mit dem Friedensvertrag von 1243 den Mongolen tributpflichtig. Nach einem Aufstand der Georgier gegen die Mongolen floh der georgische König Dawit Narin ins Exil nach Abchasien. Auch ein Aufstand im folgenden Jahr hatte keinen Erfolg und Dawit Ulu, der Anführer des zweiten Aufstandes, floh ebenfalls nach Abchasien. Er kehrte jedoch bald wieder zurück und wurde König von Georgien, als Vasall des Il-Khan-Reiches der Mongolen.[3]

1578 kam das Gebiet zwischen dem Hauptkamm des Kaukasus und dem Fluss Aras, das heißt Aserbaidschan und Georgien und damit auch Abchasien an das Osmanische Reich, das zwar 1639 Aserbaidschan und das östliche Georgien wieder verlor, das westliche Georgien mit Abchasien aber weiterhin beherrschte. In der Folgezeit trat dann die Mehrheit der abchasischen Bevölkerung zum Islam über, die Georgier hielten mehrheitlich am Christentum fest.

Zahlreiche mittelalterliche georgische Kirchen und Klöster, die nach der Vereinigung Abchasiens mit Georgien gebaut wurden, bezeugen die politische und vor allem kulturelle Verbundenheit der abchasischen Adelsschicht des Mittelalters zu Georgien.

Russisch-sowjetische Herrschaft

Das von Russen um 1880 erbaute Kloster Nowy Afon (Neu-Athos) nahe der georgischen Kirche von Akhali Atoni aus dem frühen Mittelalter.
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Ab Ende des 18. Jahrhunderts stieß das russische Zarenreich Richtung Kaukasus vor. Das alte Königreich Georgien wurde 1801 russisch, die direkt westlich anschließenden Gebiete folgten in den Jahren darauf: Mingrelien 1803, Imeretien und Gurien 1804, das südliche Abchasien im Jahr 1810, der Hafen Poti und das nördliche Abchasien schließlich 1829. Die Bergregionen Swanetien und Tscherkessien wurden erst 1858 bzw. 1864 dem Zarenreich einverleibt. Das teil-autonome Fürstentum wurde von Russland 1864 endgültig beseitigt. Die Einwohner der eroberten Gebiete rebellierten mehrfach bewaffnet gegen die russischen Besatzer, so 1857 in Sugdidi und 1866 in Suchumi. Die Aufstände wurden jedoch niedergeschlagen.

Die antimuslimische Politik der folgenden Jahre führte dann dazu, dass viele muslimische Abchasier in das Osmanische Reich auswanderten. Der genaue Ablauf der Migrationsbewegungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist bis heute nicht geklärt, aber zugleich ein Streitpunkt zwischen Georgiern und Abchasiern und ihrer jeweiligen, von nationalen Interessen mitbestimmten Geschichtsschreibung.


Die massive Umsiedlung der Abchasen begann im Jahre 1867,als 20.000 muslimische Abchasen ihre zu Hause verlassen mussten. Zweite Welle der Umsiedlung kam im Jahre 1877,damals wurden 31 964 Abchasen nach die Türkei umgesiedelt worden.

Die Auswanderung der Abchasen war ein tragischer Fall. Abchasien wurde marginalisiert.Die Abchasen waren am Rande ihrer Existenz. Fast das ganze Abchasien wurde geleert,außer Ostabchasien,wo die Bevölkerung Mingrelier bildeten.


Die Liste der abchasischen Muhadschiren wurde auf Russisch abgefasst und betrug über 200 Seiten,darunter waren auch muslimische Georgier. Diese Liste ist ein einzigartiges historisches Dokument,die in russischen Archiven verwahrt ist. Im Jahre 1878 begann die Kolonisation und Russifizierung Abchasiens. In Bitschwinta wurden 137 russische Familien angesiedelt. Dazu kamen mehrere Familien russischer Soldaten in anderen Teilen Abchasiens.


Zu den verbliebenen ca. 20.000 Abchasen siedelte man etwa gleich viele Russen und Armenier an. Den Abchasen jedoch war die Ansiedelung in Küstennähe untersagt. Enteignete Besitztümer wurden russischen Funktionären und Siedlern übertragen. Die abchasische Diaspora mit ihren heute fast 600.000 Angehörigen in der Türkei, auf der arabischen Halbinsel, in Zentralasien, Sibirien und dem Balkan wird aus politischen Gründen nicht anerkannt. Fest steht nur, dass die Abchasen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Minderheit im eigenen Land geworden waren. So ist in einer zeitgenössischen Enzyklopädie des Jahres 1911 zu lesen, dass die Stadt Suchumi, damals mit 43.000 Einwohnern, zu zwei Dritteln von mingrelischen Georgiern und zu einem Drittel von Abchasen bewohnt sei.

Ab 1918 wurde Abchasien von der Geschichte der Transkaukasischen Föderation und der Demokratischen Republik Georgien geprägt. Nach der georgischen Parlamentswahl 1919 kam es trotz breiter öffentlicher Unterstützung für die sozialdemokratische-menschewistischen Regierung wegen wirtschaftlicher und sozialer Spannungen, vor allem aber wegen des Fehlens einer modernen Agrarreform, zu bewaffneten Bauernaufständen und ethnischen Konflikten in Abchasien und auch in Südossetien. Sie wurden von bolschewistischen Kräften ausgenutzt und von Sowjetrussland unterstützt. Später gelang der Regierung eine Agrarreform, eine umfassende Sozialgesetzgebung mit der Einführung des Acht-Stunden-Tags und ging hart gegen bolschewistische und separatistische Bewegungen vor. 1919 wurde das Justizsystem reformiert und die regionale Selbstverwaltung ausgebaut. Abchasien wurde staatliche Autonomie gewährt.

Eine abchasische „Grüne Armee“ muslimischer Bauern kämpfte indessen ab 1919 gegen die weißgardistisch-russischen Truppen General Denikins ebenso wie gegen Briten und Georgier. Sie eroberte im März 1920 die nördlich Abchasien angrenzende Region um Sotschi, unterlag aber schon einen Monat später der Roten Armee der Sowjets.[4]

Im März 1921 besetzte die 9. Armee der Roten Arbeiter- und Bauernarmee unter dem Kommando von W. Ch. Ter Abchasien. Das Kaukasische Büro der Kommunistischen Partei Russlands unter Sergo Ordschonikidse drängte auf eine Zerschlagung des georgischen Staates. Am 28. März 1921 wurde die Abchasische Sozialistische Sowjetrepublik (Abchasische SSR) auf einer gemeinsamen Sitzung des Kaukasischen Büros und der KP-Zentralkomitees von Abchasien und Georgien gegründet. Abchasien wurde 1922 bei der Bildung der Transkaukasischen Föderativen Sowjetrepublik auf der gleichen Ebene wie der georgische Staat selbst als gleichberechtigter Bestandteil der Föderation behandelt.[5] Abchasien und Georgien hatten im Dezember 1921 besondere Beziehungen vereinbart, einen sogenannten Kontrakt-Status (russisch Dogowor), der bis 1931 galt, als Abchasien eine Autonome Republik innerhalb der Georgischen SSR wurde.

Kulturelle Rechte wurden beschnitten und Bestrebungen nach nationaler Identität als konterrevolutionär bestraft. Nach dem Verbot der abchasischen Sprache wurden die Russische und Georgische Sprachen als Amtssprache eingeführt. Den stalinistischen Säuberungen fielen auch in Georgien tausende Menschen zum Opfer.

Postsowjetische Zeit

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Kampf um Unabhängigkeit

Das abchasische Parlament, der Oberste Sowjet, erklärte im Juli 1992 Abchasien für einen souveränen Staat, dessen Beziehungen zu Georgien noch geklärt werden müssten, nachdem zuvor Georgien alle Verträge, die in der Sowjetzeit unterzeichnet wurden, für nichtig erklärt hatte. Georgien verabschiedete die Verfassung von 1921 wieder als Grundlage für die Staatsgründung.

Zu dieser Zeit waren in Abchasien die Anhänger des gestürzten georgischen Präsidenten Swiad Gamsachurdia aktiv und sorgten dort für Unruhe. Als mehrere russische Güterzüge, die Güter nach Armenien transportierten, in Abchasien gestoppt und geplündert wurden, forderte Russland die damalige georgische Regierung auf, Sicherheit und Ordnung auf georgischem Territorium, wozu auch Abchasien zählt, zu gewährleisten. Georgien erklärt den Einmarsch georgischer Truppen in Abchasien folgendermaßen: „Zu diesem Zweck wurden in Absprache mit dem damaligen Parlamentsvorsitzenden Abchasiens Wladislaw Ardsinba Einheiten der georgischen Armee nach Abchasien geschickt, um die lebenswichtigen Wege (Bahn und Straße) zu sichern.“

Im Bürgerkrieg zerstörtes Regierungsgebäude in Sochumi
Stationierungsgebiet der UNOMIG.[6]

Am 14. August 1992 rückten georgische Einheiten unter dem Befehl des damaligen Verteidigungsministers Tengis Kitowani in Abchasien ein. Die Abchasen eröffneten das Gegenfeuer, gleichzeitig sprach Wladislaw Ardsinba im öffentlichen Fernsehen über eine Aggression Georgiens gegen den „unabhängigen abchasischen Staat“ und rief die Abchasen auf, die Georgier mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Die abchasischen Kampftruppen hielten nicht nur stand, sie gewannen den Krieg. Unterstützt wurden sie dabei sowohl vom russischen Staat als auch von tschetschenischen Guerillas unter dem Kommando von Schamil Bassajew,[7] der in dieser Zeit sogar zum stellvertretenden Verteidigungsminister Abchasiens aufstieg.[8] Neutrale Militärbeobachter gehen jedoch davon aus, dass nicht nur die Unterstützung von außen für den Sieg der Abchasen verantwortlich war, sondern auch die Unkoordiniertheit der georgischen Truppen. Nach ihrer Niederlage flohen auch die meisten ethnischen Georgier aus Abchasien, wo sie zuvor die größte Bevölkerungsgruppe gewesen waren. Zurückbleibende Georgier wurden Opfer schwerer Übergriffe durch die Abchasen und ihre Verbündeten, wie etwa beim Massaker von Sochumi 1993, für das insbesondere Bassajew verantwortlich gemacht wird.

Der Krieg dauerte etwas über ein Jahr, führte zu Kriegsverbrechen, vielen tausend Toten und zur Vertreibung von ca. 250.000 Georgiern, die in Abchasien gelebt hatten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hatte 1995 geschätzt, dass in der autonomen Republik rund 80.000 Abchasen, etwa 60.000 Armenier, 40.000 Russen und noch 12.000 ethnische Georgier lebten. Die meisten georgischen Flüchtlinge strandeten in Tiflis. 50.000 Flüchtlinge kehrten wieder in ihre Heimat zurück. 40.000 von ihnen wurden 1998 erneut vertrieben. Heute leben mehr als 80.000 Georgier in Abchasien, bevorzugt in der Provinz Gali, wo sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.

Am 14. Mai 1994 wurde nach drei vergeblichen Anläufen unter Vermittlung der Vereinten Nationen ein Waffenstillstand vereinbart. Bislang sorgen 1.500 russische Soldaten als Friedenstruppe der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) für die Einhaltung des 1994 geschlossenen Waffenstillstandes zwischen Georgiern und Abchasen. Die Einhaltung des Abkommens wird durch eine 121-köpfige United Nations Observer Mission in Georgia (UNOMIG) überwacht. Deutschland stellt mit elf Soldaten das größte Kontingent der Mission.

Wiederholt wurde vergeblich unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen über eine Beendigung des Konflikts verhandelt. Dabei ging es um eine Rückführung der Flüchtlinge und eine politische Lösung auf der Basis der territorialen Integrität Georgiens. Das scheiterte jedoch an der De-facto-Regierung Abchasiens, die stets auf einer völligen Unabhängigkeit beharrte und eine Rückkehr der Flüchtlinge ausschloß.

Im Oktober 2001 entbrannte der bewaffnete Konflikt zwischen georgischen Partisanen und abchasischen Sicherheitskräften in der georgisch-abchasischen Grenzregion erneut. Auf der Seite Abchasiens kämpften dabei erneut auch tschetschenische Milizen.

Unterstützer des abchasischen Friedensprozesses sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA. Die im Juli 2002 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Abchasien-Resolution, die einen Verbleib als autonome Republik im Staat Georgien vorsieht, gründet auf Vorschlägen des deutschen Diplomaten Dieter Boden, der von 1999 bis 2002 UNOMIG leitete. Obgleich regelmäßige Verhandlungen zur Beilegung des Konfliktes zwischen Abchasien und Georgien stattfanden, brachten sie keinen Durchbruch. Kofi Annan, ehemals Generalsekretär der Vereinten Nationen, rief Abchasien auf, die georgische Rosenrevolution für einen neuen Verhandlungsstart zu nutzen. Die EU zeigte sich in der Erklärung des Vorsitzes des Rates der Europäischen Union vom 24. Juli 2006 sehr besorgt über die aktuelle Entwicklung in Abchasien, begrüßte die möglichst baldige Entsendung einer UN-Polizeitruppe und erklärte sich bereit, aktiv zum Friedensprozess beizutragen.

Anfang Mai 2008 wurden von russischer Seite die Truppen auf 2.500 Mann aufgestockt. Damit näherte sich das russische Kontingent der Höchstgrenze von 3.000 Mann. Georgien kritisierte den Schritt als gegen seine Souveränität gerichtet und äußerte den Wunsch, aus dem gemischten Kontrollgremium, bestehend aus Russland, Georgien und Nord- und Südossetien, auszutreten. Dieser Wunsch wird von den anderen Mitgliedern des Gremiums bisher abgelehnt.[9]

Erneute Konflikte

siehe auch: Kaukasus-Konflikt 2008

Im März und April 2008 kam es erneut zu Spannungen und am 20. April wurde ein georgisches unbemanntes Flugzeug („Drohne“) über abchasischem Gebiet abgeschossen. Die Drohne wurde von einem russischen Kampfjet abgeschossen, was zunächst vom russischen Außenministerium bestritten wurde, das den Flug der Drohne als „militärischen Akt“ und Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen bezeichnete. Untersucher der UNOMIG bestätigten drei weitere Abschüsse von georgischen Drohnen vom Typ Hermes 450 der israelischen Firma Elbit Systems im März 2008.[10] Der UN-Sicherheitsrat, der den Abschuss ebenso bestätigte, betonte, der Abschuss der Drohne durch ein russisches Kampfflugzeug wie auch der Einsatz von Drohnen durch die georgische Seite verstießen gegen das Moskauer Abkommen von 1994, das nur die Präsenz von Friedenstruppen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten in Abchasien erlaubte.[11]

Der georgische Botschafter bei den Vereinten Nationen Alasania erklärte, dass Georgien durch die Untätigkeit der UNOMIG-Friedenstruppe in dieser Hinsicht zu solchen Aufklärungsflügen gezwungen gewesen sei, um abchasische und russische Truppenbewegungen auf abchasischem Gebiet im Interesse der eigenen nationalen Sicherheit im Auge zu behalten, diese aber in Zukunft einstellen wolle. Alasania warf der Friedenstruppe vor, ihre Aufgabe nicht hinreichend zu erfüllen, so dass seit 1994 bereits mehr als 2.000 georgische Zivilisten ums Leben gekommen und 8.000 georgische Haushalte in Abchasien zerstört worden seien. Unter dem Deckmantel der Friedenstruppen stationiere Russland immer mehr Truppen in Georgien, obwohl diese keine Friedensmission wahrnähmen.[12]

Nach einer Eskalation des Konfliktes um die Region Südossetien am 8. August 2008 brachen bis zum 10. August auch Kämpfe an der abchasisch-georgischen Grenze in der Kodori-Schlucht aus. Die abchasischen Behörden verfügten eine Mobilmachung der Armee und die russischen Truppen im Gebiet wurden verstärkt.[13][14] In diesem Zusammenhang verlegte Russland mehr als 9.000 zusätzliche Soldaten nach Abchasien, obwohl das Abkommen von 1994 nur russische Truppen bis 3.000 Mannstärke zulässt. Am 12. August gab der russische Präsident Medwedew den Abschluss der Militäraktionen in Georgien bekannt.

Anerkennung der Republik

Am 26. August 2008 ratifizierte der russische Präsident Medwedew den an den vorherigen Tagen einstimmig gefassten Beschluss der beiden Kammern des russischen Parlaments, Abchasien gleichzeitig mit Südossetien als selbständigen Staat anzuerkennen. Er bezeichnete diesen Schritt als direkte Folge des vorangegangenen militärischen Konflikts, der es Südosseten und Abchasen unmöglich gemacht habe, weiterhin gemeinsam mit den Georgiern in einem Staat zu leben. Der Präzedenzfall des Kosovo wurde von Seiten hoher russischer Staatsbeamter ebenfalls erwähnt.[15] Zugleich rief Medwedew andere Staaten auf, diesem Beispiel zu folgen.[16]

Als zweites Land nach Russland erkannte Nicaragua am 3. September die Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens an. Staatspräsident Daniel Ortega erklärte dies auf einer offiziellen Veranstaltung vor der Armeeführung seines Landes.[17]

Politik

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Der Präsident Abchasiens ist Sergei Bagapsch. Er wurde am 12. Januar 2005 ins Amt gewählt und löste am 12. Februar 2005 den Historiker Wladislaw Ardsinba ab. Bagapsch erhielt 91,54 % der Stimmen, sein Gegenkandidat Jakob Lakoba 4,5 %. Dem Wahlgang war eine verfälschte Wahl am 3. Oktober 2004 vorangegangen, bei der der frühere Premierminister Raul Chadschimba zum Sieger erklärt worden war. Nach langwierigen Auseinandersetzungen ordnete der Oberste Gerichtshof eine Wiederholung der Wahl im Januar an. Bei der 2. Wahl hat Raul Chadschimba nicht kandidiert. Vollständig ordnungsgemäß war auch die Januarwahl nicht. In der ostabchasischen Provinz Gali lebende ethnische Georgier wurden an der Stimmabgabe gehindert. Premierminister Abchasiens ist Alexander Ankwab, der bereits von 1992 bis 1993 Innenminister des Landes war.

Das abchasische Parlament (Nationalversammlung) hat in den Jahren 2002, 2003 und 2004 immer wieder erfolglos an die russische Legislative appelliert, assoziierte Beziehungen zu Abchasien herzustellen, die autonome Republik vertraglich in das russische Zoll- und Währungssystem einzubeziehen sowie militärischen Schutz zu gewähren.

Die Menschenrechtslage in Abchasien ist nach Angaben der Vereinten Nationen prekär. Es gibt keine funktionierende Strafverfolgung, das Land wird von kriminellen Gruppen infiltriert und es fehlt die Möglichkeit Klagen einzureichen. 2004 wurde den Volksgruppen (siehe Urumer) das Recht entzogen, an Schulen in ihrer Muttersprache zu lernen.

Status

Abchasien gehört völkerrechtlich zu Georgien. Die Vereinten Nationen haben das seit 1993 immer wieder bekräftigt. Der UN-Sicherheitsrat fordert die "Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit Georgiens innerhalb seiner international anerkannten Grenzen". [18] Einige Völkerrechtler halten Abchasien für ein stabilisiertes De-facto-Regime.

Russland erkannte Abchasien am 26. August 2008 als eigenen Staat an. [19] Nicaragua folgte diesem Schritt am 3. September 2008. [20] Weitere internationale Anerkennungen von Abchasien und Südossetien blieben bisher aus.

Außenbeziehungen

Die Regierung in Tiflis beabsichtigte, Abchasien nach dem Modell des Machtwechsels in Adscharien wieder in Georgien einzugliedern. Präsident Micheil Saakaschwili hatte am 22. September 2004 vor der UN-Generalversammlung einen Drei-Stufen-Plan zur Beilegung der Konflikte in Abchasien und Südossetien vorgelegt. Eine erste Stufe sah vertrauensbildende Maßnahmen zwischen regierungsunabhängigen Organisationen, Studenten, Journalisten, Ärzten, Sportlern und Müttern vor. Auf der zweiten Stufe sollten die Konfliktzonen unter internationaler Aufsicht demilitarisiert werden. Auf der dritten schließlich wollte Georgien Abchasien und Südossetien eine größtmögliche Autonomie gewähren.

Die Regierung von Abchasien hatte den georgischen Plan zurückgewiesen. Auch Russland lehnte eine Wiedervereinigung Abchasiens mit Georgien ab und wollte gemäß dem mit Georgien abgeschlossenen Abkommen von Moskau aus dem Jahr 1995 seine Friedenstruppe nicht abziehen, um nach eigenen Angaben kein neues Blutvergießen an seinen Grenzen zuzulassen. Russland und Abchasien bemühten sich, Abchasien an Russland anzuschließen. Am 10. September 2004 wurde die unterbrochene Eisenbahnverbindung zwischen Sochumi und Moskau wiederaufgenommen. Im Mai 2008 rückten auf Ersuchen der abchasischen Regierung russische Eisenbahntruppen ein, bis Ende Juli wurden die Bahnlinien erneuert.[21]

Beziehungen zu Georgien

Im Juli 2006 entsandte die georgische Regierung Spezialeinheiten des Innenministeriums in Abchasiens obere Kodori-Schlucht, wo Emsar Kwitsiani eine Autonomie über das Gebiet ausgerufen hatte. Sie bezwangen innerhalb weniger Tage die von Russland unterstützten Freischärler.

Am 27. September 2006 verfügte Präsident Saakaschwili die Umbenennung der oberen Kodori-Schlucht in Ober-Abchasien. Zugleich nahm dort die abchasische Exilregierung unter Malchas Akischbaia ihren Sitz in der Ortschaft Tschchalta. In Tiflis akkreditierte Diplomaten, die Sochumi besuchen wollten, mussten fortan zunächst der Exilregierung in Tschchalta einen Besuch abstatten. Abchasiens Präsident Bagapsch zeigte sich verärgert. Wer die Exilregierung in Tschchalta besuche, werde in Sochumi nicht empfangen, erklärte er.

Am 13. August 2008 zog sich die georgische Armee aus ihren letzten Stellungen in der oberen Kodori-Schlucht zurück. Somit hat Georgien nach der Niederlage in Südossetien auch die Kontrolle über Abchasien verloren. Das zentrale Verwaltungsgebäude der georgischen Regierung in der Provinzhauptstadt Tschchalta wurde vollständig zerstört. Russische Truppen waren an dem Einsatz offenbar nicht beteiligt.

Galerie

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Henrik Bischof: Georgien : Gefahren für die Staatlichkeit. Electronic ed., Bonn 1995 (Studie zur Außenpolitik, 68) ISBN 3-86077-417-4 (HTML; 116 KB)
  • Bruno Coppieters: Westliche Sicherheitspolitik und der Konflikt zwischen Georgien und Abchasien. Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien, Köln 1999, ISSN 0435-7183
  • Ulrike Gruska: Separatismus in Georgien: Möglichkeiten und Grenzen friedlicher Konfliktregelung am Beispiel Abchasien. Universität Hamburg-IPW, Hamburg 2005 (PDF; 1,8 MB)
  • George Hewitt(Hrsg.): The Abkhazians. A Handbook. Curzon Press, London 1998, ISBN 0-7007-0643-7
  • Tamar Janelidze: Historische Hintergründe und politische Motive des abchasischen Separatismus in Georgien. Magisterarbeit, Universität Augsburg 2005 (PDF; 772 KB)
  • Alexander Kokeev: Der Kampf um das Goldene Vlies. Zum Konflikt zwischen Georgien und Abchasien. Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-928965-31-X
  • Alexandr Kokejew / Georgi Otyrba: Der Weg in den Abchasien-Krieg. Mannheim 1997 (Untersuchungen des FKKS, 13) (PDF; 366 KB)
  • Mariam Lortkipanidse: Georgien und seine Autonomien: Kurzer Abriß der Geschichte Abchasiens, Atscharas und Südossetiens. In: Georgica. Bd. 15 (1992), S. 34–37
  • Tim Potier: Conflict in Nagorno-Karabakh, Abkhazia and South Ossetia: a legal appraisal. Kluwer Law International, Den Haag 2001, ISBN 90-411-1477-7
  • Lewan Toidse / Awtandil Menteschaschwili: Die Bildung der Autonomien in Georgien – 1: Abchasien. In: Georgica. Bd. 15 (1992), S. 38–49
  • Edward W. Walker: No peace, no war in the Caucasus: Secessionist conflicts in Chechnya, Abkhazia and Nagorno-Karabakh. Harvard University, John F. Kennedy School of Government, Cambridge, Mass. 1998

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Völkszählung 2003
  2. Der Tagesspiegel: Wer hat Schuld am Kaukasus-Krieg
  3. a b c d Heinz Fähnrich: Geschichte Georgiens von den Anfängen bis zur Mongolenherrschaft. Verlag Shaker, Aachen 1993.
  4. Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht - Nationalitäten und Religionen der UdSSR. Frankfurt/Main 1990, S. 237
  5. Munzinger-Archiv, Internationales Handbuch-Zeitarchiv 15/94, Georgien, S. 3
  6. Quelle: UN-Karte
  7. Lukas F. Streiff: Tod eines Terrorfürsten, Spiegel Online, 10. Juli 2006
  8. Gisbert Mrozek: Geübt im aussichtslosen Kampf, Berliner Zeitung, 18. August 1999
  9. RIA Novosti: Georgien wird Verlegung von Friedenstruppen nach Südossetien als Verletzung seiner Souveränität betrachten, 15. Mai 2008
  10. Russia Questions UN Probe on Georgian Drone Downing, Civil.ge, abgerufen am 27. Mai 2008 (englisch)
  11. UN News Center: Georgia: UN says Russian air force shot down aircraft over Abkhazia, Nachricht vom 27. Mai 2008, abgerufen am 30. Mai 2008 (englisch)
  12. United Nations press conference on downing of air survaillance vehicle over Abkhazia, Georgia, 29. Mai 2008, abgerufen 30. Mai 2008
  13. Abchasische Rebellen machen mobil, Focus, 10. August 2008
  14. Georgien verlagert seine Truppen, Spiegel Online, 10. August 2008
  15. CAP. "Kreml hält dem Westen den Kosovo-Spiegel vor" (28. August 2008)
  16. NEWSru.com: Медведев признал независимость Южной Осетии и Абхазии (26.08.2008)
  17. The Earth Times: Nicaragua joins Russia in recognizing South Ossetia, Abkhazia (03.09.2008)
  18. UN-Sicherheitsrats-Resolution 1808 des UN-Sicherheitsrats, 15.4.2008
  19. RIA Novosti: Russland erkennt Unabhängigkeit von Abchasien und Südossetien offiziell an, 26.8.2008
  20. RIA Novosti: Nicaragua kündigt Anerkennung von Abchasien und Südossetien an, 4.9.2008
  21. RIA Novosti: Abchasien: Dank russischen Eisenbahntruppen Bahnstrecke wieder betriebsbereit, 30. Juli 2008

Literatur

  • Абазины, историко-этнографический очерк, ред. Л. И. Лавров, Черкесск, 1989
  • Акаба Л. Х., У истоков религии абхазов, Сухуми, 1979.
  • Анчабадзе З. В., Очерк этнической истории абхазского народа, Сухуми, 1970
  • Ш. Д. Инал-Ипа, Абхазы
  • Г. Ф. Чурсин, Материалы по этнографии Абхазии

4340.9833333333337Koordinaten: 43° N, 41° O


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