Mokschan (Schiff)

Mokschan (Schiff)

Der Mokschan (russisch und mokschanisch Мокшан) war ein Binnenschiffsstyp aus dem 19. Jahrhundert. Eingesetzt wurde er vorwiegend auf der Mokscha, einem Nebenfluss der Oka in Zentralrussland.[1]

Modell eines Mokschan
Heckverzierungen eines Mokschan

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Benannt wurden die Schiffe nach dem Fluss Mokscha. Im damaligen Sprachgebrauch der Besatzungen, die aus einfachsten Verhältnissen stammten, wurden sie unterschieden nach männlichen Schiffen, den Mokschan (russ. Мокшан) und weiblichen, den Mokschana (russ. Мокшана). Am häufigsten wurde die männliche Bezeichnung gebraucht. Genaue Erklärungen dafür gibt es nicht. Das ungedeckte, unter anderem von einem Segel angetriebene Schiff diente gleichzeitig zur Beförderung von Personen und Fracht auf den Flüssen Zentralrusslands, neben der Mokscha auch auf ihrem Nebenfluss Zna sowie auf Oka und Wolga vom beginnenden 18. bis in Ende des 19. Jahrhunderts. Die Flüsse waren die nahezu einzigen Verkehrswege insbesondere für Massengüter wie Getreide, da das Straßen- und Wegenetz nur ungenügend ausgebaut und das Eisenbahnnetz anfangs sehr weitmaschig war. Das Schiff war mit einem abnehmbaren Mast und mit einem kleinen viereckigen Segel ausgerüstet, dass nur bei günstigem Wind genutzt werden konnte. Flussabwärts ließen die Boote sich mit der Strömung treiben. Im Frühjahr sammelten sich nach dem Abschmelzen des Eises regelrechte Konvois auf dem Fluss, um gemeinsam die nicht ungefährliche und beschwerliche Reise durchzuführen. Untereinander wurden vereinbarte Signale ausgetauscht um in Notsituationen gegenseitig Hilfe leisten zu können.[2]

Die Schiffe

Sie hatte eine Länge von 16 bis 30 Faden (russ. Морская сажень) (29 bis 54 Meter) und einen Tiefgang von 2 bis 3 Arschin (russ. Аршин) (1,4 bis 2,1 Meter). Die Tragfähigkeit wird mit bis zu 5 Lasten (10 Tonnen) angegeben. Sie konnte jedoch stark variieren. Die aus grob bearbeiteten Holzbrettern, vorwiegend aus Fichtenholz, gebauten Fahrzeuge wurden im Heckbereich oft sehr aufwendig mit geschnitzten Bildern von phantastischen Ungeheuer dekoriert. In der Mitte des Mokschan war eine Wohnhütte mit Satteldach angeordnet.

Die Brotkarawane

In den 1840er Jahren fuhr die sogenannte Getreidekarawane auf den Flüssen Zna (Mokscha), Mokscha, Oka und Wolga zur Getreidebörse nach Rybinsk. An den Mokscha-Anlegestellen wurden jährlich 800 bis 900 Schiffe mit Brotgetreide beladen. Dafür wurden schon im Winter vor dem Eisgang Arbeiter angeworben, die die Schiffe für das Überwintern und die Reisen vorbereiteten.

Für die kleineren Schiffe wurden bis zu 80 Mann und ein Lotse, für die größeren bis zu 180 Mann und zwei Lotsen benötigt. Der Älteste an Bord wurde Wassermann genannt. Mit Frühlingsanfang wurden die Schiffe neu geteert, die Fugen kalfatert und die Schiffe für die Fahrt ausgerüstet und beladen. Sobald der Eisgang vorbei war, fuhr die Karawane los. Zur Verständigung untereinander waren verschiedene Flaggensignale abgesprochen, so bedeutete eine schwarze Flagge, das ein Schiff eine Havarie hatte und der Schiffsverband blieb dann solange bei diesem Schiff bis es weiterfahren konnte.

Die Fahrt flussabwärts auf der Mokscha bis zur Znamündung dauerte rund zehn Tage, die Reise nach Nischni-Nowgorod (340 km) rund zwei Wochen. Dort wurden alle Schiffe für die Weiterfahrt mit den Masten, Segeln und Takelage ausgerüstet, die in Nischni-Nowgorod gelagert wurden. Für die Fahrt nach Rybinsk wurden weitere Leute zum Treideln angeheuert. Die Reisedauer betrug 25 bis 40 Tage. Die Gesamtstrecke die die Mokschane bis Rybinsk zurücklegten war rund 1050 Kilometer und dauerte bis zu zwei Monate. Ein Teil der Schiffe wurde in Rybinsk wieder neu beladen und kehrten zur Mokscha zurück. Auf der Oka, Moschka und Zna wurden die Schiffe flussaufwärts mit Pferden getreidelt.

Literatur

  • Alfred Dudszus: Das große Buch der Schiffstypen: Schiffe, Boote, Flöße unter Riemen und Segel, Dampfschiffe, Motorschiffe, Meerestechnik. Pietsch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-50391-3

Einzelnachweise

  1. Dudszus, S. 182
  2. Nicolaas Witsen: Aaloude en hedendaagsche scheeps-bouw en bestier (niederländisch und latein)

Weblinks


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