Morgenerst

Morgenerst

Morgenerst“ und „Morgenletzt“ sind astronomische Begriffe.

Mit „Morgenerst“ wird der Tag bezeichnet, an dem ein Himmelskörper in der Morgendämmerung mit bloßem Auge erstmals wieder über dem Osthorizont sichtbar ist, nachdem er längere Zeit während der Nacht unter dem Horizont und am Nachthimmel nicht zu sehen war. An den Folgetagen steigt der Himmelskörper immer früher als die Sonne am Osthorizont auf. Er wird immer länger am Ende der Nacht sichtbar sein. Der Begriff ist vorwiegend für Sterne anwendbar.

Mit „Morgenletzt“ wird der Tag bezeichnet, an dem ein Himmelskörper in der Morgendämmerung mit bloßem Auge letztmals über dem Osthorizont sichtbar ist, bevor er für längere Zeit während der Nacht unter dem Horizont und am Nachthimmel nicht zu sehen sein wird. An den Vortagen verkürzte sich seine Sichtbarkeit am Ende der Nacht immer mehr. Wenige Tage nach dem Morgenletzt wird er später als die Sonne am Osthorizont aufgehen und mit bloßem Auge nicht zu erkennen sein. Das „Altlicht“ des Mondes ist ein Morgenletzt.

Inhaltsverzeichnis

Das Morgenerst der Sterne

Die Sonne bleibt bei ihrem scheinbaren Umlauf um die Erde täglich etwas hinter den Sternen zurück. Sie bewegt sich einmal pro Jahr rückwärts auf der Ekliptik durch den Himmel. Ein gleichzeitig mit der Sonne aufgehender Stern wird an den Folgetagen immer mehr früher als die Sonne aufgehen und immer länger in der Morgendämmerung sichtbar sein.

Das Morgenerst eines bestimmten Sternes ist ein bestimmter Tag im Jahr. So wurde zum Beispiel das Morgenerst des uns am hellsten erscheinenden Sterns Sirius bereits in Mesopotamien und im Alten Ägypten beobachtet und zur Planung der von den Jahreszeiten abhängigen landwirtschaftlichen Arbeiten benutzt.

Morgenletzt der Sterne

Wegen der gegenüber der Sonne rückläufigen Bewegung gibt es bei den Sternen kein Morgenletzt am Osthorizont. In Abweichung zur oben angegebenen Definition wird für sie der Begriff Morgenletzt für Beobachtungen am Westhorizont angewendet, wenn der beobachtete Stern nicht nahe bei der Sonne sondern etwa in Opposition zu ihr ist.[1] Nach dem Tag seines Morgenletzt geht der vorher in Opposition gewesene Stern früher am Westhorizont unter als die Sonne am Osthorizont aufgeht.

Das Morgenletzt des Mondes

Der Mond umrundet die Erde langsamer als es die Sonne scheinbar tut. Er verspätet sich täglich etwa 50 Minuten gegenüber der Sonne. Der vorerst abnehmende Mond wird von der Sonne eingeholt und bei Neumond überholt. Ein bis zwei Tage vorher ist sein Morgenletzt, eine letztmalig zu sehende schmale Sichel, die auch „Altlicht“ genannt wird.

Morgenerst und Morgenletzt der Venus

Die scheinbare Relativbewegung zwischen Sonne und Planeten ist bei den oberen Planeten ähnlich wie bei den Sternen (zudem rückläufige Bewegung / Planetenschleife, wenn sich diese in Opposition zur Sonne befinden), weshalb bei ihnen auch nur ein Morgenerst beobachtbar ist.

Gänzlich anders sind die Verhältnisse bei den unteren Planeten Merkur und Venus, von denen die Beobachtung der Venus wegen ihrer großen Helligkeit die bedeutendere ist. Die Venus pendelt beidseits vor der Sonne hin und her, wobei sie bei ihren größten Ausschlägen (Elongationen) maximal für etwa vier Stunden abwechselnd gegen Morgen und nach Abend, aber niemals in der Mitte der Nacht (Opposition zur Sonne findet nicht statt) zu sehen ist. Ihre Sichtbarkeit als „Morgenstern“ wird durch ein Morgenerst und ein Morgenletzt begrenzt. In den Wochen dazwischen geschieht ihr Aufgang in den letzten Nachtstunden.

Die Begriffe heliakisch und akronychisch

Heliakisch (griechisch) heißt "zur Sonne gehörend" und ist im allgemeinsten Falle für Auf- und Untergänge von Himmelskörpern anwendbar, die sich nahe bei der Sonne befinden und gleichzeitig mit ihr in der Morgendämmerung auf-, aber auch in der Abenddämmerung mit ihr untergehen. Eine häufige, allerdings nicht konsequent angewendete Einschränkung beschreibt lediglich die Vorgänge in der Morgendämmerung. Heliakisch wird jetzt mit "zur aufsteigenden Sonne gehörend" übersetzt. Weil dabei auch Auf- und Untergänge am Westhorizont von sich in Opposition zur Sonne befindlichen Himmelskörpern eingeschlossen werden, gilt nicht mehr, dass sich die Himmelskörper nahe bei der Sonne befinden. Mit Morgenerst und Morgenletzt könnten bei diesem Sprachgebrauch auch Vorgänge am Westhorizont gemeint sein.

Akronychisch (griechisch) heißt "am Rand der Nacht" und bezeichnet bezüglich Auf- und Untergängen von Himmelskörpern denselben Sachverhalt wie heliakisch, das heißt Vorgänge am Anfang der Nacht (Abenddämmerung) und an ihrem Ende (Morgendämmerung). Die parallele Anwendung beider Begriffe wird möglich, indem bei akronychisch die entsprechende - ebenfalls nicht konsequent angewendete - Einschränkung erfolgt. Man gebraucht jetzt akronychisch nur für die Abenddämmerung, also für den "Anfang der Nacht". Abendliche Auf- und Untergänge am Ostthorizont von sich in Opposition zur Sonne befindlichen Himmelskörpern werden eingeschlossen. Mit Abendletzt und Abenderst könnten bei diesem Sprachgebrauch auch Vorgänge am Osthorizont gemeint sein.

Akronychisch wird gelegentlich auch ausschließlich für Auf- und Untergänge von Himmelskörpern, die sich in Opposition zur Sonne befinden, verwendet. Ob die Ereignisse in der Morgen- oder in der Abenddämmerung stattfinden, ist extra anzugeben.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Burkard Steinrücken: "Die Verwendung von Sternphasen zur Zeitbestimmung bei Hesiod" S. 11, Abb. 2, unten

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