Abenderst

Abenderst
Bild des Abendhimmels auf der südlichen Erdhälfte: Mond etwa ein oder zwei Tage nach dem Abenderst (Neulicht), Venus nahe beim Abenderst oder Abendletzt

Abenderst“ und „Abendletzt“ sind astronomische Begriffe.

Mit „Abenderst“ wird der Tag bezeichnet, an dem ein Himmelskörper in der Abenddämmerung erstmals wieder am Westhorizont sichtbar ist, nachdem er längere Zeit während der Nacht unter dem Horizont und am Nachthimmel nicht zu sehen war. An den Folgetagen sinkt der Himmelskörper immer später als die Sonne unter den Westthorizont. Er wird immer länger am Beginn der Nacht sichtbar sein. Das Neulicht des Mondes ist eine Abenderst.

Mit „Abendletzt“ wird der Tag bezeichnet, an dem ein Himmelskörper in der Abenddämmerung letztmals am Westhorizont sichtbar ist, bevor er für längere Zeit während der Nacht unter dem Horizont und am Nachthimmel nicht zu sehen sein wird. An den Vortagen verkürzte sich seine Sichtbarkeit am Beginn der Nacht immer mehr. Wenige Tage nach dem Abendletzt wird er früher als die Sonne am Westhorizont untergehen. Der Begriff ist vorwiegend für Sterne anwendbar.

Inhaltsverzeichnis

Das Abenderst des Mondes

Der Mond umrundet die Erde langsamer als es die Sonne scheinbar tut. Er verspätet sich täglich etwa 50 Minuten gegenüber der Sonne. Der vorerst abnehmende Mond wird von der Sonne eingeholt und bei Neumond überholt. Ein bis zwei Tage nachher ist sein Abenderst, eine erstmals nach Sonnenuntergang am Westhorizont zu sehende schmale Sichel, die auch Neulicht genannt wird.

Das Neulicht des Mondes ist der erste mit bloßem Auge erkennbare Nachweis für den Beginn einer neuen Mondperiode. In alten Kulturen war das Neulicht des Mondes der Beginn des neuen Kalendermonates. Vom Islam ist bekannt, dass Beginn und Ende des Fastenmonats Ramadan noch heute am Neulicht erkannt werden.

Das Abendletzt der Sterne

Die Sterne überholen einmal im Jahr die Sonne oder umgekehrt: die Sonne bewegt sich scheinbar einmal pro Jahr rückwärts auf der Ekliptik durch den Sternen-Himmel. Wenn sich ein Stern der Sonne nähert, ist er letztmalig am Westhorizont in der Abenddämmerung zu sehen. Wenn er sie überholt hat, geht er nämlich früher als die Sonne unter und ist in der Nacht unter dem Horizont.

Das Abendletzt eines bestimmten Sternes ist ein bestimmter Tag im Jahr. So wurde zum Beispiel das Abendletzt des uns am hellsten erscheinenden Sterns Sirius bereits in Mesopotamien und im Alten Ägypten beobachtet und zur Planung der von den Jahreszeiten abhängigen landwirtschaftlichen Arbeiten benutzt.

Abenderst der Sterne

Wegen der gegenüber der Sonne rückläufigen Bewegung gibt es bei den Sternen kein Abenderst am Westhorizont. In Abweichung zur oben angegebenen Definition wird für sie der Begriff Abenderst für Beobachtungen am Osthorizont angewendet, wenn der beobachtete Stern nicht nahe bei der Sonne sondern etwa in Opposition zu ihr ist.[1] Wenn sich die Sonne genügend verspätet hat, geht der sich vorher in Opposition gewesene Stern früher am Osthorizont auf als die Sonne am Westhorizont untergeht, und ist erstmals wieder in der Morgendämmerung mit bloßem Auge erkennbar.

Abenderst und Abendletzt der Venus

Die scheinbare Relativbewegung zwischen Sonne und Planeten ist bei den oberen Planeten ähnlich wie bei den Sternen (zudem rückläufige Bewegung / Planetenschleife, wenn sich diese in Opposition zur Sonne befinden), weshalb bei ihnen auch nur ein Abendletzt beobachtbar ist.

Gänzlich anders sind die Verhältnisse bei den unteren Planeten Merkur und Venus, von denen die Beobachtung der Venus wegen ihrer großen Helligkeit die bedeutendere ist. Die Venus pendelt beidseits vor der Sonne hin und her, wobei sie bei ihren größten Ausschlägen (Elongationen) maximal für etwa vier Stunden abwechselnd nach Abend und gegen Morgen, aber niemals in der Mitte der Nacht (Opposition zur Sonne findet nicht statt) zu sehen ist. Ihre Sichtbarkeit als „Abendstern“ wird durch ein Abenderst und ein Abendletzt begrenzt. In den Wochen dazwischen geschieht ihr Aufgang in den ersten Nachtstunden.

Die Begriffe akronychisch und heliakisch

Akronychisch (griechisch) heißt "am Rand der Nacht" und ist im allgemeinsten Falle für Unter- und Aufgänge von Himmelskörpern am Rande der Nacht anwendbar, also am Anfang der Nacht (Abenddämmerung) und an ihrem Ende (Morgendämmerung). Eine häufige, allerdings nicht konsequent angewendete Einschränkung beschreibt lediglich die Vorgänge in der Abenddämmerung, also am "Anfang der Nacht". Abendliche Auf- und Untergänge am Ostthorizont von sich in Opposition zur Sonne befindlichen Himmelskörpern werden eingeschlossen. Mit Abendletzt und Abenderst könnten bei diesem Sprachgebrauch auch Vorgänge am Osthorizont gemeint sein.

Akronychisch wird gelegentlich auch ausschließlich für Auf- und Untergänge von Himmelskörpern, die sich in Opposition zur Sonne befinden, verwendet. Ob die Ereignisse in der Abend- oder in der Morgendämmerung stattfinden, ist extra anzugeben.

Heliakisch (griechisch) heißt "zur Sonne gehörend" und ist im allgemeinsten Falle für Unter- und Aufgänge von Himmelskörpern anwendbar, die sich nahe bei der Sonne befinden und gleichzeitig mit ihr in der Abenddämmerung unter-, aber auch in der Morgendämmerung mit ihr aufgehen. Eine häufige, allerdings ebenfalls nicht konsequent angewendete Einschränkung beschreibt lediglich die Vorgänge in der Morgendämmerung. Heliakisch wird jetzt mit "zur aufsteigenden Sonne gehörend" übersetzt. Weil dabei auch Auf- und Untergänge am Westhorizont von sich in Opposition zur Sonne befindlichen Himmelskörpern eingeschlossen werden, gilt nicht mehr, dass sich die Himmelskörper nahe bei der Sonne befinden. Mit Morgenerst und Morgenletzt könnten bei diesem Sprachgebrauch auch Vorgänge am Westhorizont gemeint sein.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Burkard Steinrücken: "Die Verwendung von Sternphasen zur Zeitbestimmung bei Hesiod" S. 11, Abb. 2, oben

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