Murazzi

Murazzi
Die Murazzi zwischen Pellestrina und Ottagono Ca’Roman, Links die Adria, rechts die Lagune

Die Murazzi sind ein aus istrischem Marmor erbautes Verteidigungsbauwerk der Republik Venedig, das zugleich dem Schutz der Lagune vor Erosion diente. Dieses Riesenbauwerk entstand zwischen 1744 und 1782.

Die drei Hauptabschnitte verteilen sich auf Lido - beginnend bei der Ca' Bianca erstreckt sich der erste Abschnitt bis in die Nähe von Alberoni - auf Pellestrina - beginnend bei Santa Maria del Mare erstreckt sich der zweite Abschnitt über rund 10 km bis zur Ca' Roman und um Sottomarina. Der dritte Abschnitt erstreckt sich von der Forte San Felice über mehr als 1,2 km bis nach Sottomarina Vecchia. Weitere 570 m dieses letzten Abschnitts sind fast verschwunden.

Gedenktafel zur Erinnerung an Bernardino Zendrini

Den Vorschlag zu diesem Bauwerk machte Vincenzo Maria Coronelli im Jahr 1716; die Ausführung übernahm Bernardino Zendrini. Die Vorgängerbauten, meist hölzerne Schutzwerke, mussten alle fünf Jahre erneuert werden, was eine hohe finanzielle und personelle Belastung für Venedig bedeutete. Zudem wurde Holz immer rarer. Schon gegen 1700 wurden Vorschläge gemacht, die hölzernen Palisaden durch steinerne zu ersetzen. Doch der istrische Stein, der in Venedig so vielfach Verwendung fand, konnte dem Salzwasser nicht standhalten. Daher griff man auf ein in Vergessenheit geratenes Material, die Puzzolane zurück. Der Oberaufseher über die Gewässer, Flüsse und Lagunen Bernardino Zendrini hatte diesen Stein auf einer Dienstreise in die Toskana kennen gelernt. Dort und in Kampanien hatte er gesehen, dass die Mischung im Salzwasser hart wie Stein wird.

Zendrini ließ zwei Meter hohe künstliche Klippen vor dem Bauwerk anlegen, dahinter liegt eine mäßig ansteigende Fläche von 6 m Länge. Erst danach stieß das Wasser auf eine 4 m hohe Mauer. Diese besteht aus istrischem Stein, der von Puzzolanerde zusammengehalten wird. Für die Pflege der Mauer waren Sassanti verantwortlich.[1] Von 1744 bis 1755 entstanden etwa 4 km der Murazzi, weitere 1,2 km folgten, um Chioggia, die Stadt im Süden der Lagune zu schützen. Auf Zendrini folgte der Proto alle Acque Tommaso Temanza, der jedoch mit Finanzierungsproblemen und Versorgungsengpässen zu kämpfen hatte.[2]

1825 und 1966 wurden die Bauwerk vom jeweiligen Rekordhochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Heute wird es mit verstärkten Wellenbrechern geschützt.

Quellen

  • Giovanni B. Contarini: I Lidi Veneti difesi dalla Santissima Vergine di Pellestrina, Venedig 1745.

Literatur

  • Susanna Grillo: Venezia. Le difese a mare. Profilo architettonico delle opere di difesa idraulica nei litorali di Venezia, Venedig 1989.

Anmerkungen

  1. Norbert Huse: Venedig: Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, C. H. Beck 2005, 2. Aufl. 2008, S. 25-27.
  2. Salvatore Ciriacono: Building on Water. Venice, Holland, and the Construction of the European Landscape in Early Modern Times, Oxford-New York: Berghahn, 2006, S. 138.
45.25899912.299538

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