- Nürnberger Witz
-
Mit Nürnberger Witz bezeichnete man den Einfallsreichtum der Nürnberger Erfinder und Handwerker, der zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert legendär wurde. Das Wort Witz ist hier im Wortsinn als praktischer Verstand, technisches Geschick und Erfindungsgabe zu verstehen. Bis heute wird die Bezeichnung für bedeutende Nürnberger Innovationen verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits während des Hochmittelalters hatten es die Nürnberger Händler verstanden, die zentrale Lage der freien Reichsstadt und Kaiserstadt in Europa strategisch zu nutzen. Die Nürnberger Waren wurden in alle wichtigen europäischen Städte gebracht und dort verkauft. Im Gegenzug erhielten die Händler wiederum exotische Waren, die sie in die Stadt mitbrachten. Außerdem beachten sie etwas noch viel wertvolleres mit, das Wissen und die Technik aus allen Ecken der bekannten Welt.
Das Vorhandensein dieser Faktoren führte dazu, dass den findigen Nürnberger Handwerkern unendlich viele Möglichkeiten zur Verfügung standen, bestehende Produkte zu verbessern, oder völlig neue Ideen in die Realität umzusetzen. Hinzu kam die Fähigkeit der Nürnberger Handwerker, neue Erfindungen und deren Bedeutung schnell und richtig einschätzen zu können, und sich dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.
Ab dem 15. Jahrhundert konnten sich die Handwerker der Stadt einen gewissen Wissensvorsprung vor dem übrigen Reich erarbeiten. Weil aus Nürnberg immer wieder neue Ideen und Erfindungen kamen, bewunderten die meisten anderen Städte die Gewitztheit der Nürnberger Tüftler. Aus dieser Bezeichnung wurde schließlich der Nürnberger Witz, der bis heute für den Einfallsreichtum der Nürnberger steht.
Beispiele
Der Nürnberger Witz hat viele verschiedene Facetten, und über die verschiedenste Bereiche Kunst und Forschung. Als die ersten Erfinder auf die diese Bezeichnung zutrifft gelten:
- Peter Henlein (1449/80 – 1542), der Erfinder der ersten Taschenuhr, des Nürnberger Eis
- Martin Behaim (1459 – 1507), Konstrukteur des ältesten, heute noch bestehenden Globus der Neuzeit
- Albrecht Dürer (1471 – 1528), berühmter Maler und einer der Wegbereiter des Druckes
- Anton Koberger (1440 – 1530), berühmter Verleger, machte Nürnberg zum Zentrum des Buchdrucks.
Außerdem waren die Nürnberger Handwerker des 15. und 16. Jahrhunderts führend bei der Herstellung von Draht, in Schmiedehandwerk, im Kunsthandwerk, bei der Herstellung von Messwerkzeug und in der Kartografie. So stammen auch die Feuerspritze (1655), der Fingerhut und die Klarinette (1690) aus der Frankenstadt.
Nürnberger Witz heute
Bis heute hat sich der Begriff Nürnberger Witz erhalten. Immer wieder machte die Stadt namhafte Erfinder und wegweisende Neuerungen hervor. Während der Industriellen Revolution erarbeitete sich Nürnberg vor allem in der Metallverarbeitung eine führende Rolle. Neben der bereits erwähnten Drahtherstellung wurde vor allem das Nürnberger Blechspielzeug weltberühmt.[1] Auch andere Erfindungen, wie das Tempotaschentuch, der erste deutsche Versandhauskatalog der Firma Quelle, die Video 2000 Anlage von Grundig werden zumindest von Nürnbergern zu den modernen Vertretern des Nürnberger Witzes gerechnet. Neuere Forschungsprojekte im Bereich der satellitengestützten Planung und Steuerung von Baumaschinen sehen sich ebenfalls dieser Tradition zugehörig.[2] Der Nürnberger Bürgermeister Ulrich Maly meinte dazu 2007:"Und auch der „Nürnberger Witz“ ist seit dem späten Mittelalter sprichwörtlich. Der „Nürnberger Witz“ begründet sich im Erfindergeist und technischen Einfallsreichtum ortsansässiger Handwerker, Künstler und Erfinder. „Nürnberger Witz“ ist die wohl kürzeste Charakterisierung einer Fähigkeit, gute Ideen zu echten Markterfolgen zu entwickeln. Diese Tradition findet auch im 21. Jahrhundert ihre Fortsetzung. "[3]
Redewendungen
Der Ausdruck fand Niederschlag in mehreren Redewendungen, zum Teil aus dem Spätmittelalter[4]:
- Nürnberger Witz, Strassburger Geschütz, Augsburger Geld geht durch alle Welt.
- Nürnberger Witz und künstliche Hand findet (sucht sich) Wege durch alle Land.
- Nürnberger Witz und Tand sind durch die Welt bekannt.
Weblinks
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.