Pagönnienstraße

Pagönnienstraße
Die Pagönnienstraße, Blick in Richtung Petrikirche
Die Lage der Pagönnienstraße, rot markiert auf einem Stadtplan von 1910

Die Pagönnienstraße ist eine Straße der Lübecker Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die etwa 70 Meter lange Pagönnienstraße befindet sich im südwestlichen Teil der Altstadtinsel, dem Marien Quartier. Sie beginnt am Kolk, unterhalb der Petrikirche, und verläuft annähernd westwärts, bis sie in die Straße An der Obertrave einmündet und endet.

Geschichte

Für die kurze und eher unbedeutende Pagönnienstraße sind über die Jahrhunderte mehr Straßennamen und Bezeichnungsvarianten überliefert als für die meisten anderen Straßen der Lübecker Altstadt. Dabei ist der heute festgelegte Name, zustande gekommen durch eine lange Reihe von teils bizarr wirkenden Verballhornungen und Fehldeutungen, weitgehend inhaltslos: Der Begriff Pagönnien existiert nicht; weder handelt es sich um einen niederdeutschen Ausdruck, noch gab es je eine Ordensgemeinschaft dieses Namens oder eine wenig bekannte Heilige namens Pagönnia, wie gelegentlich vermutet wird.

  • Bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1317 lautete der lateinische Name schlicht Parva platea (Kleine Straße)
  • 1346: Parva platea, qua itur ad sanctum Petrum (Kleine Straße, die nach St. Petri führt)
  • 1356: Parva platea, qua descenditur ad sinistrum de sancto Petro (Kleine Straße, die links von St. Petri hinabführt)
  • 1421: Parva platea, vulgariter in der Procanien prope plateam Holsatorum (Kleine Straße, gemeinhin in der Procanien genannt, nahe der Holstenstraße). Dieser Name wurde zum Ursprung des heutigen; der Begriff in der Procanien ist vermutlich bereits verfälschend hergeleitet vom lateinischen Wort porcus für Schwein, wohl zurückgehend auf hier befindliche Schweineställe. Eine ebenso wahrscheinliche andere Deutung führt den Namen auf den niederdeutschen Begriff Proge zurück, der soviel bedeutete wie Gesindel, niederes Volk und den Charakter der Gasse als Gegend armer oder schlecht beleumundeter Bewohner beschrieb. Procanien wird über die folgenden Jahrhunderte bis zur Unkenntlichkeit verändert
  • 1428: Platea Braccanicarum sowie die niederdeutsche Version Barkanyenstrate
  • 1430: Borkenyenstrate
  • 1433: Parkonienstrate
  • 1441: Burgunnienstrate
  • 1443: Procanienstrate
  • 1448: Burgundienstrate
  • 1450: Brokinyen
  • 1451: Broknigenstrate
  • 1456: Broghonnienstrate
  • 1459: Progonenstrate
  • 1460: Pargonienstrate
  • 1463: Borkoningestrate
  • 1464: Brockoningestrate
  • 1491: Prockgonienstrate
  • 1563: Progonnienstrate
  • 1564: Prochgonienstrate
  • 1570: Progonyenstrate
  • 1614: Pockonienstraße
  • 1700: Pogonienstraße
  • 1767: Beganienstraße sowie Pajönnienstraße

1852 wurde der heutige Name amtlich festgelegt.

Ein- und Ausfahrt des Karstadt-Aufzugs

Beim Bombenangriff vom März 1942 wurde die historische Bebauung auf der Nordseite der Straße zerstört; beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die alte Bauflucht nicht wieder hergestellt; heute beherrscht die schmucklose Rückfront eines in den 1960er Jahren errichteten Kaufhauses mit Einfahrt/Ausfahrt zum PKW-Aufzug zum Parkdeck auf dem Dach sowie mit einigen Parkplätzen diese Straßenseite, wodurch Raumeindruck und Maßstäbe der gesamten Straße verlorengingen.

Auf der Südseite befinden sich erhaltene historische Gebäude, vorwiegend schlichte Häuser des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Literatur

  • Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck - Denkmalgeschützte Häuser. Verlag Schmidt-Römhild, 1999
  • Wilhelm Brehmer: Lübeckische Häusernamen. H. G. Rathgens, Lübeck 1890
  • Wilhelm Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten. H. G. Rathgens, Lübeck 1889
  • Max Hoffmann: Die Straßen der Stadt Lübeck. Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, 1909

Weblinks

 Commons: Pagönnienstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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