- Polarisationsspannung
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Eine Polarisationsspannung ist eine Spannung im Nano- und Mikrovoltbereich, die sich an jedem elektrischen Kondensator im strom- und spannungslosen Zustand - also unbeschaltet und somit nicht in einem Stromkreis befindlich - durch direkte Messung mit einem höchstohmigen und sehr empfindlichen Spannungsmesser messen lässt. In der Praxis hat diese minimale elektrische Spannung keine Auswirkungen auf die elektrische Schaltung, in welcher der Kondensator eingebaut ist. Bei Elektrolytkondensatoren ist dieser Effekt etwas stärker ausgeprägt. Für hochwertige Kondensatoren als Kapazitätsnormale muss unter Umständen dieser Effekt berücksichtigt werden.
Der Effekt des Auftretens einer Polarisationsspannung hat seine Ursache in den nicht idealen Eigenschaften des Dielektrikums. Unter Einwirkung eines äußeren elektrischen Feldes werden bei manchen Materialien die einzelnen Elektronenhüllen gegen ihre Atomkerne geringfügig verschoben (Elektronenpolarisation), so dass sich eine räumliche Trennung der zugeordneten Ladungsschwerpunkte ergibt. Diese Verschiebung der Ladungsschwerpunkte bilden sich nach Abbruch der Feldeinwirkungen (Abschaltung der Betriebsspannung und komplette Endladung des Kondensators) im Dielektrikum nicht mehr vollständig zurück, so dass eine geringe, sehr hochohmige, kleinste „Restspannung“ an den Kondensatorbelägen jeweils in der Polarität der vorher angelegt gewesenen Spannung nachweisbar bleibt. Dieser Effekt könnte mit der magnetischen Remanenz (Restmagnetismus) verglichen werden.
Literatur
Autorenkollektiv: Brockhaus ABC Naturwissenschaft und Technik L-Z, F.A.Brockhaus Verlag Leipzig 1968, 9.Auflage, S.773
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