Chinuclidinylbenzilat

Chinuclidinylbenzilat
Strukturformel
Allgemeines
Name Benzilsäureester
Andere Namen
  • 3-Chinuclidinylbenzilat
  • 1-Azabicyclo[2.2.2]oct-8-yl 2-hydroxy-2,2-diphenyl-acetat
  • BZ
Summenformel C21H23NO3
CAS-Nummer 6581-06-2
PubChem 23056
Kurzbeschreibung farbloser kristalliner Feststoff
Eigenschaften
Molare Masse 337,412 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Löslichkeit

schlecht löslich in Wasser

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Sehr giftig Umweltgefährlich
Sehr giftig Umwelt-
gefährlich
(T+) (N)
R- und S-Sätze R: 26/27/28-50
S: 13-45
LD50

TDLo (human, peroral): 0,0045 mg/kg [2]

WGK 3 (stark wassergefährdend, Selbsteinstufung) [3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Benzilsäureester (BZ) ist ein chemischer Kampfstoff. Er gehört zu der Gruppe der Psychokampfstoffe. Seit 1997 ist BZ – wie andere chemische Waffen – durch die Chemiewaffenkonvention international offiziell geächtet; auch die Entwicklung, Herstellung und Lagerung sind verboten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

BZ wurde von der Firma Hoffmann-La Roche erstmalig 1952 bei der Suche nach einem Mittel gegen Geschwüre synthetisiert.

Das amerikanische Militär führte klinische Studien durch. Im Zeitraum 1959 bis 1975 sollen ca. 2800 Soldaten mit BZ kontaminiert worden sein. In dieser Zeit wurden auch vergleichende Tests mit LSD durchgeführt. Schnell stellte sich aber heraus, dass BZ im Gegensatz zu LSD sehr viel besser als Kampfstoff einsetzbar ist.

Chemische Eigenschaften

Die Bezeichnung Benzilsäureester ist mehrdeutig, da nicht deutlich wird, mit welchem Alkohol die Benzilsäure (auch Benzylsäure, 2-Hydroxy-2,2-diphenylessigsäure) verestert ist. BZ ist der Ester aus Benzilsäure und 3-Chinuclidinol (1-Azabicyclo[2.2.2]octan-3-ol), das als Substruktur u. a. im Chinin auftritt.

Wirkung

Zuerst Kopfschmerzen, Verwirrung, Halluzinationen, dann Angstzustände, Konzentrationsstörungen, allgemeine Unruhe im Wechsel mit apathischen Phasen. Nach kurzer Zeit ist der Betroffene in einem Zustand völligen Realitätsverlusts. Er hat keinen bewussten Kontakt mehr zu seiner Umwelt.

Körperlich sind trockene Schleimhäute, gerötete Haut und Verstopfung zu beobachten.

Die durchschnittliche Wirkungsdauer beträgt 3 Tage. Es ist aber bis zu 6 Wochen lang ein Rückfall einzelner Symptome möglich. Von betroffenen Soldaten wurde berichtet, dass es in Einzelfällen zu dauerhaften Wesensänderungen kam.

Für die militärische Bedeutung ist entscheidend:

  • Die Ausbringung als Aerosol.
  • Die Betroffenen sind recht schnell Kampf- und handlungsunfähig. (Wirkungseintritt nach ca. 1 Stunde)
  • Die Wirkung hält mindestens 3 Tage an.
  • Die Betroffenen können sich nach Genesung nur an die Zeit vor der Kontaminierung erinnern (Amnesie).
  • Nur in seltenen Fällen bleiben dauerhafte Schädigungen zurück.

Einsätze

Nach Angaben des Journalisten Pierre Darcout wurde BZ im Vietnamkrieg angewendet. Der holländische Schriftsteller Wil Ververy berichtet von fünf Einsätzen in Vietnam.

Der Film Jacob’s Ladder befasst sich mit diesem Thema.

Gegenmaßnahmen

Wie bei allen C-Waffen ist der Schutz durch entsprechende Kleidung und Gasmaske entscheidend. Nach einer Kontaminierung kann bei oraler Vergiftung medizinische Kohle helfen, auch Physostigmin kann als Antidot helfen. Für Helfer ist zu beachten, dass die Kontaminierten, auf Grund auftretender Halluzinationen, sofort zu entwaffnen und unter ständiger Kontrolle zu halten sind.

Quellen

  1. Günter Hommel: Handbuch der gefährlichen Güter. Transport - Gefahrenklassen, Merkblatt 2288, 2002, Springer-Verlag, ISBN 3540203486
  2. Benzilsäureester bei ChemIDplus
  3. Sicherheitsdatenblatt der Firma Sigma-Aldrich abgerufen am 15. Mai 2008 - Achtung: noch nicht vollständig geprüfter Stoff.

Siehe auch

Weblinks


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