Rosenberg-Hochhaus

Rosenberg-Hochhaus
Das Rosenberg-Hochhaus

Das Rosenberg-Hochhaus in Heilbronn wurde nach eineinhalbjähriger Bauzeit am Freitag, dem 20. Mai 1973 eingeweiht.[1] Das nach Entwürfen der Architekten Ernst und Helmut Schaal errichtete Gebäude galt seinerzeit als „Aushängeschild modernen Städtebaus in Heilbronn“[2][3][4] und zählt zu den wenigen privaten Projekten der 1970er Jahre, die die großstädtische Bauweise Heilbronns „gut veranschaulichen“ und „neue Akzente in der Stadtarchitektur“ gesetzt haben.[4] Das Rosenberg-Hochhaus, mit 58 Metern Höhe das höchste Wohnhaus der Stadt, war wegen seiner Höhe umstritten.[4] Als „Superlative des Bauwerks“ galten der 53 895 Kubikmeter umbaute Raum, die 11 400 Quadratmeter Wohnfläche; die 235 Drei-, Zwei- und Ein-Zimmer-Wohnungen, die 240 Stellplätze in der Tiefgarage, der 7120 Kubikmeter verarbeitete Beton, die 320 Tonnen Stahl und 3200 Tonnen Betonfertigteile, die eingearbeitet worden waren.[1]

Beschreibung

Auf dem Areal befand sich in der Vorkriegszeit das Fabrikgebäude der Süddeutschen Zucker AG. 1971 verlegte die Zuckerfabrik ihr Heilbronner Werk nach Offenau. Die Fabrikgebäude wurden abgebrochen, und auf dem Gelände entstand eine neue Wohnstadt. Das bei der Wohnsiedlung Rosenberg gelegene Hochhaus wurde am 20. Mai 1973 eingeweiht. Es umfasst 24 Geschossebenen und ist 58 Meter hoch.[1]

Der Bau des Hochhauses wurde zuerst begrüßt. Das Gebäude biete neue Möglichkeiten der Stadtsanierung, des Städtebaus und der Familienplanung:

So galt das Hochhaus auf dem 17,5 ha großen Wohngebiet am Rosenberg als „Chance zur Stadtsanierung“. Die dort befindlichen schadhaften Arbeiterwohnungen konnten abgebrochen und durch moderne Neubauten ersetzt werden. Es sollte dort auch ein Kindergarten und eine Grundschule eingerichtet werden: „Gedacht [war] an ein Familienhotel nach schwedischem Vorbild, das für solche Familien gedacht ist, in denen beide Eltern berufstätig sind“.[5][6] Im Hinblick auf die Architektur wurde die Ansicht vertreten, dass das Hochhaus ein „städtebauliches Aushängeschild“ bzw. „Aushängeschild modernen Städtebaus in Heilbronn“ darstelle.[7][8] Mit 58 Metern Höhe zählt das Hochhaus zu den höchsten Gebäuden Heilbronns und wurde deshalb als „zwangziggeschossiger Wohnriese“ bezeichnet.[9]

Das Gebäude war jedoch auch wegen seiner Höhe und Bauweise sehr umstritten:

Die Denkmalpflege erhob Einwände gegen das Neubauprojekt mit dem Rosenberg-Hochhaus. Die Höhe mit über 20 Stockwerken wurde von den Denkmalpflegern „im Hinblick auf die Stadtsilhouette und Kilianskirche“ abgelehnt. So werde der Turm der Kilianskirche im Bereich der Stadtsilhouette optisch beeinträchtigt. Das Hochhaus stelle ein „bauliches Extrem“ dar und sei mit der Hügellandschaft nicht zu vereinbaren. Die Einsprüche seitens der Denkmalpflege wurden vom Heilbronner Gemeinderat zurückgewiesen. Es wurde von der Stadtverwaltung verkündet, dass man keine „seelenlose Hochhaussiedlung für immer mehr Bewohner“ anstrebe.[10][4]

In der Bevölkerung stieß das Hochhaus auf Ablehnung: „Die Hochhäuser, auch Wohnmaschinen genannt … bilden einen städtebaulichen Akzent, der wegen der Größe und der dunklen Farbgebung nicht von jedermann akzeptiert und positiv beurteilt wird.“[11] Städtebaulich galt das Gebäude auch „als ein Beispiel verfehlter Stadtplanung“[12] und stellte eine Zäsur in der Heilbronn Stadtbaugeschichte dar: „diese Hochhaus-Bauweise wird demnächst in Heilbronns Baugeschichte nicht mehr fortgesetzt werden. Dieses Haus steht an der Rosenbergbrücke und ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie man Menschen in moderne Wohnghettos abschieben kann“.[13] Anonymität und Kasernenwohnungen wurden mit dem Hochhaus assoziiert: So bevorzuge das Gebäude „die wohl veraltete Bauweise des Hochbaus … die massierte Bauweise bring[e] auch Nachteile mit sich, wie Anonymität oder das Gefühl des kasernierten Wohnens.“[14] Das Hochhaus sei ein „Wohnturm“ und eine inzwischen „nicht mehr gewünschte Wohnform“.[15]

Einzelnachweise

  1. a b c „Stolz wie St. Kilian“: Rosenberg-Hochhaus eingeweiht. In: Heilbronner Stimme. 21. Mai 1973, S. 14.
  2. Eine Visitenkarte modernen Städtebaus. In: Heilbronner Stimme. Nr. 36, 13. Februar 1973, S. 17.
  3. thu.: Künftig „städtebauliches Aushängeschild“ für Heilbronn. In: Heilbronner Stimme. 6. November 1969.
  4. a b c d Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn. Band X: 1970–1974, Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1999, ISBN 3-928990-68-3, S. XXXIIff. (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 38).
  5. Mehr Hotelbetten für Heilbronn. In: Stuttgarter Zeitung. 30. Mai 1969, S. 29.
  6. Süßer Duft verschwindet bald. In: Stuttgarter Zeitung. 7. November 1969.
  7. Modernes Herz in Heilbronn. In: Stuttgarter Zeitung. 8. November 1969.
  8. Eine Visitenkarte modernen Städtebaus. In: Heilbronner Stimme. Nr. 36, 13. Februar 1973, S. 17.
  9. Im Mittelpunkt des neuen Heilbronner Baugebiets „Rosenberg“ steht ein 20geschossiger Wohnriese. In: Stuttgarter Zeitung. 5. Juli 1972.
  10. „Ja“ zu Hochhäusern: „Keine Gefahr für Stadtsilhouette!“. In: Heilbronner Stimme. Nr. 215, 18. September 1970, S. 10.
  11. DAS GRÖSSTE …. In: Rhein-Neckar-Zeitung. Nr. 254, 5. November 1976, S. 3.
  12. WOHNGEBIET ROSENBERG …. In: Rhein-Neckar-Zeitung. Nr. 63, 17. März 1977, S. 3.
  13. DIESE HOCHHAUS-BAUWEISE …. In: Rhein-Neckar-Zeitung. Nr. 236, 12. Oktober 1977, S. 3.
  14. WOHNTURM …. In: Rhein-Neckar-Zeitung. Nr. 161, 16. Juli 1979, S. 3.
  15. DAS ROSENBERG-WOHNGEBIET …. In: Rhein-Neckar-Zeitung. Nr. 160, 16. Juli 1981, S. 3.
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