- Choresmisch
-
Choresmisch ist eine mitteliranische Sprache. Sie ist nicht verwandt mit dem Choresm-Türkischen, das manchmal fälschlicherweise ebenfalls als "Choresmisch" bezeichnet wird.
Verbreitungsgebiet
Das Verbreitungsgebiet schließt sich unmittelbar nördlich an Sogdien an, das am Unterlauf des Oxus (Amu-darya) und im Raum von dessen Mündungsdelta gesprochen wurde und offenbar erst Ende des 14. Jahrhunderts endgültig untergegangen ist.
Material und Schrift
Die ältesten Zeugnisse des (Mittel-)Chwaresmischen sind zwei Inschriften auf Tongefäßen aus Qoy-Qrylgan-Qal'a, die ins 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr. datiert werden und die in einer einheimischen Schrift aramäischen Ursprungs geschrieben sind. Die gleiche, wiederum heterographische Elemente enthaltende Schrift und dieselbe Sprache findet sich des weiteren insbesondere auf sehr zahlreichen Münzen, in Inschriften auf Silbergefäßen aus dem Uralgebiet, in Dokumenten auf Holz und Leder aus Topraq-qal'a und Jakke-Parsan sowie auf alabasternen Ossuarien aus Toq-qal'a. Ein Großteil dieser Texte ist bis heute aber noch nicht ediert. Und obwohl etliche der Dokumente und Urneninschriften Datierungsangaben enthalten, lässt sich hieraus wenig gewinnen, da die Ära, nach der sie datiert sind, strittig bzw. unbekannt ist. Besser als die Sprache dieser Quellen aus der vorislamischen Zeit - die arabische Eroberung zu Anfang des 8. Jahrhunderts bildet die Scheidelinie - kennt man das Spät-Choresmische einiger Texte, die in arabischer, wegen etlicher Zusatzzeichen genauer: arabo-choresmischer Schrift geschrieben sind. Es sind dies zum einen eine choresmische Interlinearversion von az-Zamachscharis (1075-1144) "Muqaddimat al-adab", die in einer Handschrift (von etwa 1200) aus Konya erhalten ist, und zum anderen Zitate aus juristischen Schriften des 13. Jahrhunderts, nämlich von az-Zahidis "Qunyat al-munya" und at- Tarjumanis "Yatimat ad-dahr" sowie ein einschlägiges Glossar der dort vorkommenden choresmischen Wörter. Dieser Gruppe von Sprachzeugnissen anzuschließen ist auch eine Reihe von choresmischen Namen, Glossen, astronomischen und kalendarischen Termini (Tages-, Monatsnamen usw.) bei dem Universalgelehrten choresmischer Herkunft al-Biruni (973-1048), der auch ausdrücklich bezeugt, dass die Choresmier eine eigene Schrift und Literatur besaßen.
Literatur
- Humbach, Helmut: Choresmian, in: Compendium Linguarum Iranicarum, 193-203, Hrsg. von Rüdiger Schmitt, Wiesbaden 1989.
- MacKenzle, D.N.: The Khwarezmian element in the "Qunyat al-munya", London 1990.
- MacKenzie, D.N.: Chorasmia. iii. The Chorasmian Language, in: Encyclopaedia Iranica V, 1992, 517-520.
Wikimedia Foundation.