Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg

Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg
Christian I., Stich von Kilian 1615 (unrichtig als Christian II. bezeichnet)

Christian I. (* 11. Mai 1568 in Bernburg; † 17. April 1630 in Bernburg) war bis zu seinem Tode regierender Fürst von Anhalt-Bernburg, dazu ab 1595 Statthalter der Oberpfalz, ab 1610 Kanzler der Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der zweite Sohn von Fürst Joachim Ernst von Anhalt († 1586) und dessen erster Frau Gräfin Agnes von Barby († 1569). Ab 1570 wurde er in Dessau durch Caspar Gottschalk ausgebildet, vor allem im Lateinischen, (Italienisch|Italienischen]] und [Französisch|Französischen]]. Schon als Kind durfte er an diplomatischen Missionen (u.a. nach Konstantinopel) teilnehmen. Hochbegabt und weitgereist, entwickelte er sich zu einem ehrgeizigen, weltgewandten Diplomaten.

Anfang 1586 ging er nach Dresden und blieb dort mehrere Jahre als engster Freund seines Namensvetters, des sächsischen Kurfürsten Christian I., dessen calvinistische Sympathien er teilte, obwohl er unter den Alkoholexzessen am Dresdner Hofe litt.

Als 1592 der Straßburger Bistumsstreit ausbrach, unterstützte er Brandenburg gegen Lothringen. 1595 trat er als Statthalter der Oberpfalz in den Dienst Kurfürst Friedrichs IV. von der Pfalz und residierte in Amberg. Im Jahr seiner Ernennung heiratete er am 2. Juli die elf Jahre jüngere Gräfin Anna von Bentheim-Tecklenburg († 1624).

Im Alter von 37 Jahren bekannte er sich öffentlich zum Calvinismus und gründete 1608 die Protestantische Union unter der Führung Friedrich V. von der Pfalz, eine antikatholische, antikaiserliche Vereinigung, die zur Stabilisierung der Reformation dienen sollte.

Mit der 1610 erfolgten Thronfolge des 18jährigen Friedrich V. von der Pfalz wuchs Christians Einfluss am Heidelberger Hof. Als Kanzler des jungen und unerfahrenen Kurfürsten war er an dessen Erhebung zum König von Böhmen („Winterkönig“) maßgeblich beteiligt. Neben der Möglichkeit, eine neue zentraleuropäische Macht zu schaffen, waren es auch wirtschaftliche Überlegungen, weshalb er seinem Dienstherren zur Krone verhelfen wollte. Die Oberpfalz war zur damaligen Zeit das europäische Eisenzentrum; Böhmen war ein Brennpunkt für Zinn- und Glashandel. Ein Zusammenlegen hätte eine neue Exportmacht in zentraler Lage bedeuten können. (Zu Christians pfälzischer Tätigkeit siehe ausführlich im Artikel Friedrich V. (Pfalz).)

Von seinem Halbbruder Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen wurde Fürst Christian I. 1619 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Dieser verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Sehnliche und das Motto nach Dir. Als Emblem wurde ihm ein langer Stengel voll Sonnenblumen sich nach der Sonnen wendende (Helianthus annuus L.) zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich der Eintrag Fürst Christians unter der Nr. 26. Dort ist auch das Reimgesetz vermerkt, mit welchem er sich für die Aufnahme bedankt:

Meyn mundt alleyn das sag,
Das Dir Gefallen mag,
Meyn Hertz ihm nichts Vorsetze,
Das Dich meyn Fels O Herr.
Vnd meyn Heylant beschwer
Erzorn oder vorletze.
Reichsacht des Kaisers Ferdinand II. gegen Friedrich V. von der Pfalz, Christian I. von Anhalt-Bernburg und andere

In der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) unterlag das von Christian I. geführte böhmische Heer dem Heer der katholischen Liga. Christian wurde geächtet und floh ins Exil nach Schweden und von dort ins dänische Flensburg. Die Union löste sich schon 1621 auf. Fürst Ludwig entsandte Diederich von dem Werder zum Kaiser nach Wien, um die Aufhebung der Reichsacht zu erwirken, die am 19. Juli 1624 erfolgte und Christian I. erlaubte, nach Schloss Bernburg zurückzukehren.

Fürst Christian I. starb am 17. April 1630 im Alter von 62 Jahren in Bernburg. Er ließ noch zu Lebzeiten eine Familiengruft in der Bernburger Schlosskirche St. Aegidien einbauen und war der erste Fürst von Anhalt-Bernburg, der darin beigesetzt wurde. Sein 1599 in Amberg geborener Sohn Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg folgte ihm in der Regierung.

Sein „Diarium“ oder Tagebuch, das Johann Christoph Beckmann noch im Original vorlag, ist leider heute nicht mehr erhalten.

Nachkommen

Christian I. heiratete 1595 Anna von Bentheim-Tecklenburg. Von fünf Söhnen und elf Töchtern überlebten ihn nur drei Söhne und sechs Töchter.

  • Friedrich Christian (1596)
  • Amalie Juliane (1597-1605)
  • Christian II. (1599-1656), Fürst von Anhalt-Bernburg (1630-1656)
  • Eleonore Marie (1600-1657) ∞ 1626 Herzog Johann Albrecht II. von Mecklenburg-Güstrow
  • Tochter (1601)
  • Sibylle Elisabeth (1602-1648)
  • Anna Magdalene (1603-1611)
  • Anna Sofie (1604-1640)
  • Luise Amalie (1606-1635)
  • Ernst (1608-1632)
  • Amoena Juliane (1609-1628)
  • Agnes Magdalene (1612-1629)
  • Friedrich (1613-1670), Fürst von Anhalt-Harzgerode (1635-1670)
1. ∞ 1642 Johanna Elisabeth von Nassau-Hadamar (1619-1647)
2. ∞ 1657 Marie Elisabeth zur Lippe-Detmold (1612-1659)

Literatur

  • Johann Christoph Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, 7 Tle., Zerbst 1710 (Ndr. Dessau 1995)
  • Krebs: Christian von Anhalt und die kurpfälzische Politik am Beginn des 30jährigen Kriegs. Leipzig 1872
  • A. Tecke: Die kurpfälzische Politik und der Ausbruch des 30jährigen Krieges. Diss. Hamburg 1931
  • Ernst-Joachim Westerburg: Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg und der politische Calvinismus. Thalhofen: Bauer, 2003
  • Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.): Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart: Theiß 2003. ISBN 3-8062-1810-2 (Ausstellungskatalog; auch Christian I. von Anhalt-Bernburg ist ausführlich behandelt)
  • Stadtarchiv Amberg: Königlicher Glanz in Amberg. Amberg 2004 (Vorträge zur Landesausstellung 2003)
  • Otto von HeinemannChristian I., Fürst von Anhalt. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 145–150.
  • Friedrich Hermann Schubert: Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 221–225.
  • Wolfgang Klose: Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch: das Stammbuch von Abraham Ulrich (1549-1577) und David Ulrich (1580-1623), Halle: Mitteldt. Verl., 1999, ISBN 3-932776-76-3

Siehe auch

Weblinks



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