Christian Wilhelm Dohm

Christian Wilhelm Dohm

Christian Konrad Wilhelm Dohm (von Dohm seit 1786) (* 11. Dezember 1751 in Lemgo; † 29. Mai 1820 in Pustleben bei Nordhausen) war Jurist, preußischer Diplomat und politischer und historischer Schriftsteller. Als Autor der wegweisenden Schrift Über die bürgerliche Verbesserung der Juden von 1781 trat er für die Jüdische Emanzipation ein und förderte diese europaweit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dohm war Sohn des Pastors Wolrad Dohm von St. Marien in Lemgo und seiner Ehefrau Anna Elisabeth, geborene Topp. Seine Mutter war die Tochter des damaligen Lemgoer Bürgermeisters. Beide Eltern starben noch vor Ablauf seines siebten Lebensjahres, so dass er unter der Vormundschaft seiner Verwandten aufwuchs und seine Kindheit in verschiedenen Pfarrers-, Lehrer- und Kantorenhaushalten Lemgos verbrachte.

Als Gymnasiast fiel er durch intensives und vielseitiges Literaturstudium in den Privatbibliotheken seiner Verwandten auf, u.a. der der Meyerschen Hofbuchdruckerei angeschlossenen Buchhandlung von Christian Friedrich Helwing (1725-1781), seinem späteren Schwiegervater. Durch seinen Mitschüler Johann Lorenz Benzler (1747-1817) gewann er lebenslange Freundschaft des Dichters Johann Wilhelm Ludwig Gleim aus Halberstadt.

Den Besuch einer Universität musste er sich beim Lemgoer Magistrat erklagen. Er studierte zunächst Philosophie und Theologie in Leipzig, dann Rechtswissenschaft in Göttingen und Kassel. Dabei lernte er die Reichsverfassung gut kennen. Im Studium in Göttingen veröffentlichte er geografische Werke. 1774/75 war er Herausgeber des 'Encyclopädischen Journals'. 1776 bis 1779 war er Professor am Carolinum der Kameral- und Finanzwissenschaften in Kassel. Er war Mitherausgeber des 'Deutschen Museums', das von 1776 bis 1791 bestand. Die Redaktion betreffende Verantwortlichkeit teilt Dohm sich mit Heinrich Christian Boie. Boie ist für den literarischen und literaturkritischen Teil des Journals zuständig, Dohm für den historisch-politischen. Während Boie sich mehr und mehr für literarische Zeitungsbeilage einsetzte, beharrte Dohm auf politischen Beiträgen. Der vorübergehende Versuch, die Unausgeglichenheit durch jeweils alleinige Zuständigkeit für ein Heft auszutragen, führte zu sehr unterschiedlichen Heften. Dohm schied 1778 aus der Redaktion aus.

Seine Bewunderung für Friedrich II. ließen Dohm eine Anstellung im preußischen Staatsdienst anstreben. 1779 wurde er zum Archivar in Berlin ernannt. Dann (1783?) war er Geheimer Kriegsrat im preußischen Außenministerium und Sekretär bei der geheimen Staatskanzlei in Berlin. 1786 bis 1794 war er Gesandter und Bevollmächtigter Minister in Köln und Aachen. Dohm spielte zwischen 1789 und 1791 eine bedeutende Rolle als Verteidiger der Lütticher Revolution. In Halberstadt lebte er seit 1794. Beim Rastatter Kongress war er in den Jahren 1798/99 anwesend. Eichsfeld-erfurtischer Kriegs- und Domänenkammerpräsident war er 1804; 1807 war er königlich westfälischer Staatsrat. In den Jahren 1808 – 1810 ist er königlich westfälischer Gesandter in Dresden gewesen und seit 1810 Privatier und Schriftsteller.

Dohm war als Freimaurer Mitglied der Loge Zum gekrönten Löwen in Kassel. Er war Angehöriger der Berliner 'Mittwochsgesellschaft'. Er heiratete Anna Henriette Elisabeth, geborene Helwing (* 1762 in Lemgo – † nach 1808). Mit ihnen stand z. B. Johann Gottfried Herder sowie auch seine Frau in Briefkontakt. Seine Beziehungen zu bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie Gleim, Johann Caspar Lavater, Christian Garve, Johann Jacob Engel, Johann Georg Sulzer, Georg Christoph Lichtenberg, Freiherr vom Stein und Johann Heinrich Jung prägten Dohms Leben.

Werk

Dohm wurde vor allem durch seine Schrift zur Judenemanzipation "Über die bürgerliche Verbesserung der Juden" (1781)– die erste Schrift dieser Art – als aufgeklärter Vertreter der Bürgerrechte für die Juden europaweit bekannt. Die Idee dazu erhielt er von Moses Mendelssohn, der auf diese Weise versuchte, ein Hilfsgesuch unterdrückter Elsässer Juden weiterzuleiten. Dohm führte die den Juden damals weithin zugeschriebenen negativen Eigenschaften auf die rechtlichen Beschränkungen, unter denen sie litten, nicht auf angebliche völkisch-religiöse Eigenarten zurück. Die vor­han­denen Judenordnungen zwängen die Juden zu einer Lebensweise, die eben Ursache des Antijudaismus, der den Juden entgegengebrachten Feind­schaft und Verachtung, sei. Er wollte sie durch Gleichberechtigung aus ihrer beruflichen Diskriminierung befreien und so zu nützlichen Staatsbürgern erziehen. Damit beeinflusste er Vertreter der Menschenrechte wie Mirabeau, durch deren Engagement die Französische Nationalversammlung 1791 die Gleichstellung der französischen Juden beschloss.

Literatur

  • Christian Wilhelm Dohm: "Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden". Berlin und Stettin 1781
  • Ilsegret Dambacher: Christian Wilhelm von Dohm. Ein Beitrag zur Geschichte des preußischen aufgeklärten Beamtentums und seiner Reformbestrebungen am Ausgang des 18.Jahrhunderts. Peter Lang, Frankfurt/M. u. Bern 1974
  • Christian Wilhelm von Dohm - Ausgewählte Schriften. Bearbeitet von Heinrich Detering. Naturwiss. und Historischer Verein für das Land Lippe, Detmold 1988.
  • Günter Laue, Christian Wilhelm von Dohm, geprägt durch seine Heimatstadt Lemgo? In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, Bd. 70, 2001: 231 - 250.
  • Möller, H. (1992): Christian Wilhelm von Dohm und seine Kritiker. In: Bild und Selbstbild der Juden Berlins zwischen Aufklärung und Romantik, hg. von Stefi Jersch-Wenzel. Berlin. 59 - 79.

Weblinks


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