The Seafarer

The Seafarer

The Seafarer ist ein altenglisches Gedicht, das auf Folio 81–83v. des Exeter-Buches zu finden ist. Es existiert eine umfangreiche Forschung zu diesem Gedicht. Oftmals als Elegie bezeichnet, befasst sich das Gedicht mit Themen wie Diesseitigkeit und Jenseitigkeit, Glück und dem (christlichen) Lebensweg. Ein wichtiger Topos ist die Frage nach der Vergänglichkeit irdischer Dinge (ubi sunt - Motiv). Meist wird The Seafarer in Zusammenhang mit einem ähnlichen Gedicht namens The Wanderer erwähnt. Die beiden Gedichte stimmen in Art und Inhalt größtenteils überein, wobei The Wanderer auf einer weniger konkreten Ebene anzusiedeln ist als The Seafarer.

Inhaltsverzeichnis

Der Text

Das lyrische Ich des Gedichtes befindet sich auf einem Boot auf einem Meer, das sich vermutlich in einer nördlichen Region befindet, denn bereits zu Eingang wird die immense Kälte der Umgebung geschildert. Das lyrische Ich fährt im Folgenden fort, seine Leiden zu schildern, insbesondere die des Winters:

hū Ic earmecearig īscealdne sǽ
winter wunade wræccan lāstum
winemǽgum bidroren,
bihongen hrīmgicelum. Hæl scūrum flēag.
þǽr ic ne gehŷrde būtan hlimman sǽ,
īscaldne wǽ.
Wie ich, armes und trauriges Wesen, in eiskalter See,
den Winter verbrachte,
auf den Pfaden des Exils
ohne Landsmänner/Freunde. Hagel flog in Stürmen,
Dann (zu dieser Zeit) hörte ich nichts ausser dem Knurren der See,
der eiskalten Wellen
(The Seafarer, l. 14–19)

 

In einem zweiten Abschnitt geht das lyrische Ich dazu über, den Übergang zu Frühling und Sommer zu schildern. Hier tauchen erstmals andere Lebewesen auf: Vögel begleiten den Seemann, wobei der Kuckuck als „sumeres weard“ (Wächter des Sommers) bereits auf den kommenden Winter verweist.

In einem zweiten, abstrakteren Teil wird auf die christliche Lebensanschauung verwiesen. Dem Seemann bleibt als einzige Hoffnung die Vergänglichkeit des Irdischen und die Unendlichkeit des Jenseits. Besonders hinzuweisen ist auf das Spannungsfeld zwischen höfischer Welt und der Einsamkeit des Meeres sowie auf den Kontrast zwischen Land und Meer.

Das lyrische Ich

In der Forschung ist man sich unsicher darüber, ob es sich bei dem Gedicht um einen Monolog oder um einen Dialog handelt. Der scheinbare Perspektivenwechsel ab l.50 zu einer positiveren Wertung des Seefahrens gibt Ursache zur Annahme, dass es sich um einen Dialog zwischen einem älteren Seemann (negative Betrachtung) und einem jungen Seemann (positive Betrachtung) handeln könnte. Allerdings tendiert die Forschung dazu, ein einzelnes lyrisches Ich anzunehmen und damit einen Monolog vorauszusetzen. Unterstützt wird diese These vom Gedanken an einen erfahrenen Seemann, der sowohl die Nachteile als auch die Vorteile der See kennt.

The Seafarer und The Wanderer

Meist werden die beiden Elegien gemeinsam genannt. Dabei handelt es sich bei letzterem vermutlich um eine Art Abstraktion des Seafarer-Gedichts: Gründe hierfür liegen einerseits in der Tatsache, dass The Seafarer weitaus konkreter das lyrische Ich beschreibt als The Wanderer. Ein zweiter Aspekt ist, dass in The Wanderer lediglich eine einzelne Zeile als konkretes Moment betrachtet werden kann, nämlich die Szene mit den verschwindenden Seevögeln (The Wanderer, l.45–47).

Literatur

Primärliteratur

  • Treharne, Elaine (Hrsg.): Old and Middle English. c. 890 - c.1400. An Anthology. 2. Aufl. Oxford/Malden: Blackwell Publishing, 2008.

Forschungsliteratur (Monographien und Artikel)

  • Baker, Peter S. Introduction to Old English. 2nd ed. Malden USA, Oxford UK and Carlton Victoria Australia, Blackwell Publishing, 2007. (Allgemeine Einführung ins Altenglische mit konkreten Textbeispielen)
  • Goldsmith, Margaret E. “The Seafarer and the Birds.” The Review of English Studies. New Series 5.19. (1954): 225-235.
  • Gordon, I.L. “Traditional Themes on The Wanderer and The Seafarer.” The Review of English Studies. New Series 5.17 (1954): 1-13.
  • Greenfield, Stanley B. “The Formulaic Expression of the Theme of “Exile” in Anglo-Saxon Poetry.” Speculum 30.2 (1955): 200-206.
  • Horgan, A.D. “The Structure of The Seafarer.” The Review of English Studies. New Series 30.117: 41-49.
  • Midgley, Graham. “The Wanderer. Lines 49-55.” The Review of English Studies. New Series 10.37 (1959): 53-54. (Worterläuterungen/Passagenerläuterungen)
  • Mitchell, Bruce. “The Syntax of The Seafarer, Lines 50-52.” The Review of English Studies. New Series 36.144 (1985): 535 – 537.(Worterläuterungen/Passagenerläuterungen)
  • Osborn, Marijane. “The Vanishing Seabirds in The Wanderer.” Folklore 85.2 (1974): 122-127. (Worterläuterungen/Passagenerläuterungen)
  • Salmon, Vivian. “Some Connotations of ‘Cold’ in Old and Middle English.” Modern Language Notes 74.4 (1989): 314-322.
  • Sisam, Kenneth. “Seafarer, Lines 97 – 102.” The Review of English Studies 21.84 (1945): 316-317.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • The Seafarer — may refer to the following: *The Seafarer, a play by Conor McPherson *The Seafarer, an Old English poem *The Seafarers, a short film by Stanley Kubrick ee also*Seafarer …   Wikipedia

  • The Seafarer — Pour le court métrage de Stanley Kubrick, voir The Seafarers. The Seafarer est un poème en vieil anglais présent dans le Livre d Exeter, un des quatre manuscrits de poésie vieille anglaise. Il contient 124 lignes et est considéré comme une élégie …   Wikipédia en Français

  • The Seafarer (poem) — The Seafarer is an Old English poem recorded in the Exeter Book, one of the four surviving manuscripts of Old English poetry. It is 124 lines and is commonly referred to as an elegy, a poem that mourns a loss or more generally a sorrowful piece… …   Wikipedia

  • The Seafarer (play) — The Seafarer is a play by Conor McPherson set on Christmas Eve in Baldoyle, a coastal suburb north of Dublin city. The play centers on James Sharkey Harkin, an alcoholic who has recently returned to live with his blind, aging brother, Richard… …   Wikipedia

  • Seafarer Inn — (Rockport,США) Категория отеля: 3 звездочный отель Адрес: 50 Marmion Way, Rockport, MA …   Каталог отелей

  • The Cantos — by Ezra Pound is a long, incomplete poem in 120 sections, each of which is a canto . Most of it was written between 1915 and 1962, although much of the early work was abandoned and the early cantos, as finally published, date from 1922 onwards.… …   Wikipedia

  • The Wanderer (poem) — The Wanderer is an Old English poem from the 10th century, preserved in the Exeter Book. The date of composition is unknown but most certainly predates 1070 AD, as it was probably part of an earlier, oral literary culture.Overview The Wanderer is …   Wikipedia

  • The Ruin — is an 8th century Old English poem from the Exeter Book by an unknown author. The poem s subject is ancient Roman ruins, assumed to be the ruins of Aquae Sulis at modern Bath, England, and the powerful fate (Weird or Wyrd) that has reduced a once …   Wikipedia

  • The Wanderer — ist ein altenglisches Gedicht aus dem 10. Jahrhundert, das im Exeter Book überliefert ist. Es umfasst 115 alliterierende Verse. Das Entstehungsdatum ist unbekannt, liegt aber mit hoher Sicherheit vor dem Jahr 1070 n. Chr., da es Teil einer… …   Deutsch Wikipedia

  • The Ruin — (La Ruine) est un poème anglo saxon. Il apparaît dans le Livre d Exeter, mais un feu l a rendu partiellement illisible. Comme pour la majorité des poèmes de cette période, son auteur est inconnu. Le poème est une description élégiaque de… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”