- Abteital
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Das Gadertal (auch Abteital, ladinisch und italienisch Val Badia) liegt in Südtirol und hat seinen Namen vom Fluss Gader (ladinisch: La gran Ega, „das große Wasser“), der sich durch das Tal zieht. Die Gader mündet bei St. Lorenzen in die Rienz.
Man nimmt an, dass das Gadertal von einer vorrömischen Urbevölkerung besiedelt war. Das Gadertal ist das ladinische Herz. In den Orten des Abteitales ist die ladinische Lebensweise und Sprache sehr lebendig geblieben, da es wegen der geographischen Abgeschlossenheit lange Zeit nur schwer zugänglich waren. Das Abteital ist umgeben von mächtigen Bergen wie dem Heiligkreuzkofel (2908 m), dem Lagazuoi (2778 m), der Sella, mit ihrem höchsten Gipfel, dem Piz Boè (3152 m), der Forcella und der Gardenaccia. Sie schirmten die Bevölkerung von Fremdeinflüssen ab, wodurch Sprache und Lebensstil bis in die Neuzeit erhalten blieben.
Im Verlauf des Abteitales liegen die Orte Wengen (La Val), Enneberg (La Pli), St. Martin in Thurn, Pedratsches, Abtei (Badia) mit St. Kassian (San Ćiascian), Stern (La Ila) und Pedratsches (Pedraces), Kurfar (Corvara), Kolfuschg (Colfosco). Den Talabschluss bilden am Westende der Campolongopass (1875 m), der das Abteital mit Buchenstein verbindet, und ostseitig der Passo di Valparola, von wo aus man nach Cortina d'Ampezzo gelangt.
In St. Martin in Thurn (San Martin de Tor, San Martino in Badia) im Gadertal befindet sich ein ladinisches Museum in der dortigen Burg und im Ort das ladinische Kulturinstitut Micurà de Rü. In diesem Museum wird gemäß einer Theorie von Lois Craffonara der Name "Gader" auf das lateinische Quadra für Quadrat zurückgeführt. Demnach hatten die alten Römer für ländliche Siedlungen einen standardisierten Wegeplan nach Art eines drei mal drei gleich insgesamt neun Quadraten. Da die Maße dieses Quadrats aus neun kleineren Quadraten aus archäologischen Funden von anderen Orten bekannt sind, kann man prüfen, ob etwa Sankt Martin in Thurn einst nach einem solchen Plan erbaut wurde. Laut Craffonara kann man aus der Vogelperspektive die einzelnen Wege oder markanten Punkte von Sankt Martin einem solchen Quadratmuster zuordnen. Der Name "Quadrat" soll sich schließlich auf das ganze Gadertal ausgebreitet haben, daher der Name "Gader".
Die Gadertaler Straße
Durch das Gadertal läuft die Gadertalstraße. Sie wurde während des Ersten Weltkrieges von russischen Kriegsgefangenen erbaut. Nach damaliger Technik wurden die Brücken über die Gader möglichst kurz gehalten, so dass vor und nach den Brücken oft rechtwinklige Kurven liegen. Fremde Busfahrer oder Fernfahrer sind darauf nicht gefasst, sodass es gelegentlich zu Stauungen kommt, weil zwei größere Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikommen. So kam es am 6. Juni 1993 zu einem Zusammenstoß zwischen einen italienischen Reisebus und einem PKW, wodurch der Bus von der Fahrbahn abkam und 30 Meter in die Schlucht stürzte. Durch den Sturz in den Gaderbach wurde das Dach des Busses weggerissen. 18 Insassen starben, 22 Menschen wurden schwer verletzt. Inzwischen wird allerdings die Gadertalstraße neu gebaut mit neuen Tunnels oder Galerien. Im Dezember 2006 wurden die neuen Tunnels für den Verkehr freigegeben.
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