Täuferbrücke

Täuferbrücke
Täuferbrücke, Aufnahme von 1918
Gesicherte Brückenreste und neuer Fussgängersteg

Die Täuferbrücke (französisch Pont des Anabaptistes) war eine Brücke über das obere Ende der Combe du Bez südlich von Corgémont im Berner Jura. Die Brücke war Teil einer Verbindungsstrasse, welche die Geländeterrasse von Les Boveresses im Osten mit derjenigen von Prés de Cortébert im Westen verband.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Brücke war eine einbogige Strassenbrücke aus Naturstein und lag auf 1'150 m ü. M. Sie wurde in den 1830er Jahren erbaut, die Höhe betrug rund 14 Meter über der Schlucht bei einer Länge von ungefähr 20 Meter. Die Fahrbahnbreite erreichte 2,5 Meter.

Die Brücke wird erstmals 1755 erwähnt und war damals noch aus Holz gebaut. Sie musste alle 15 bis 20 Jahre erneuert werden. Da dies in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Anforderungen nicht mehr genügte, wurde die Brücke aus Stein errichtet. 1918 ereignete sich ein spektakulärer Unfall, bei dem ein Reiter mit seinem Pferd von der Brücke in die Schlucht stürzte, da das Pferd gescheut hatte. Das Pferd musste wegen mehrerer Knochenbrüche getötet werden, der Reiter erlitt nur leichte Prellungen und kam mit dem Schrecken davon. Bei diesem Anlass entstand das einzige bis heute existierende Dokument der Brücke, oben stehende Fotografie.

1924 stürzte die Brücke unter der Last eines Pferdefuhrwerks ein und man baute sie in der Folge nur noch mit Holz auf. Zwischen 1928 und 1932 wurde die Strasse durch die Combe du Bez ausgebaut. Mit dem anfallenden Aushub errichtete man oberhalb der zerfallenen Brücke einen Damm, auf dem die Strasse bis heute die Combe du Bez quert. Der Bez führt im Bereich der Brücke nur während der Schneeschmelze oder nach Gewittern resp. starken Regenfällen Wasser.

2010 wurden die Reste der Steinbrücke fixiert, damit sie nicht weiter zerfallen. Um den geschichtsträchtigen Ort etwas aus seiner Vergessenheit zu heben, wurde nördlich der alten Brücke ein Fussgängersteg montiert, welcher den Wanderweg abseits der Strasse über die Schlucht an den kulturhistorischen Überresten entlangführt.

Täufer

Älteste Inschrift von 1633

Neben ihrem Stellenwert als Bindeglied eines Verkehrswegs erlangte die Brücke vor allem Bedeutung als einer der geheimen Versammlungsorte der Täufer, welche ab 1528 von der Berner Regierung verfolgt wurden und denen der Bischof von Basel zugestand, in seinem Einflussbereich oberhalb 1000 Meter zu siedeln. Aus dieser Zeit erhielt die Brücke ihren Namen. Der Platz hat als Begegnungsort für die Täufer bis in die heutige Zeit grosse Bedeutung.[1]

Unter der Brücke in der Schlucht, die erst etwa 300 Meter unterhalb derselben wirklich steil abfällt, versammelten sich die Täufer zu weltlichen Anlässen und Gottesdiensten. In der westlichen Felswand finden sich unzählige Inschriften, wovon die Älteste von 1633 datiert.

Literatur

  • Pierre Zürcher: Die Täuferbrücke am Chasseral – Pont d'une montagne à l'autre in Wege und Geschichte – Verschwunden und vergessen?, S. 18-21. ViaStoria, Bern 2006, ISSN 1660-1122.

Einzelnachweise

  1. Spuren eines unerschütterlichen Glaubens. In: Bieler Tagblatt (Archiv) vom 3. August 2005. Abgerufen am 10. Mai 2010.

Weblinks

 Commons: Täuferbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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