Villa Rustica (Brading)

Mosaik in der Villa von Brading

Bei Brading auf der Isle of Wight (England) befinden sich die Reste einer römischen Villa Rustica. Sie ist zum großen Teil ausgegraben und kann besichtigt werden. Sie ist bemerkenswert durch die reiche Ausstattung an Mosaiken.

Erste Besiedlungsspuren stammen aus der vorrömischen Eisenzeit. In römischer Zeit wurde hier ein erstes Haus aus Stein errichtet, das mehrmals erweitert wurde und seine größte Ausdehnung im vierten Jahrhundert n. Chr. hatte. Zu dieser Zeit stand die eigentliche Villa an der Westseite eines großen Hofes. An der Nordseite des Hofes standen landwirtschaftlich genutzte Bauten. Hier befanden sich anscheinend Ställe, aber auch Wohnräume. An der Südseite des Hofes befanden sich Werkstätten, aber auch ein Bad. In der Antike lag die Villa an einem See, der aber in der Neuzeit trocken gelegt wurde.

Die Villa und ihre Mosaiken

Büste einer Jahreszeit

Die eigentliche Villa wurde um 80 n. Chr. als Einraumhaus aus Stein errichtet. Um 220 n. Chr. wurden zwei weitere Räume im Norden angebaut. Um 240 n. Chr. wurde der Bau nochmals erweitert. Im Westen wurden ein Speiseraum und drei weitere Räume hinzugefügt. Um 320 n. Chr. wurde die Villa schließlich nochmals umgebaut. Sie erhielt an der Ost(=Front)seite eine Art Veranda und links und rechts davon zwei weitere Räume. In dieser Bauphase wurde die Villa auch reich mit figürlichen Mosaiken ausgestattet. Eines zeigt Orpheus, ein weiteres zeigt Bacchus in der Mitte und verschiedene Szenen darum herum. Eine davon zeigt einen Mann mit dem Kopf eines Hahnes und Greifen. Die Szene erinnert an Darstellungen in einem Amphitheater. Das Bild gab Anlass zu verschiedenen Spekulationen und es wurde vermutet, dass dies eine Anspielung auf Kaiser Gallus ist, der viel Zeit im Amphitheater verbracht haben soll. In einem weiteren Raum fand sich ein Jahreszeitenmosaik. Es ist stark zerstört und zeigt Perseus und Andromeda in einem von fünf Feldern, während die anderen weitestgehend verloren sind. Immerhin deuten Reste darauf, dass sich im zentralen Feld der Kopf von Medusa oder Neptunus befand. Die Ecken des Mosaiks zeigen die Jahreszeiten als Büsten. Ein kleines Mosaik in einem Durchgang zwischen zwei Räumen zeigt einen sitzenden Philosophen. Das besterhaltene Mosaik zeigt in der Mitte den Kopf der Medusa. In den angrenzenden Feldern findet man Szenen aus der griechischen Mythologie: Achilles und eine Frau, Lykurg mit Ambrosia, ein Paar (nicht identifiziert), sowie Ceres und Triptolemus. Als abschließender Rand findet man Meereswesen, wie Nymphen und Tritonen.

Diverse Räume der Villa hatten Hypokausten und waren mit Wandmalereien dekoriert. Hinter der Villa befand sich die Küche in einem getrennten Bau. Im Nordflügel konnte ein über 20 m tiefer Brunnen ausgegraben werden, der jedoch schon aufgegeben wurde als der Nordflügel errichtet wurde. Nördlich des Haupthauses fanden sich auch die Reste eines halbrunden Nymphäums.

Nach 400 wurde die Villa verlassen, obwohl es Anzeichen für eine weitere landwirtschaftliche Nutzung, jedoch in kleinerem Rahmen gibt.

Funde

Im Brunnen fand sich eine gut erhaltene Terra Sigillata-Schale. Hier fanden sich auch viele Reste von Ochsen, Schweinen und Geflügel. Dies mag auf Brunnenopfer hindeuten. Als der Brunnen schon lange versandet war, wurden in ihn drei kleine Hunde geworfen. Es fand sich schließlich auch das Skelett eines jungen Mannes.

Ausgrabungen

Die Reste der Villa wurden 1879 von Captain Thorp entdeckt, der ein ehemaliger Armeeoffizier war und nach Antiquitäten suchte. Kinder hatten ihm Funde aus der Villa gezeigt, die sich auf den Feldern von Herr Munns, einem Bauern, befanden. Bis April 1880 waren Teile des Haupthauses ausgegraben, doch mussten die Untersuchungen vorerst unterbrochen werden, da das Haus in das Nachbahrgrundstück von Louisa Lady Oglander reichte. Diese kaufte nun Teile des Grundes von Herrn Munns auf. Im Sommer 1880 begannen hier die beiden Archäologen John Price und F.G. Hilton Price zu graben, hatten aber nur Finanzierungen für ein Jahr. 1881 erschien schon ein Ausgrabungsbericht. 1881 übernahm dann John Oglander, ein Neffe von Lady Oglander, die Grabungen und grub bis 1885 einen großen Teil der ganzen Anlage aus. Die Reste des Haupthauses wurden 1885 überdacht. 1994 wurden die Reste der Villa überflutet, wobei einige Mosaiken stark beschädigt wurden. In den folgenden Jahren wurden die Reste von einem völlig neuen Gebäude überdacht.

Literatur

• David Tomalin, Rosamind Hanworth: House for all seasons, A guide to the Roman villa at Brading, Isle of Wight, 1998 (keine ISBN)

Weblinks

 Commons: Villa Rustica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Brading Roman Villa

50.6728-1.1544

Koordinaten: 50° 40′ 22″ N, 1° 9′ 16″ W