- Abzugschach
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Ein Abzug im Schachspiel ist ein Zug eines Spielsteins, bei dem dieser aus der Wirkungslinie einer langschrittigen Figur (Läufer, Turm, Dame) tritt, wodurch diese indirekt aktiviert wird und einen Angriff ausführt. Häufig ist ein Abzug zugleich ein Doppelangriff. Der Abzug ist ein wichtiges Element der Schachtaktik.
Inhaltsverzeichnis
Abzugsschach
Eine besondere Form des Abzugs bildet das Abzugsschach, bei dem eine indirekt aktivierte Figur Schach bietet. Da dieses Schachgebot pariert werden muss, erhält die abziehende Figur breiteren Bewegungsspielraum als bei einem gewöhnlichen Zug, da einem von ihr ausgehenden zusätzlichen Angriff im Folgezug meist nicht begegnet werden kann. Es entsteht ein Effekt, als ob die abziehende Figur zwei aufeinander folgende Züge ausführen darf. Dies verleiht jedem Abzug eine hohe Durchschlagskraft. Der abziehende Stein wird im Schachjargon auch als Desperado bezeichnet, da er sich "gesetzlos" verhalten kann, wenn die Abzugsdrohung stark genug ist.
Der Fall, in dem die gezogene Figur Schach bietet, während eine andere, durch den Zug aktivierte (Linien-)Figur eine Nebendrohung aufstellt, ist ein "Abzugsschach der gezogenen Figur" und hat vergleichbare Wirkung.
Demonstration eines Abzugsschaches
Weiß am Zug:
Zieht der Turm, so bietet der Läufer dem schwarzen König Schach. Deshalb darf der Turm unbestraft auf die von der Dame bedrohten Felder a7 oder f5 ziehen und seinerseits die schwarze Dame angreifen. Nach einem Königszug schlägt der Turm die Dame auf a5. Schwarz könnte auch Dd5 ziehen, aber dann schlägt der Läufer einfach die Dame. Durch einen geeigneten Turmabzug geht zwangsläufig die Dame verloren.
Schwarz am Zug:
Der drohende Damenverlust kann einzig durch Vermeidung des Abzugsschachs mit dem Zug Kh8 verhindert werden. Selbst ein Mattangriff der Dame auf die erste Reihe wird durch das Abzugsschach Tf1+ spielentscheidend pariert. Ohne den weißen Bauern auf b3 gäbe es für die Dame durch den Angriff auf den Läufer mit Db4 oder Dc3 zwei weitere Paraden auf die Drohung.Herbeiführen eines Abzugsschachs
In dieser Stellung werden die meisten Anfänger ohne Überlegung Lxf7+ ziehen. Ein erfahrener Schachspieler wird aber auch den Zug Txf7 (ohne Schachgebot) in Erwägung ziehen . Damit entsteht die Stellung aus Diagramm 1, aber Schwarz ist am Zug. Es droht ein Abzugschach mit Damengewinn. In solchen Situationen sollte Schwarz diese Drohung abwehren, indem er den König aus dem Abzug wegzieht, in diesem Beispiel also Kh8.Nach Txf7 wäre ein Damenschach auf der ersten Reihe - Da1+ oder De1+ - schlecht. Weiß würde Tf1 antworten mit Schachgebot(!) des Läufers und danach die schwarze Dame gewinnen.
Eine Eröffnungsfalle
Russische Verteidigung
Nach den Zügen
1. e2-e4 e7-e5
2. Sg1-f3 Sg8-f6
3. Sf3xe5 Sf6xe4? (besser d7-d6)
4. Dd1-e2 Se4-f6?
5. Se5-c6+
bietet Weiß Schach durch die Dame, gleichzeitig greift der weiße Springer die schwarze Dame an. Die Dame geht verloren.Doppelschach
Wenn bei einem Abzugschach die abziehende Figur ihrerseits auch noch Schach bietet, dann spricht man von einem Doppelschach. Da in diesem Fall ein Schach aus zwei Richtungen erfolgt, muss der bedrohte König ziehen. Auf andere Weise sind die Schachgebote nicht abzuwehren. Das Doppelschach spielt bei Kombinationen zum Erstickten Matt häufig eine entscheidende Rolle. Durch das "en passant Schlagen" ergibt sich eine weitere interessante Möglichkeit ein Doppelschach zu erzeugen.
Zwickmühle
In seltenen Fällen kann man mit Abzugschachs eine Zwickmühle herbeiführen. Ein Beispiel findet man bei Hans-Peter Rehm.
Batterie
In der Schachkomposition nennt man die Konstellation, in der eine Seite ein Abzugsschach geben kann, eine Batterie.
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