Clotilde Edle von der Planitz

Clotilde Edle von der Planitz
Clotilde von Derp, Tänzerin
Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski
(Künstlerkarte, Verlag Böhm, München 1920er Jahre)
Das Wappen der Familie von der Planitz


Clotilde von Derp (Künstlername), geboren als Clotilde Margarete Anna Edle von der Planitz (* 5. November 1892 in Berlin; † 11. Januar 1974 in Rom, Italien), war eine deutsche Tänzerin von internationaler Berühmtheit und eine frühe Repräsentantin des Modernen Tanzes (Ausdruckstanz).

Inhaltsverzeichnis

Familie

Derp / Planitz entstammte einem alten vogtländischen Adelsgeschlecht und war die Tochter des königlich preußischen Majors Hans Edler von der Planitz (1863-1932) aus Berlin und der Margarete von Muschwitz (1868-1955).

Sie heiratete am 25. Januar 1919 in Zürich (Schweiz) den Kunstmaler, Tänzer und Choreografen Alexander Sacharoff (* 26. Mai 1886 in Mariupol, Ukraine; † 25. September 1963 in Siena, Toskana, Italien). Trauzeugin war die Kunstmalerin Marianne von Werefkin. Man sprach von einer "Zweckehe".

Leben

Derp wurde zwar in Berlin geboren, zog aber nach der Trennung ihrer Eltern im Jahr 1900 mit Mutter und Schwester nach München. Dort betrieb die Mutter in neu-schwabinger Lebensform ein Musikinstitut für Kinder.

Tochter Clotilde, auf diese Weise von kleinauf musisch erzogen, entwickelte ihre Vorliebe für Musik und Tanz und trat ab 1909 öffentlich bei Tanzveranstaltungen auf. Im Münchner Kunstkreis aufgewachsen, arbeitete sie auch als Modell für Bildhauer, Maler und Fotografen. Ab etwa 1910 wurde sie als wohl erste „moderne“ Tänzerin vom Publikum umjubelt. „Diese Clothilde ist endlich einmal eine Tänzerin, die völlig eigenes Erleben formt, die sich von keinerlei historischem Kostüm gängeln lässt, die aus dem Reichtum ihres kleinen Herzens eine neue Welt entfaltet“, schrieb Rudolf von Delius im Jahr 1910.

Anmut und Natürlichkeit bestimmten ihren tänzerischen Ausdruck. Sie galt als eine Tänzerin von "unübertroffener Eigenart" (Münchner Neueste Nachrichten, 1912). "Zweifellos sind sie für mich die erste Tänzerin Deutschlands”, schrieb ihr später der Bildhauer Georg Kolbe (1877-1947) im Jahr 1916. Auch der Lyriker Rainer Maria Rilke (1875-1926) gehörte zu ihren Verehrern.

Auf dem Münchener Presseball 1913 begegnete sie zum ersten Mal ihrem späteren Ehemann Sacharoff, mit dem sie fortan zusammen arbeitete. Sie tanzten als Paar, aber auch weiterhin als Solisten, und galten als Vorreiter des Modernen Tanzes. Während ihrer Mitarbeit in der Neuen Künstlervereinigung München, gewissermaßen das künstlerische "Netzwerk" der bedeutenden deutschen Künstler damaliger Zeit, entwickelten sie gemeinsam Programme, die intensiv mit ihren Freunden, Künstlern aus dem Umfeld des Blauen Reiters, diskutierten und weiterentwickelten. Ihre internationale Karriere war nicht mehr aufzuhalten, wozu u.a. auch Auftritte in Paris, London und Monaco gehörten. Doch erst 1919 heiratete sie Sacharoff aus Anlass einer bevorstehenden Amerika-Tournee.

Mit anderen Stars der europäischen und amerikanischen Tanz-Avantgarde arbeitete das Ehepaar ab 1938 in Buenos Aires, damals Anziehungspunkt für Repräsentanten des Modernen Tanzes aus der Alten und Neuen Welt.

Nach ihrer Abschiedsvorstellung im Jahr 1954 in Rom, wo beide in den späteren Jahren bis zum Tod lebten, war das Ehepaar nur noch als Lehrer in ihrem Fach tätig, geriet aber zunehmend in Vergessenheit.

Siehe auch

Literatur

  • Frank-Manuel Peter: Sacharoff, Clotilde. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 323.
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A Bd 24, S. 320, Bd 111 der Gesamtreihe. C. A. Starke, Limburg/Lahn 1996. ISSN 0435-2408
  • Rudolf von Delius: Clothilde von Derp (1910). in: Masken. Wochenschrift des Schauspielhauses Düsseldorf. Düsseldorf 5.1910, 23. Mai.
  • Frank-Manuel Peter, Rainer Stamm (Hrsg.): Die Sacharoffs – Zwei Tänzer aus dem Umkreis des Blauen Reiters. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Tanzarchiv Köln und in der Villa Stuck München. Wienand Verlag, Köln 2002. ISBN 3879097925
  • Hans Brandenburg: Der Moderne Tanz. Georg Müller, München 1913, 1917.
  • Grete Gulbransson: Meine fremde Welt. Begegnungen, Bekanntschaften, Freundschaften. Tagebücher 1913-1918. Bd 2. Hrsg. v. Ulrike Lang. Stroemfeld, Frankfurt/M 2001. ISBN 3-87877-696-9
  • Hermann und Marianne Aubel: Der Künstlerische Tanz unserer Zeit. Karl Robert Langewiesche, Taunus 1928; Albertina, Wien 2002. ISBN 3-7845-3450-3

Weblinks


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