- Comitia centuriata
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Die Römische Republik (res publica) verteilte die Regierungsgewalt formal auf drei separate Versammlungen, die Comitia Centuriata, die Comitia Populi Tributa und das Concilium Plebis. Anders als in modernen Parlamenten wurde in diesen Körperschaften zum einen Legislative, Jurisdiktion und Wahlrecht kombiniert. Sie verfügten über die Möglichkeit, Gesetze rückwirkend (ex post facto) zu ändern. Der Römische Senat dagegen war formal eine beratende Kammer und besaß (zumindest theoretisch) keine legislative oder richterliche Macht.
Die Comitia Centuriata umfassten Patrizier und Plebejer die in fünf Klassen organisiert waren. (Ritter und Senatoren bildeten die erste Klasse) die auf Abteilungen verteilt waren, Centurien genannt. Die Gliederung nach Centurien stammt aus dem Heerwesen, die Comitia Centuriata sind also gewissermaßen die Versammlung des römischen Volkes als Heeresversammlung. Entsprechend ihrem Vermögen und dem Beitrag, den sie auf Grund dessen im Heer leisten konnten, waren die Centurien in fünf Klassen für Fußsoldaten, daneben in Abteilungen für Reiter, Handwerker, Musiker sowie alle anderen eingeteilt. In klassischer Zeit sah die Einteilung in Zenturien und Klassen vermutlich wie folgt aus:
Reiter 18 Zenturien Fußsoldaten 1. Klasse 80 Zenturien 2. Klasse 20 Zenturien 3. Klasse 20 Zenturien 4. Klasse 20 Zenturien 5. Klasse 30 Zenturien unterhalb der Klassen Handwerker 2 Zenturien Musiker 2 Zenturien alle anderen nicht Wehrpflichtigen 1 Zenturie Die Comitia Centuriata kamen alljährlich zusammen, um die Konsuln und Praetoren des nächsten Jahres zu wählen, und in der Regel alle fünf Jahre, um die Censoren zu bestimmen. Darüber hinaus befasste man sich mit Fällen von Hochverrat (perduellio), obwohl diese Funktion außer Gebrauch kam, nachdem Lucius Appuleius Saturninus hier eine Änderung eingeführt hatte (maiestas).
Die Stimme des Bürgers wurde nicht in den Comitia Centuriata direkt abgegeben, sondern innerhalb der Centurie und trug zum Stimmverhalten der Centurie bei. Bei der Abstimmung hatte jede Centurie eine Stimme. Da die oberen Centurien für reiche Bürger weit weniger Mitglieder hatten als die unteren für ärmere Bürger, verfügten die Mitglieder dieser Centurien - also die begüterten Ritter und Senatoren - über einen überproportionalen Einfluss auf das Wahlergebnis. Da die Comitia Centuriata ursprünglich eine militärische Versammlung war, musste sie sich außerhalb der Stadtgrenze Roms (Pomerium) auf dem Marsfeld (Campus Martius) treffen und war außerordentlich schwerfällig einzuberufen und zu leiten. Gewöhnlich wurde sie nur genutzt, um die Magistrate des nächsten Jahres zu wählen.
Während seines Konsulats 88 v. Chr. und besonders als Dictator (81/80) erließ Sulla viele Gesetze (Leges Corneliae), die die politische Struktur der Republik radikal änderten. Sein drittes Gesetz verbot dem Concilium Plebis und den Comitia Populi Tributa, Gesetze zu beraten, die nicht durch Senatsbeschluss (senatus consultum) eingebracht waren. Sein viertes Gesetz strukturierte die Comitia Centuriata so um, dass die erste Klasse, die Senatoren und die mächtigsten Ritter, fast die Hälfte der Stimmen hatte. Sein fünftes Gesetz entkleidete beide Stammesversammlungen, Concilium Plebis und Comitia Populi Tributa, ihrer legislativen Funktionen, so dass die gesamte Gesetzgebung bei den Comitia Centuriata lag. Die Stammesversammlungen wurden dadurch beschränkt auf die Wahl bestimmter Magistrate und der Leitung von Verhandlungen – die aber nicht ohne Autorisierung durch ein senatus consultum aufgenommen werden durften.
Diese Reformen wurden durch die Populares unter Führung von Marius und Lucius Cornelius Cinna rückgängig gemacht, von Sulla während seiner Diktatur rei publicae constituendae ("zur Wiederherstellung des Staates") wieder eingeführt und erweitert und bald nach seinem Tod erneut ausgesetzt. Sie stellen eine der weitestgehenden Eingriffen in die Verfassung des römischen Staates, der Republik als auch im Prinzipat dar.
Im Jahr 14 n. Chr. entzog dann Kaiser Tiberius der Versammlung das Recht, Konsuln und Praetoren zu wählen; damit versank sie in faktischer Bedeutungslosigkeit.
Literatur
Siehe auch: Portal und Themenliste Rom
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