- Acheropita
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Als das Acheiropoíeton oder (modern ausgesprochen) das Achiropíiton (häufiger in der Mehrzahl Acheiropoíeta oder Achiropoíita gebraucht; griechisch seit neutestamentlicher Zeit αχειροποίητο und αχείρητο, - nicht mit Händen gemacht, nicht von Menschenhänden geschaffen; auf Latein non manufactum, russisch ne-ruko-tworenij) oder die Vera Ikon (von lateinisch vera - wahr und griechisch εικόνα, ikóna - Bild, also wahres Bild) bezeichnet man in der Bildtheologie der östlichen Orthodoxie ein Kultbild oder eine spezielle Ikone, die der Überlieferung nach nicht von Menschen geschaffen sein soll, sondern von Gott geschenkt wurde. Solchen Objekten werden üblicherweise heilende Kräfte zugeordnet (vgl. Wunderheilung und Berührungsreliquie). Dieser Glaube ist jedoch eher dem Grenzbereich zwischen orthodoxer Theologie und Volksglauben zuzuordnen als einer offiziellen ostkirchlichen Lehre.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Entwicklung
Das Konzept eines Acheiropoieton existiert bereits in der antiken Literatur, es fehlte jedoch noch der entsprechende Begriff; am ehesten entspricht das christliche Acheiropoieton hier dem griechischen Diipetes (auch Diopetes oder Iovis proöes). Auch Cicero meinte Acheiropoieta, als er von einem Wunderbild der Ceres sprach, das non humana manu factum sed de caelo lapsum („nicht von menschlicher Hand gemacht, sondern nach allgemeinem Glauben vom Himmel gefallen“).
Der erste Bericht über ein derartiges Acheropita-Bild stammt aus dem Jahr 574 von dem Historiker Georgios Kedrenos, der über derartige Funde in Kamulia (Kappadokien) sowie Apameia (Syrien) schreibt; hier ist die Rede von theo teukton eiona („ein gottgeschaffenes Bild, das nicht von Menschenhänden stammt“). Ebenfalls als Acheiropoieta gelten die Sinai-Ikonen aus dem 5. bis 7. Jahrhundert im Katharinenkloster.
Die bekanntesten Beispiele sind der angebliche Abdruck des Antlitzes Christi auf dem Schweißtuch der Veronika, Schleier von Manoppello sowie die Abgar- und Lukasbilder.
Das Turiner Grabtuch wurde 1898 von Secondo Pia sowie 1931 von Giuseppe Enrie fotografiert; auf den Fotografien ist ein „Bild von Christus“ zu sehen, „das viel klarer war als der nur schemenhafte Umriss auf dem Grabtuch. Diese Entdeckung verlieh dem Grabtuch eine neue theologische Bedeutung, dessen mögliche Echtheit durch die Fotografie bekräftigt wurde. Das Grabtuch selbst konnte als eine empfindliche Oberfläche betrachtet werden, auf der sich ein Körper durch den direkten Kontakt abgebildet hatte“ (Frizot 1998: 283; vgl. auch P. Vignon, Le Linceul de Christ; étude scientifique. Paris 1902).
In dieser Zeit, als die Grenzen der Fotografie noch weniger klar umrissen waren als heute und gerade die Mikro- und Astrofotografie sowie die Röntgenstrahlen entdeckt wurden, glaubte man auch noch, die „Lichtschwingungen der Seele“ fotografisch aufzeichnen zu können und sprach von einer „spontanen Ikonographie“ (Hippolyte Baraduc, L'Ame humaine, 1896; vgl. auch Naturselbstdruck).
Der Fotografie selbst wurde dabei ein acheiropoietischer Charakter zugeschrieben (vgl. dazu auch Spiritistische Fotografie).
Acheiropoieta Schweißtuch der Veronika, Kupferstich, Meister der Spielkarten
Siehe auch
- Schweißtuch der Veronika
- Turiner Grabtuch
- Schleier von Manoppello
- Bildverehrung
- Reliquie und Ikone
- Sudarium, Mandylion
- Aura
- Paranormologie
- Bilderstreit, Bilderverbot, Bildersturm
- Geschichte der Fotografie
Literatur
- Ludger Alscher: Acheiropoieta. In: Lexikon der Kunst. Bd 1. Seemann Verlag, Leipzig 1975, S.12.
- A. M. Ammann: Due imagine del cosi detto Christo di Edessa In: Rendiconti. 1967, S.185ff.
- Hans Belting: Bild und Kult, eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. Beck, München 1990, 2000. ISBN 3-406-37768-8
- Martin Büchsel: Die Entstehung des Christusporträts. Bildarchäologie statt Bildhypnose.Zabern, Mainz 2004. ISBN 3-8053-3263-7
- Dante Alighieri: Die göttliche Komödie. Das Paradies XXXI, Verse 103-109.
- Heinrich W. Pfeiffer: Die römische Veronika. In: Grenzgebiete der Wissenschaft. Resch, Innsbruck 49.2000,3, 225–240. ISSN 1021-8130
- Blandina P. Schlömer: Der Schleier von Manoppello und das Grabtuch von Turin. Resch, Innsbruck 1999, 2001. ISBN 3-85382-071-9
- Joseph Sauer: Die ältesten Christusbilder. Wasmuth, Berlin 1920.
- Daniel Spanke: Das Mandylion. Ikonographie, Legenden und Bildtheorie der „Nicht-von-Menschenhand-gemachten“ Christusbilder. Monographien des Ikonen-Museums Recklinghausen. Bd 5. Recklinghausen 2000. ISBN 3929040484
- Nikolaus Thon: Ikone und Liturgie. Paulinus, Trier 1979. ISBN 3-7902-1403-5
Weblinks
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