Coordinator of Information

Coordinator of Information

Das Office of the Coordinator of Information (COI) war eine US-Regierungsbehörde zur Zentralisierung der Geheimdienstaktivitäten während des Zweiten Weltkrieges in Washington D. C.. Es bestand vom 11. Juli 1941 bis zum 12. Juni 1942 als es offiziell in das Office of Strategic Services (OSS), den Vorläufer der CIA umgewandelt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Beim Kriegsausbruch in Europa 1939 unterlagen die Geheimdienstaktivitäten der USA dem Office of Naval Intelligence (ONI), der Military Intelligence Division (MID oder G-2) der Armee und Hoovers FBI. Zur Etablierung der Auslandsspionage gründete ein Komitee aus ONI und G-2 im Juli 1940 die "K Organisation".

Zum Zeitpunkt des Angriffs auf Pearl Harbour bestand "K" aus ein paar Dutzend Geschäftsleuten, Diplomaten, Journalisten und angeheuerten Spionen in Europa, Mexiko und Nordafrika. Roosevelt sandte einen alten Spion, den New Yorker Anwalt William Joseph Donovan, nach Europa. Dieser sah sich einer deutschen Fünften Kolonne gegenüber und schlug, basierend auf dem Wissen des britischen SIS, die Schaffung einer Agentur vor, die die Nachrichten nach Washington leiten sollte. ONI, G-2 und FBI protestierten mit der Begründung, das die Agentur aus Zivilisten bestehe und es Überschneidungen mit militärischen Geheimdienstaktivitäten gäbe, gegen das Vorhaben. Am 11. Juli 1941 ernannte Roosevelt Donovan zum "Coordinator of Information". Er sollte einzig Informationen sammeln, auswerten und zusammengestellt dem Präsidenten vorlegen. "K Organisation" wurde im Oktober 1941 dem COI übergeben.

Das New Yorker Büro des COI lag gegenüber der "United Kingdom Commercial Corporation" am Rockefeller Plaza. Dessen Präsident, William Samuel Stephenson, war zugleich Chef der British Security Coordination (BSC), die Geheimdienstoperationen seines Landes in der Westlichen Hemisphäre lenkte. Über Donovan hatte Stephenson Einfluss auf Roosevelt und, nachdem COI selbst zu Spionage übergegangen war, auch Zugang zu amerikanischen Geheimdiensten.

Gliederung

Den COI-Apparat leitete ein Analystengremium (Board of Analysts) mit einigen angesehenen Akademikern der USA. Das Gremium traf die letzte Entscheidung darüber, was dem Präsidenten vorzulegen war.

  • R&A (Research and Analysis)

Gemäß seinen Vorgaben wertete COI's "Forschungs- und Analyseabteilung"" (R&A) anfangs Informationen von State Departement, FBI, ONI und G-2 aus. COI heuerte die besten Akademiker von 35 Universitäten für die Bereiche Ökonomie, Geographie und Psychologie an. Die "Division of Special Information" beschäftigte geografisch spezialisierte Historiker die Berichte zu sozialen, militärischen, politischen und ökonomischen Bedingungen der Regionen lieferten.

Durch die relativ freizügigen, bürokratisch kaum beschränkten Bedingungen der R&A entstanden qualitativ hochwertige Nachrichten, die auch andere Agenturen übernahmen. So soll COI die Informationen über den Angriff auf Pearl Harbour (Pearl-Harbor-Komplott) vorab geliefert haben. Die Gesamtwirkung war allerdings gering, da Hoover seine Oberhoheit beschnitten sah, das Außenministerium die nicht auf diplomatischem Wege erlangten Erkenntnisse monierte und die Armee den 'Zivilisten' misstraute.

  • Foreign Information Service

FIS war mit der Hälfte des COI-Personals die größte Abteilung der Agentur. Unter Robert E. Sherwood als Leiter wurden Radiostationen in Europa etabliert die sich mit Propaganda-Programmen wie Voice of America gegen die Achsenmächte wandten. Die "Outposts Division" des FIS sandten Mitarbeiter nach London, Chongqing, Neu-Delhi, Lissabon, Stockholm, Bern, Brazzaville, Kapstadt, Kairo, Ankara, Honolulu und Reykjavík. FIS versuchte sich auch in "schwarzer Propaganda", der Übermittlung frisierter Falschinformationen für den Gegner. Als CIA - Abteilung hieß sie später FBIS.

  • Die Foreign Nationalities Branch

versuchte mögliche Saboteure unter ethnischen Minderheiten, Exilgemeinden, Gewerkschaften und Kommunisten in den USA zu identifizieren. Daneben schuf sie Verbindungen zu pro-Achsen-Gruppen um Agenten unter ihnen zu gewinnen.

  • Die Visual Presentation Branch

benutzte audio-visuelle Medien um strategische Informationen zu gewinnen.

  • Die Field Photographic Division

entstand aus einer Marine-Reserveeinheit in Hollywood und rekrutierte neben Studiotechnikern auch den Regisseur John Ford.

  • Die Oral Intelligence Division

interviewte Touristen und Emigranten über ihre Eindrücke aus den Zielgebieten.

  • Die Special Activities Branch (SOE)

war als "Special Activities - K and L Funds" nach Übergabe von ONI und G-2 aus der "K Organization" hervorgegangen. Sie beschäftigte sich mit Spionage, Subversion, Guerillakrieg sowie "ergänzenden Aktivitäten" und war Bestandteil der Umsetzung des von Winston Churchill favorisierten Plans des "vierten Elements des Krieges" in dem Deutschland durch Flächenbombardements, Seeblockade, Propaganda, Sabotage und Subversion niedergerungen werden sollte.

Im Januar 1942 wurde zwecks besserer Koordination mit dem SIS die Abteilung in Spionage und Subversion aufgegliedert. Das Agenten-Netzwerk der COI steuerte nun David K.E. Bruce (SA/B) und die Abteilung Guerillakrieg der G-2 Offizier M. Preston Goodfellow (SA/G). Während Bruce seine Mitarbeiter aus früheren Diplomaten und Geschäftsleuten mit Erfahrungen im Operationsgebiet rekrutierte, heuerte Goodfellow 200 Militärs mit Fremdsprachenkenntnissen als erstes Militärpersonal des COI an.

SA/B (Spionage) begann mit Hilfe des britischen BSC im Mai 1942 auf einem 30 ha - Gelände ("The Farm") nahe Washingtons die Ausbildung. 15 Studenten wurden jeweils in vierwöchigen Kursen in Radiotechnik, Fotografie, Kryptografie, Kleinwaffen, Nahkampf, Verhörtechnik, Tarnung, Bestechung, Agentenrekrutierung und -netzwerksteuerung geschult. Die Dozenten wurden in "Camp X", einer kanadischen Kommandoschule von BSC und SOE, ausgebildet.

SA/G (Subversion) öffnete im April 1942 Schulen in Quantico (Virginia) und Maryland. Die Ausbildung gliederte sich in 4 Komponenten: einem 2-wöchigen Einführungskurs in Zerstörung, Kleinwaffen, Nahkampf und Bewegung in Feindesland; einem 2-Wochen-Grundkurs in Sabotage und Guerillataktik; einem zweiwöchigen Fortgeschrittenen-Training in Geheimdienstarbeit und Steuerung eines Agentennetzwerks, einer Woche Fallschirmspringen und einer Woche Marine-Schulung zum Erlernen der Infiltration ins Feindgebiet mittels U-Boot und kleinen Wasserfahrzeugen. Dazu gab es Schulungen in Industriespionage und über lokale, ethnische Eigenheiten im Einsatzgebiet.

Aktivitäten

COI war beauftragt dafür zu sorgen, daß Spanien im Krieg neutral blieb, die französische Flotte nicht an die Achsenmächte überging und die Vichy-Regierung Frankreichs den USA nicht den Krieg erklärte, wenn diese in Nordafrika einmarschierten. Ab Januar 1942 arbeiteten SA/B-Leute verdeckt als Vizekonsuln für das Außenministerium an Botschaften in Algier, Tunis, Oran, Rabat, Tanger und Casablanca. Sie rekrutierten Agenten unter Exilanten, Diplomaten, Spielern und Prostituierten und organisierten ein Agentennetzwerk unter nordafrikanischen Franzosen. Geografisch eingeteilt etablierte SA/B Basen in Tanger, Chungqing, Kairo und London. Im Mai 1942 operierten nur 21 COI-Agenten in Übersee. Im Juni 1942 war die COI in Schweden, der Schweiz, Portugal, Spanien, Afrika und dem Nahen Osten aktiv. Durch die Abneigung Douglas MacArthurs wurde COI nicht erlaubt im Pazifikkrieg aktiv zu sein, desgleichen im britischen Indien. Im Kontinentaleuropa begannen die Aktivitäten erst Mitte 1943.

Ende des COI

Donovan hatte die COI von 92 auf 1630 Mitarbeiter erweitert. Die Zivilisten rekrutierte er bis zu den ersten militärischen Einheiten noch selbst. Es waren Banker, Anwälte, Akademiker und Veteranen des ersten Weltkrieges, überwiegend wohlhabende Republikaner der Ivy League. Seine Rivalen in anderen Geheimdiensten erlaubten ihm nicht ihr Personal zu rekrutieren und es entwickelte sich ein elitärer Zirkel der praktisch keinerlei Spionage-Kenntnisse besaß. Die Fähigkeiten Nachrichten zu übermitteln, unauffällige Bankkonten zu führen oder Menschen zu töten, erlernten sie erst vom britischen BSC. Mit wachsender Größe des Apparats und seines Einflusses wollten ihn seine Konkurrenten vom Außenministerium über das FBI bis zum neuen Joint Chiefs of Staff auflösen. Als Donovan in London beim Special Operations Executive weilte, löste Roosevelt den COI auf und ließ ihn am 13. Juni 1942 unter dem Kommando des "Joint Chiefs of Staff" im Office of Strategic Services (OSS) neu erstehen. Bis auf die "Black Propaganda Section" des FIS, die zur "Abteilung für Spezialoperationen" und später "Morale Operations Branch" des OSS wurde, blieben alle früheren Abteilungen erhalten.

Literatur

  • Brown, Anthony Cave. The Last Hero: Wild Bill Donovan. ISBN 0-8129-1021-4.
  • Dear, Ian. Sabotage and Subversion: The SOE and OSS at War. ISBN 0-304-35202-0.
  • Kross, Peter. The Encyclopedia of World War II Spies. ISBN 1-56980-171-1.
  • Smith, Bradley F. The Shadow Warriors: OSS and the Origins of the CIA. ISBN 0-465-07756-0.
  • Smith, R. Harris. OSS: The Secret History of America's First Central Intelligence Agency. ISBN 0-520-02023-5.
  • U.S. War Department, Strategic Services Unit. War Report of the OSS (Office of Strategic Services). ISBN 0-8027-0529-4.

Weblinks


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