- Couchsurfen
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CouchSurfing ist ein kostenloses, internetbasiertes Gastfreundschaftsnetzwerk. Die Mitglieder nutzen die Website, um eine kostenlose Unterkunft auf Reisen zu finden, selbst eine Unterkunft oder auch anderes anzubieten, wie beispielsweise einem Reisenden die Stadt zu zeigen. Mitte März 2009 zählte CouchSurfing über eine Million Mitglieder in 231 Ländern und Gebieten[1] und ist damit die größte Vereinigung seiner Art. Rund 36 Prozent boten zu diesem Zeitpunkt einen Schlafplatz an (weitere 18 Prozent unter Vorbehalt).[1]
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Mitglieder vermitteln über die Seite Gastgeberdienste. Die Anmeldung auf der Internetseite ist kostenlos, für die freiwillige Verifizierung wird ein Betrag verlangt, der vom Wohnort abhängt. Dieser Betrag hängt von der Kaufkraft der Bevölkerung ab und liegt bei 21,34 US-Dollar für Einwohner Deutschlands.[2]
Um die Vertrauenswürdigkeit der Mitglieder besser einschätzen zu können, gibt es ausführliche Nutzerprofile, ein System zur Identitätsprüfung per Kreditkarte und ein gegenseitiges Bürgschaftssystem.
Weiterhin stehen ein Wiki, interessensbezogene Diskussionsgruppen und ein Chat zur Echtzeitkommunikation zur Verfügung.
Das Funktionsprinzip
Die Mitgliedschaft in der Organisation ist kostenlos und wird durch Anmeldung auf der Seite erworben. Den Kern des Angebotes bildet der Austausch von Gastfreundschaft. Ein Mitglied kann nach Belieben Unterkunft anbieten – dies ist nicht zwingend erforderlich, doch wird natürlich dazu ermutigt; ein Reisender kann als Gast (Surfer) eine Unterkunft suchen oder erfragen.
Beherbergungen beruhen auf Absprachen zwischen den Beteiligten. Dauer, Art und Bedingungen des Aufenthaltes werden in der Regel im Vorhinein vereinbart. Geld soll möglichst keines fließen.
Mit dreierlei Möglichkeiten soll Sicherheit und Vertrauen sichergestellt werden. In den Nutzerprofilen für potenzielle Gastgeber und Gäste werden die folgenden drei Merkmale angezeigt:
- Persönliche Referenzen, die Gäste und Gastgeber übereinander hinterlassen können, nachdem sie den Dienst in Anspruch genommen haben.
- Identitätsprüfung per Kreditkarte, indem per Kreditkarte eine Gebühr an CouchSurfing entrichtet und eine Nummer, die CouchSurfing an die zahlende Adresse schickt, eingegeben wird.
- Ein gegenseitiges Bürgschaftssystem, bei dem verbürgte Personen – angefangen beim Gründer der Seite – für beliebig viele andere Mitglieder bürgen können, die sie kennen oder durch CouchSurfing getroffen haben und der sie vertrauen.
Oft organisieren Freiwillige aus den Mitgliedern mehrtägige Treffen oder Lager, um Menschen einander näher zu bringen.
Identitätsgeprüfte Mitglieder, die Aufgaben übernehmen und Werbung betreiben, können Botschafter werden. Sie sollen den Geist unter den Mitgliedern und in der Öffentlichkeit verbreiten. Ehrenamtlich werben sie für die Nutzung des Dienstes, begrüßen neue Mitglieder, beantworten Fragen und übernehmen andere Verwaltungsaufgaben.
Geschichte
Im Jahr 1999 registrierte Casey Fenton CouchSurfing.com auf Casey Fenton Consulting und rief die CouchSurfing-Internetseite ins Leben.[3] 2003 gründete er die gemeinnützige CouchSurfing International, Inc. mit sich als Vorstandsvorsitzendem und Forumteilnehmer. Er und die restlichen drei Gründer[4] waren die gesamten Teilnehmer des Forums.
Vorübergehender Ausfall
Nach einem schwerwiegenden Datenbankfehler am 28. Juni 2006 und Problemen mit Sicherheitskopien war das Projekt vorübergehend nicht erreichbar.[5]
Ein Abschiedsbrief von Fenton auf der Webseite berichtete vom Auftreten eines schwerwiegenden Datenbankfehlers, der zu viele wichtige Daten vernichtet hätte, um in bisheriger Form weitermachen zu können. Er beschloss aus persönlichen Gründen das Projekt aufzugeben, änderte seine Meinung jedoch später.[6]
Nach der großen Resonanz aus der Gemeinschaft mit über 2000 Unterstützungsangeboten, hat er sich dazu entschieden, das Projekt weiterzuführen. Innerhalb weniger Tage wurde bestätigt, dass die Seite wiederaufgebaut werden würde und Nutzer konnten sich, allerdings mit eingeschränktem Funktionsumfang, wieder anmelden. Am 3. Juli 2006 wurde CouchSurfing 2.0 angekündigt und sollte innerhalb von zehn Tagen in Betrieb gehen. Seit dem 7. Juli ist CouchSurfing.com wieder voll in Betrieb. Mithilfe professioneller Datenforensiker konnten Benutzerprofile von 87.000 der 90.000 registrierten Benutzer erfolgreich wiederhergestellt werden. Einige Profile, Forumsbeiträge und persönliche Nachrichten scheinen jedoch dauerhaft verloren zu sein. Es wird jedoch behauptet, dass die verlorenen Profile hauptsächlich inaktiven Mitgliedern gehörten.
Unmittelbar nach der Ankündigung vom 30. Juni entstanden einige neue Seiten, die Hilfe für den Wiederaufbau verkündeten und teils auch Nutzer zur Eingabe ihrer CouchSurfing-Details aufforderten. Solche Seiten hatten allerdings keinen offiziellen Segen und es wurde gewarnt vor der Weitergabe von persönlichen Details an andere Seiten.[7] Es tauchten auch Diskussionsseiten auf, mit Anleitungen, wie Profile aus Googles Zwischenspeicher wiedergewonnen werden können, was letztendlich aber nicht nötig war.
Hospitality Club, ein weiteres großes Gastfreundschaftsnetzwerk, mit dem CouchSurfing viele Mitglieder teilt, richtete einen Forumsbereich namens CS Refugees (CS-Zuflüchtige) und einen namens CS Legacy (CS-Erbe) ein, um CouchSurfing-Mitgliedern, die unterwegs waren, zu helfen während dieser Zeit ihre Gäste/Gastgeber zu erreichen. Unter couchsurfing.info wurde eine Weiterleitung auf das CS-Legacy-Forum von Hospitality Club eingerichtet, die immer noch besteht (Stand: 1. Juli 2007).
Insgesamt dürfte das Projekt durch den Vorfall keinen großen Schaden genommen haben.
CouchSurfing 2.0
Die meisten Funktionen und Seiten blieben unverändert (die größte Änderung erfuhr die Verwaltung von Freundes-Verknüpfungen). Die Versionsnummer 2.0 bezieht sich auf eine Änderung in der Philosophie des Projektes. Das Motto lautet nun: Mache mit bei der Erschaffung einer besseren Welt – Couch für Couch.[8]
Seit August 2006 ist auch ein Wiki mit im Angebot.
Die (neue) Philosophie
CouchSurfing versucht international Menschen und Orte zu vernetzen, Bildungsaustausch zu ermöglichen, Gemeinsinn zu verstärken, Toleranz und interkulturelle Beziehungen zu fördern. Als Gemeinschaft soll versucht werden, gemeinsam und als Einzelner zu einer besseren Welt beizutragen, der Austausch von Gastfreundschaft wird zum Mittel, dieses Ziel zu erreichen.
Weder Einrichtung noch kostenlose Unterbringung stehen im Mittelpunkt sondern weltweite Beziehungen. Durch das Öffnen des Zuhauses, der „Herzen“ und des Lebens soll zu einer besseren Welt beigetragen werden.
Mit offenem Bewusstsein soll das Wissen begrüßt werden, das der Austausch von Kulturen mit sich bringt. Tiefgehende und sinnreiche Beziehungen sollen Ozeane, Kontinente und Kulturen überwinden. CouchSurfing soll nicht nur die Art zu Reisen verändern, sondern die gesamte Weltauffassung.[8]
Kritik
Kein Datenschutz
Während des Anmeldeprozesses werden dem zukünftigen Mitglied die Allgemeinen Geschäftsbedingungen präsentiert. Daran versteckt sich auch der folgende Passus (Stand: 16. Dezember 2006):
- “5.1 You Grant Us a License. By submitting any content (including without limitation, your photograph) to our Site, you hereby grant us a perpetual, worldwide, non-exclusive, royalty-free license to use, reproduce, display, perform, adapt, modify, distribute, have distributed and promote such content in any form, in all media now known or hereinafter created and for any purpose.”
Dies bedeutet: Die Betreiberfirma CouchSurfing International Inc. ist berechtigt, das Foto jedes Mitglieds zu entstellen oder in Fotomontagen beliebigen Inhalts einzubauen. Alternativ darf das Unternehmen die eigenen Profildaten beliebig ändern (modify) und weiterverkaufen (distribute).
Dating-Spam
Es gibt Mitglieder, die versuchen, das System als Partnervermittlungsdienst zu benutzen.
„Nach allem was ich gehört und gesehen habe schaden diese Leute, die CS nur als Partnervermittlungsseite nutzen, der allgemeinen CouchSurfing-Erfahrung.“
– Gründer Casey Fenton
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- (“Based on what I’ve seen and heard, these people who come into CS and use it exclusively like a dating site are definitely harming the overall CS experience.” (Gründer Casey Fenton))[9]
Dieses Problem haben viele große Internetgemeinschaften mit Nutzerprofilen. Andererseits würden Einschränkungen der Nutzbarkeit der Seite als Zensur wirken, was für eine freie, offene Gemeinschaft wie CouchSurfing unerwünscht ist.
Eine Botschaftergruppe hielt eine geschlossene Beratung darüber ab, wie solchem Verhalten begegnet werden soll, ohne den Nutzen der Seite einzuschränken. Diese Diskussion kann von einfachen Mitgliedern nicht eingesehen werden.
Mangelnde Sicherheit der Profildaten
Während des vorübergehenden Ausfalles des CouchSurfing-Systems wurde kritisiert, dass CouchSurfing Fehler bei der Erstellung von Sicherheitskopien macht und daraufhin das Projekt einfach sterben lässt. Diese Entscheidung scheint durch eine Einzelperson getroffen worden zu sein – in der ursprünglichen Mitteilung des Gründers Casey Fenton führt er persönliche Gründe an und zitiert Guru Osho.[10]
Siehe auch
- BeWelcome – ein auf Open Source basierender Online-Gastgeberdienst
Weblinks
- CouchSurfing.org
- Ein Fall für die Couch, Die Zeit, 19. Juni 2008
Quellen
- ↑ a b CouchSurfing-Statistiken
- ↑ https://www.couchsurfing.com/verification.html?sliding_scale=61#61
- ↑ Information zum DNS-Eintrag für couchsurfing.com bei Whois.
- ↑ Gründer der CouchSurfing-Projektgruppe
- ↑ Casey Fentons Anfrage im MySQL-Forum nach Hilfe zur Rettung bei Datenbankzusammenbruch
- ↑ Die ganze Nachricht steht im Artikel CouchSurfing Deletes Itself, Shuts Down auf TechCrunch.
- ↑ Beispielsweise im CouchSurfing-Forum
- ↑ a b Die Mission seit CouchSurfing 2.0
- ↑ Brainstorming-Diskussion zum Singlebörsen-Problem auf CouchSurfing
- ↑ www.techcrunch.com – CouchSurfing Deletes Itself, Shuts Down.
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