Crossen an der Oder

Crossen an der Oder
Krosno Odrzańskie
Wappen von Krosno Odrzańskie
Krosno Odrzańskie (Polen)
DEC
Krosno Odrzańskie
Krosno Odrzańskie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Landkreis: Krośnieński
Fläche: 8,11 km²
Geographische Lage: 52° 2′ N, 15° 6′ O52.03333333333315.17Koordinaten: 52° 2′ 0″ N, 15° 6′ 0″ O
Höhe: 38 m n.p.m
Einwohner: 11.971 (30. Juni 2007[1])
Postleitzahl: 66-600 bis 66-603
Telefonvorwahl: (+48) 68
Kfz-Kennzeichen: FKR
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Holzindustrie, Maschinenindustrie, Bauindustrie
Straße: Zielona GóraBerlin
Schienenweg: Guben–Zbąszynek
Nächster int. Flughafen: Posen-Ławica
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Fläche: 1.390 km²
Einwohner: 18.329 (30. Juni 2007)
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Andrzej Chinalski
Adresse: ul. Parkowa 1
66-600 Krosno Odrzańskie
Webpräsenz: www.krosnoodrzanskie.pl
Crossen um 1900

Krosno Odrzańskie [ˈkrɔsnɔ ɔˈʤaɲscɛ] (deutsch: Crossen an der Oder, niedersorbisch: Krosyn), ist eine polnische Stadt in der Woiwodschaft Lebus an der Mündung des Bober in die Oder.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bolesław I. von Polen errichtete im Jahr 1005 hier eine hölzerne Festung, die den Ansturm des Heeres des Kaisers Heinrich II. aufhielt. Boleslaws Sohn, der spätere Mieszko II., besiegte im Jahr 1015 die böhmischen Verbündeten des Kaisers. Nach der Wiedereinsetzung im Jahr 1159 der Söhne des Herzogs Władyslaw II. des Vertriebenen in ihre Rechte in Schlesien kam Crossen zum Herzogtum Breslau. Herzog Heinrich I. der Bärtige von Schlesien verlieh Crossen um das Jahr 1230 das Stadtrecht[2], errichtete die Wehrmauern, befestigte das Schloss und ließ die Stadtpfarrkirche zur Heiligen Jungfrau Maria und eine neue Oderbrücke erbauen. Heinrich der Bärtige starb 1238 in Crossen. Die Leiche wurde nach Trebnitz überführt. Während der Mongoleninvasion flüchteten die Trebnitzer Nonnen im Jahr 1241, die hl. Hedwig und Herzogin Anna (Gemahlin Heinrich des Frommen) aus Trebnitz und Liegnitz nach Crossen. Nach dessen Tod folgte ihm der älteste Sohn Boleslaw, der 1251 das Glogauer Gebiet an seinen jüngeren Bruder Konrad abtreten musste. Crossen wurde um 1275 an die Brandenburger Askanier verpfändet und Johann II. führte den Titel Herr von Krossen; 1314 gaben die Askanier Crossen im Austausch gegen Gebiete um Züllichau an die Glogauer Piasten zurück.

Der kinderlose Herzog Heinrich XI. von Glogau testamentierte im Jahr 1476 die Stadt und das Land Crossen an seine Gemahlin Barbara von Brandenburg. Im Jahr 1477 kam es zum Kampf um Crossen zwischen Barbaras Vater, dem Kurfürsten von Brandenburg Albrecht Achilles, und dem Herzog Johann II. von Sagan. Johann belagerte und zerstörte die Stadt. Ein Brand verheerte 1481 die Stadt, alle Häuser und die Marienkirche gingen verloren. Ein Jahr darauf kam es zum Vertrag von Kamenz. Man einigte sich, dass Barbara auf Glogau und Crossen verzichtete, während Kurfürst Albrecht das Herzogtum Crossen mit den Städten Crossen, Züllichau, Bobersberg und Sommerfeld als Pfand übernahm, wofür er der Tochter 50.000 Taler jährlich zahlen sollte. Kaiser Ferdinand I. verzichtete 1538 auf alle böhmischen Rechte auf Crossen. Das Herzogtum und die Stadt kamen nun endgültig zu Brandenburg, dessen Kurfürsten dadurch das Recht auf den Titel „Herzog von Schlesien“ erwarben und den schlesischen Adler in ihr Großes Staatswappen aufnahmen (nach einigen Hypothesen soll der spätere einköpfige schwarze Adler von Preußen von diesem Crossener Adler abstammen). Obwohl historisch zu Schlesien gehörig, wurde Crossen ab nun als Teil der Neumark angesehen. Das Herzogtum blieb indessen bis 1742 unter böhmischer Lehnshoheit.

Kriegsgefangenenlager Crossen, 1914

Die von den Schweden belagerte Stadt wurde im Jahr 1631 in Brand gesetzt, alles, darunter Stadt, Schloss und die Marienkirche ging verloren. Die mühevoll wiederaufgebaute Stadt wurde zwischen 1634 und 1642 in den Gefechten zwischen den Schweden und den Brandenburgern mehrmals geplündert und zerstört. Mit der Übergabe Schlesiens an Preußen hörte 1742 die böhmische Lehnshoheit auf. Im Jahr 1807 folgte die Preußische Verwaltungsreform. Crossen verlor seinen Rang als Fürstentumshauptstadt und wurde zu einer Kreisstadt im Regierungsbezirk Küstrin. Zwischen 1830 und 1880 erfolgte ein zögernder und langsamer Aufbau der Industrie, insbesondere der Holz- und Fleischverarbeitungsindustrie. Crossen erhielt 1870 über die Strecke Guben–Bentschen der Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz. Später folgte noch eine Nebenbahn nach Sommerfeld. 1886 wütete ein Wirbelsturm über der Stadt. Nach dem ersten Weltkrieg, im Jahr 1918, entstand in Crossen eine kleine Metallindustrie.

1939 hatte Crossen 10.800 Einwohner. Im Frühjahr 1945 kam es zu heftigen Kämpfen in und um Crossen. 499 Häuser und damit 65 Prozent der Bausubstanz der Stadt wurden zerstört. Die deutschen Gebiete rechts der Oder und der Lausitzer Neiße wurden im selben Jahr unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung war geflohen oder vertrieben worden. Ein Jahr später hatte Krosno Odrzańskie 2.000 Einwohner. Ab 1955 erfolgte ein langsamer Aufbau der Stadt.

Marienkirche

Sehenswürdigkeiten

In Krosno Odrzańskie kann neben der katholischen (bis 1945 evangelischen) Stadtpfarrkirche zur Jungfrau Maria (gotisch um 1450, umgebaut im Barock-Stil zwischen 1705 und 1707) die Ruine des von Heinrich dem Bärtigen errichteten und 1945 zerstörten Piastenschlosses und die im 19. Jahrhundert nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaute Neogotische St.-Andreas-Kirche besichtigt werden.

Partnerstädte

Partnerstädte sind die Städte Schwarzheide und Bremervörde in Deutschland, sowie die Gemeinde Eemsmond in Holland.

Bedeutende Persönlichkeiten

Literatur

  • Crossener Tageblatt (Crossener Wochenblatt) Crossen a.O.: 1826 ff.
  • Die Kunstdenkmäler des Kreises Crossen. Hrg. Erich Blunck, bearb. von Wilhelm Jung. Berlin: Voss, 1921 (Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg / hrsg. vom Brandenburgischen Provinzialverbande; Bd. 6, Teil 6)
  • Karl von Obstfelder: Chronik der Stadt Crossen. Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1845 im Auszuge, von 1845 bis 1925 selbständig bearbeitet. Crossen a.O.: Zeidler 1925
  • Heimatbuch des Kreises Crossen (Oder). Bearb. u. hrsg. v. Karl Metzdorf. Crossen: Zeidler 1927
  • Karl Metzdorf: Die Eindeutschung der Ostmark im Mittelalter. Langensalza: Beltz 1925
  • 400 Jahre Realgymnasium Crossen an der Oder. Crossen: Zeidler 1927
  • Jan Muszýnski: Krosno Odrzánskie. Lubuskie Towarzystwo Naukowe. Przeszłość i teraźniejszość. Warszawa: PWN 1972 (Die Stadt Crossen a. d. Oder. Vergangenheit und Gegenwart)
  • Beata Halicka: Krosno Odrzańskie. Wspólne dziedzictwo kultury / Crossen an der Oder. Das gemeinsame Kulturerbe. 1005–2005, Skórzyn 2005. ISBN 83-922273-0-1
  • Heimatkarte des Kreises Crossen a. O., mehrfarbiges Reprint, Niederlausitzer Verlag, Guben. ISBN 3-935881-23-1

Einzelnachweise

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 676.

Weblinks


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