Culot

Culot
Minié-Geschoss mit Culot, vor und nach dem Abschuss
Amerikanisches Minié-Geschoss ohne Culot, Links: vor dem Abschuss
Mitte: nach dem Abschuss
Rechts: Bodenfund aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg
Minié-Geschoss nach den Ergebnissen der von James H. Burton durchgeführten Experimente

Das Minié-Geschoss ist ein Bleigeschosstyp, der vom französischen Offizier Claude F. Minié 1846 für Vorderlader entwickelt und 1849 bei der französischen Armee eingeführt wurde.

Technisches Prinzip

Dieses Geschoss zeichnet sich aus durch seinen Hohlboden und seine Unterkalibrierung. Die Unterkalibierung erleichtert das Laden des Geschosses, auch bei starker Verschmauchung. Der Hohlboden weitet sich beim Schuss durch den dabei entstehenden Gasdruck auf Zugmaß des Laufes, stabilisiert dadurch das Geschoss im Drall und dichtet nach hinten ab, so dass der Überdruck nicht entweichen kann. Die Rillen im Geschoss wurden mit Fett gefüllt. Der Hohlboden wurde mit einem kleinen Eisenhütchen (Culot) verschlossen, das beim Abfeuern in den Geschossboden getrieben wurde und das Geschoss so kontrolliert erweiterte.

In verschiedenen Staaten wurde diese Geschoßform mit Modifikationen eingeführt.

1855 veränderte der Arbeiter der Harpers Ferry Armory, James H. Burton, das Geschoss dahingehend, dass es billiger und ohne das Culot verwendet werden konnte. Das gleiche Prinzip kam auch bei Geschützen zur Anwendung.

Die Geschossform wird heute noch verwendet beim Vorderladerschießen, aber auch in Patronenmunition wie der .22lr, (.22 lfB) die die weltweit meistgeschossene Patrone ist.

Wirkung auf die Kriegsführung

Vor Einführung des Minié-Geschosses waren Heere ganz oder weitgehend mit Vorderladergewehren ohne gezogene Läufe ausgerüstet. Die Rundkugeln hatten ein mehr oder weniger kleineres Kaliber als der Lauf und konnten so in diesen zügig mit dem Ladestock gerammt werden. Beim Schuss strömte ein Teil der Explosionsgase an der Kugel vorbei, sie selbst war im Lauf ohne feste Führung und verließ ihn unstabilisiert in Richtung Ziel. Genaues Schießen war damit, wenn überhaupt, nur auf sehr kurze Entfernungen möglich. Um mit solchen Gewehren eine Wirkung auf einen Feind zu erzielen, musste ihr Feuer massiert und in hoher Geschwindigkeit auf ihn gerichtet sein. Die Lineartaktik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts resultierte unmittelbar aus der Wirkungsweise dieser ungenauen Vorderlader: Um maximale Wirkung zu erzielen, mussten die Schützen in enger Aufstellung mit hoher Geschwindigkeit feuern.

Es gab auch bereits vor dem Minié-Geschoss Vorderlader mit gezogenen Läufen. Deren Rundkugeln hatten das gleiche Kaliber wie der Lauf, so dass sie durch dessen spiralförmige Züge beim Abfeuern in eine stabilisierende Eigenrotation versetzt wurden und so deutlich genauer schossen. Da auch kaum Explosionsgase neben der Kugel entwichen, waren Mündungsgeschwindigkeit, Reichweite und Durchschlagskraft deutlich höher als bei Gewehren ohne Züge. Demgegenüber stand ein langwieriger Ladevorgang: Die Kugel musste mit Ladestock und Hammer in den engen Lauf hineingetrieben werden. Um dies zu erleichtern, wurde die Kugel oft zuvor in ein gefettetes Pflaster gewickelt. Trotzdem machte auch bereits eine geringfügige Verschmauchung ein Reinigen des Laufes erforderlich. Diese Nachteile machten gezogene Läufe für den Großteil der Truppe ungeeignet, so dass nur Jäger, Karabiniers und andere Sonderformationen damit ausgestattet waren.

Das Minié-Geschoss änderte das Bild des Krieges dramatisch: plötzlich waren Kampftruppen fast vollständig mit weitreichenden und präzisen Langwaffen ausgestattet. Trotzdem wurde anfangs noch eine Mischung aus Linear- und Kolonnentaktik angewandt. Aufmarsch in geschlossener Formation und Aufnahme des Feuergefechts aus geringer Reichweite hatten verheerende Wirkung auf die Verlustzahlen. So wurde insbesondere der amerikanische Bürgerkrieg zum verlustreichsten der US-Militärgeschichte. Als Reaktion auf die Minié-Geschosse und andere Neuerungen der Waffentechnik (z.B. Mehrlader, Mitrailleusen) kam man einerseits zum Stellungskrieg, andererseits zu den heute gebräuchlichen aufgelösten Formen des infanteristischen Kampfes. Auch der massive Einsatz von Tarnmitteln durch die moderne Infanterie ist ein direkte Folge des Einsatzes genau schießender Projektile.

Literatur

  • Cäsar Rüstow, Das Minié-Gewehr und seine Bedeutung für den Kriegsgebrauch, Berlin 1856

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