Curtis Siodmak

Curtis Siodmak

Curt Siodmak (* 10. August 1902 in Dresden; † 2. September 2000 in Three Rivers, Kalifornien) war ein deutscher Drehbuch- und Science-Fiction-Autor.

Der Bruder Robert Siodmaks studierte zunächst bis 1930 in Dresden, Berlin, Stuttgart und Zürich Physik, Mathematik und Ingenieurwissenschaften und schrieb nebenbei – oft unter dem Pseudonym Curt Baron – phantastische Erzählungen wie z. B. Helene droht zu platzen. Schon 1926, damals auch noch journalistisch tätig, hatte er Kontakt mit der Filmszene, als er sich für die Entstehung von Fritz Langs Metropolis interessierte. Er wirkte zusammen mit seiner späteren Frau als Statist bei diesem Werk mit. 1928 wandte er sich dem Film zu. Menschen am Sonntag, der erste größere Erfolg seines Bruders, geht auf eine Idee von Curt Siodmak zurück. Das Script stammte von Billy Wilder und Fred Zinnemann. Der Mann, der seinen Mörder sucht und Die unsichtbare Front gehören ebenfalls in diesen Zeitabschnitt. 1930 thematisierte er mit Schuss im Tonfilmatelier das eben aufkommende neue Genre.

1931 heiratete er die Architektin Baronesse Henrietta Erna de Perrot. 1932 wurde Siodmaks Science-Fiction-Roman F.P.1 antwortet nicht mit Hans Albers, Peter Lorre und Sybille Schmitz verfilmt. Ein Jahr später floh er, alarmiert durch Goebbels' Rede über die Zukunft des deutschen Films, vor den Nazis in die Schweiz, die ihn jedoch nicht aufzunehmen bereit war, und weiter über Frankreich, wo er wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht Fuß fassen konnte, nach England, wo er das Drehbuch für den Film The Tunnel (Der Tunnel), nach dem Roman Der Tunnel von Bernhard Kellermann, schrieb und 1933 Vater seines Sohnes Geoffrey Curt wurde. Die Nazis hatten mittlerweile seinen gesamten Besitz in Deutschland konfisziert, und England war zunächst auch nicht bereit, Siodmak dauerhaft aufzunehmen. Einige Tage pendelte er, um dieser Situation zu entgehen, auf der Fähre Frankreich-England hin und her, einige Zeit lebte er auch in Belgien. Mehrere Drehbücher, die er in dieser Zeit schrieb – unter anderem für Alfred Hitchcock – wurden nie verfilmt. 1937 wanderte er in die USA aus und schuf sich bald danach eine Existenz zunächst bei Paramount, dann bei den Universal-Filmstudios. Als Science-Fiction- und Horrorspezialist schuf er Filmklassiker wie The Invisible Man Returns, The Invisible Woman oder den Werwolfklassiker The Wolf Man (1941) – der Titel stammt von Boris Karloff. Weitere Horrorfilme, für die Siodmak das Drehbuch verfasste, sind The Beast With Five Fingers und Son of Dracula, bei dem sein Bruder Robert Regie führte.

Sein Roman Donovans Hirn von 1942 wurde mehrfach verfilmt und von Orson Welles für den Rundfunk adaptiert. Inzwischen amerikanischer Staatsbürger, ließ sich Siodmak als Geheimagent ausbilden und verfasste Flugblätter gegen Nazideutschland.

Regie führte Siodmak erst, nachdem sein Bruder, mit dem er dies so abgesprochen hatte, 1951 nach Europa zurückgekehrt war. Seinen letzten Film, Ski Fever, drehte er 1966 in der Tschechoslowakei.

Ab 1957 lebte Siodmak mit seiner Frau auf seiner Farm in Three Rivers, wo er mit 98 Jahren an Krebs starb. In seinen letzten Lebensjahrzehnten beschäftigte er sich vor allem mit seiner Autobiographie, mehreren Romanen und Gruselmusicals sowie Vorträgen, die er u.  a. an der Stanford University hielt.

Curt Siodmak ist Ehrenmitglied des Verbands Deutscher Drehbuchautoren.

Romane

  • Die Eier von Tangayika (1926)
  • Helene droht zu platzen (1929).
  • Der Schuß im Tonfilmatelier (1930)
  • F.P.1 antwortet nicht (1931)
  • Stadt hinter Nebeln (1931)
  • Rache im Äther (1932)
  • Die Madonna aus der Markusstraße (1932)
  • Bis ans Ende der Welt (1933)
  • Die Macht im Dunkeln (1937)
  • Black Friday (1939)
  • Der Zauberlehrling auch: Donovans Gehirn (Donovan's Brain, 1942)
  • The Beast with Five Fingers (1945)
  • Whomsoever I Shall Kiss (1952)
  • Der Weg zu den Sternen (Riders to the Stars, 1954)
  • Hotel im Weltraum (Skyport, 1959)
  • For Kings Only (1964)
  • Hausers Gedächtnis (Hauser's Memory, 1968)
  • Das dritte Ohr (The Third Ear, 1971)
  • Die Stadt im All (City in the Sky, 1974)
  • Frankenstein Meets Wolfman (1981)
  • Ich Gabriel (I, Gabriel, 1986)
  • Die Hexen von Paris (The Witches of Paris)
  • Gabriel's Body (1992)
  • Even a Man Who is Pure in Heart...The Life of a Writer Not Always to His Liking (1997)
  • Unter Wolfsmenschen 2 Bde. (Wolf Man's Maker, 2001) (Autobiographie)

Filmografie

Literarische Vorlage

  • 1930 - Menschen am Sonntag - auch Co-Regie
  • 1940 - Die unsichtbare Frau (The invisible woman)
  • 1948 - Berlin-Express
  • 1953 - Donovans Hirn (Donovan’s brain)
  • 1962 - Ein Toter sucht seinen Mörder (Vengeance)
  • 1971 - Ständig in Angst (Hauser’s memory)

Drehbuch

  • 1931 - Der Mann, der seinen Mörder sucht
  • 1932 – F.P.1 antwortet nicht
  • 1934 - Die Krise ist vorbei (La crise est finie! )
  • 1940 - Der Unsichtbare kehrt zurück (The Invisible Man Returns)
  • 1940 - Schwarzer Freitag (Black friday)
  • 1941 - Der Wolfsmensch (The wolf man)
  • 1942 - Der unsichtbare Agent (The invisible agent)
  • 1943 - Draculas Sohn (Son of Dracula)
  • 1943 - Frankenstein trifft den Wolfsmenschen (Frankenstein Meets the Wolf Man)
  • 1943 - Ich folgte einem Zombie
  • 1944 - Frankensteins Haus (House of Frankenstein)
  • 1946 - Die Bestie mit den fünf Fingern (The beast with five fingers)
  • 1949 - Tarzan und das blaue Tal (Tarzan’s magic fountain)
  • 1950 - Ein Seemann ist kein Schneemann (Swiss tour)
  • 1952 - Die Braut des Gorilla (Bride of the gorilla) - auch Regie
  • 1954 - R 3 überfällig (Riders to the star)
  • 1956 - Curucu, die Bestie vom Amazonas (Curucu, beast of the Amazone) - auch Regie
  • 1962 - Das Feuerschiff
  • 1962 - Sherlock Holmes und das Halsband des Todes
  • 1966 - Liebesspiel im Schnee - auch Regie

Weblinks


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