- Actus purus
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Actus Purus (lat.: "reiner Akt") ist ein Ausdruck der scholastischen Philosophie für die absolute Vollkommenheit Gottes.
Geschaffene Wesen haben nicht realisierte Möglichkeiten, sowohl bezüglich ihrer Unvollkommenheiten wie ihrer Vollkommenheiten. Nur Gott ist zur gleichen Zeit alles, was er sein kann, unendlich wirklich und unendlich vollkommen. "Ich bin, der ich bin" (Exodus 3,14). Seine Eigenschaften und seine Handlungen sind identisch mit seinem Wesen, und zu seinem Wesen (Wie-Sein) gehört unablösbar seine Existenz (Da-Sein).
In Geschöpfen geht die Möglichkeit der Wirklichkeit voraus; bevor eine Vollkommenheit verwirklicht wird, muss ihre Verwirklichung möglich sein. Absolut betrachtet hingegen gilt das Umgekehrte: Die Wirklichkeit geht der Möglichkeit voraus. Denn um Veränderung zu erfahren, muss ein Ding bearbeitet (in einen neuen Zustand versetzt) werden. Veränderung und Potentialität setzen also das Dasein in actu voraus. Dieses Dasein, sofern noch mit Potentialität vermischt, setzt eine ihm vorhergehende Wirklichkeit voraus - und so weiter, bis der Actus purus, die Wirklichkeit ohne einen Rest von bloßer Möglichkeit, erreicht ist.
Das Konzept des actus purus wird im Sinne der reinen Form schon bei Aristoteles entwickelt.[1]
In der Scholastik wird dies insbesondere bei Thomas von Aquin weiter entwickelt: „Deus est actus purus, non habens aliquid de potentialitate" (Gott ist reiner Akt, er hat nichts an Potentialität)[2].
Nicolaus von Cues bezeichnet Gott als "actus purissimum".[3]
Nach Leibniz ist Gott absolute Tätigkeit und zugleich actus purus.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Aristoteles: Metaphysik., XI 7, 1072b ff. nach Regenbogen, Arnim, Uwe Meyer: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner, Hamburg 2005: actus purus.
- ↑ Thomas von Aquin: Summa theologiae I (?) q. 3 art.2, zitiert nach Regenbogen, Arnim, Uwe Meyer: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner, Hamburg 2005: actus purus.
- ↑ a b actus purus. In: Apel, Ludz: Philosophisches Wörterbuch. 6. Aufl. de Gruyter, Berlin/New York 1976.
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