Damals war es friedrich

Damals war es friedrich

Damals war es Friedrich ist ein 1961 erstmals erschienenes Jugendbuch des deutschen Schriftstellers Hans Peter Richter.

Hauptfigur des Buches ist ein jüdischer Junge, der in der Zeit des Nationalsozialismus lebt. Die gesamte Geschichte wird aus der Ich-Erzähler-Perspektive erzählt, wobei der Name des Ich-Erzählers nicht genannt wird. Dieser erzählt in einem zurückhaltenden, kaum wertenden Tonfall, der den Schrecken der Ereignisse noch verstärkt. Anfangs ist alles normal, aber als Hitler an die Macht kommt, muss Friedrich merken, dass sich für ihn als Juden mit der Zeit vieles zum Schlechten wendet und der Nachbarsjunge immer weniger Zeit hat, um sich um seinen Freund zu kümmern und den Geschehnissen der Zeit ausgeliefert ist. Am Ende stirbt Friedrich durch einen Tritt gegen die Schläfe von Herr Resch.

Der Autor Hans Peter Richter hat den Zweiten Weltkrieg miterlebt und im Kampf einen Arm verloren. Das Buch stand auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis und wird im deutschen Schulunterricht sehr häufig gelesen. Im Mai 2007 ist bereits die 56. Auflage des Buches erschienen.

Der Titel bezieht sich auf das Motto, das dem Buch vorangestellt ist:

Damals waren es die Juden.
Heute sind es die Schwarzen oder Studenten.
Morgen werden es vielleicht die Weißen, die Christen oder die Beamten sein.

Charakterisierungen

  • Friedrich Schneider ist ein normales, "zufällig jüdisches" Kind, das eine Reihe von positiven Eigenschaften zeigt: Friedrich ist friedlich, höflich und dankbar. Im Verlauf der Handlung wird er immer verantwortungsvoller, reagiert aber später auch spürbar verzweifelt und aggressiv wird (wahrscheinlich wegen des Tods seiner Mutter), was die psychische Belastung veranschaulicht.
  • Frau Schneider ist jüdischen Glaubens und die Mutter von Friedrich. Sie ist eine einerseits zurückhaltende, gleichzeitig aber auch großzügige, bescheidene und freundliche Frau. Sie wird in der Pogromnacht von einer Nazi-Horde in ihrer Wohnung überfallen und stirbt an den Folgen der Misshandlung.
  • Herr Schneider ist der Vater von Friedrich, ein zunächst großzügiger und geselliger Mann, der anfangs eine (scheinbar) gesicherte Position innehat. Als Jude nimmt er in nicht allzu strenger Form am religiösen Leben teil. Herr Schneider verkörpert den Typus des jüdischen Deutschen, der nicht wahrhaben will, welche Gefahr ihm durch die mörderische Rassenpolitik der Nazis droht. Diese fatale Interpretation seiner Situation liegt begründet in einer religiösen Deutung der Opferrolle der Juden, und diese Opferrolle sieht er als Konstante der jüdischen Geschichte. Er entwickelt sich im Laufe der Geschichte, nach dem Tode seiner Frau, zu einem depressiven und mürrischen Menschen und wird später von der Geheimpolizei abgeholt und vermutlich in ein KZ gebracht.
  • Der Erzähler, dessen Name nicht genannt wird, wird zunächst Pimpf und später auch Hitlerjunge, erweist sich aber im privaten Bereich als jemand, der keine Vorbehalte gegenüber Friedrich und dessen Familie hat und begrenzt auch solidarisch mit diesem ist. Trotzdem lässt er sich in der Reichspogromnacht in den Sog einer kollektiven Zerstörungswut ziehen, die er aber unmittelbar danach wieder bereut.
  • Der Vater des Erzählers, ein ebenfalls vorbehaltloser Mann, lässt seinen Jungen mit Friedrich spielen und zeigt sich gegenüber der Familie Schneider im privaten Rahmen solidarisch und freundschaftlich verbunden. Das hindert ihn aber nicht daran, aus Opportunitätsgründen und um des beruflichen Fortkommens willen in die NSDAP einzutreten. In der Beurteilung der politischen Lage zeigt er sich weitsichtiger als Herr Schneider, dem er die den Juden drohende Gefahr deutlich macht.
  • Die Mutter des Erzählers , eine hilfsbereite und freundliche Frau, ist vorurteilsfrei ihren jüdischen Nachbarn gegenüber und lässt ihren Sohn mit Friedrich spielen. Der Gewalt gegen ihre Nachbarn hat sie allerdings nichts entgegenzusetzen. Als ihr Mann, als typisches Opfer der Weltwirtschaftskrise, arbeitslos wird, muss sie mitverdienen, was ihr eher unangenehm ist.
  • Großvater ist der Großvater des Ich-Erzählers; er verkörpert den Typus des autoritätsfixierten Kleinbürgers wilhelminischer Prägung, dessen Vorurteilsstruktur gegenüber Juden auf (angeblichen) persönlichen Erfahrungen beruht. Dementsprechend verbietet er seinem Enkel, mit Friedrich zu spielen. Dieser Typus zeigt zwar keine Neigung zu verbaler oder körperlicher Gewaltausübung gegenüber Juden, er gehört aber zu den geistigen Wegbereitern der Judenverfolgung in Deutschland.
  • Herr Resch ist der Typus des brutalen und nur auf seinen Vorteil bedachten Nazis. Als offensichtlicher Leser des Stürmers ist er ein von Anfang an überzeugter Nationalsozialist. Er ist gefühllos, rücksichtslos,grausam und praktiziert in fast idealtypischer Weise sämtliche Spielarten des Antisemitismus, von der Beschimpfung bis hin zur rohen Gewalt. In seiner Rolle als Blockwart verschuldet er indirekt den Tod Friedrichs, indem er diesem den Zutritt zum Luftschutzkeller verwehrt.

Die weiteren Figuren des Romans lassen sich (kontrastiv) dem Merkmal Täter, Opfer oder Zuschauer zuordnen; viele dieser Figuren tauchen nur in einem Kapitel auf und sind daher auch recht statisch angelegt. Einige wenige Figuren (alte Frau, Helga ,Lehrer Neudorf, Feldwebel) werden in Entscheidungssituationen gebracht und überwinden damit ein wenig das Gefühl völligen Ausgeliefertseins an den Terror.

Literatur

  • Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich. Dtv, München 2006, ISBN 3-423-07800-6.
  • Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich. Hörbuch. Ucello Verlag, Seefeld 2006, ISBN 3-937337-16-4 (2 CDs)
  • Franz Waldherr: Hans Peter Richter, Damals war es Friedrich. Oldenbourg-Schulbuchbverlag, München 2001, ISBN 3-486-80802-8.

Weblinks


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