Daniel Candidus

Daniel Candidus
Radicabor: Daniel Cramers Emblem (1642) vereint die Sinnfelder Biene, Rose und Herz zur Allegorese des Heils (Schwulst)

Daniel Cramer, auch: Candidus (* 20. Januar 1568 in Reetz; † 5. Oktober 1637 in Stettin) war ein deutscher lutherischer Theologe, Chronist und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren als Sohn des lutherischen Predigers Martin Cramer, besuchte er zunächst die Schule seiner Heimatstadt. Ab 1581 war er in der Schule von Landsberg (Warthe), wo er Unterricht in der griechischen und lateinischen Sprache erhielt. 1584 besuchte er das Fürstliche Pädagogium in Stettin und wechselte an das Gymnasium in Danzig. So vorgebildet wurde er im September 1588 an der Universität Rostock immatrikuliert, wo er 1591 den akademischen Grad eines Magisters erwarb.

Im Jahre 1593 wurde an der Universität Wittenberg eine außerordentliche Professur der Logik über die „Organon“ (philosophische Doktrin) des Aristoteles eingerichtet, die Cramer am 9. Oktober 1592 antrat. Diese Tätigkeit war jedoch nur auf 24 Monate angelegt und wurde mit 50 Gulden jährlich vergütet. Für den akademischen Unterricht, besonders für künftige Theologen, schrieb Cramer dort das erste protestantische Werk, „Isagoge in Metaphysicam Aristotelis”, welches 1594 in Hannover erschienen ist.

Darin behandelte er im Zuge einer Rückkehr zum genuinen Aristoteles, allein die Metaphysik des Meisters. Während seiner Wittenberger Zeit galt sein Interesse vornehmlich der Theologie des Aristoteles. Seine Methode bestand darin, nach der Art der Kommentare Philipp Melanchthons zur Ethik, Physik und Psychologie die Hauptaussagen aus einer Schrift des Aristoteles herauszugreifen und sie nach der philosophischen Methode der Zeit, ohne Zuhilfenahme fremder Ausleger, zu behandeln.

Metaphysik hatte nun in der christlichen Theologie Wert gegenüber Heiden und Ketzern, aber diesen Ansprüchen vermochte Cramers Werk nicht zu genügen. Es war zu knapp, bot zuviel natürliche Theologie und krankte an der Diktion. So ist es bald verschwunden, und es folgten zahlreiche Lehrbücher zur neu entstandenen Metaphysik. Cramer wurde 1594 als Archidiakon, Professor am Pädagogium und Konsistorialassessor nach Stettin berufen.

1597 wurde er als Hofprediger an die Marienkirche berufen, war Inspektor des Pädagogiums und kehrte im folgenden Jahr nach Wittenberg zurück, wo er im Sommersemester 1598 zum Doktor der Theologie promovierte. Zurückgekehrt nach Stettin, versah er die Amtsgeschäfte des Generalsuperintendenten von Stettin. In seinen Schriften behandelt er vorrangig philosophische und theologische Themen, gelegentlich auch unter dem Namen Daniel Candidus. So beteiligte er sich auch an dem Streit um die Einführung der reformierten Lehre in Brandenburg und ein Jahr vor seinem Tod erblindete er bei einer Predigt.

Ehen und Nachkommen

Daniel Cramer heiratete 1595 in Stettin Erdtmuth Faber (1578–1608), Tochter des Generalsuperintendenten Jacob Faber. Aus der 13 Jahre dauernden Ehe sind sieben Kinder hervorgegangen. Der Sohn Johann Jacob Cramer wurde Pastor in Danzig, die Tochter Regina Cramer heiratete D. Alexander Seifarth, Daniel Cramer wurde Magister und Gertraud Cramer heiratet den Hofgerichtsadvokaten Marcus Schlürig. Die anderen Kinder starben jung.

Seine zweite Ehe ging Cramer 1609 in Stettin mit Elisabeth Marten, Tochter des Kaufmanns Barthelm Marten, ein. Aus dieser 28jährigen Ehe sind neun Kinder hervorgegangen, von denen die meisten früh verstarben. Die Söhne Philipp Cramer und Friedrich Cramer waren beim Tod des Vaters noch Studenten. [1]

Werke

  • Tractatus de Vita & Morte Jac. Backmeisteri. Rostock 1591
  • Plagium. 1593
  • Isagoge in Metaphysicam Aristotelis. Hannover 1594, 1601
  • Synopsis trium librorum rhetoricorum Aristotelis. Stettin 1597
  • Tractatum de sublimi corporis bearorum spiritualis mysterio., Mühlhausen 1601
  • Extract und kurtzer warhafftiger Bericht vom Colloquio zu Regensburg, zwischen unsern Theologen ... und den Gehsuiten. Stettin 1602
  • Das Grosse Pommerische Kirchen-Chronikon. 4. Bd., Frankfurt/Main 1602, Stettin 1602, 1618, 1628
  • Methodus concionandi, de interpretatione cujusvis textus biblici, tam artificiosa quam populari. Stettin 1605
  • Scholas Prophericas in 6 Classen. Hamburg 1606
  • Disputationes octodecim de praecipuis Logicae Aristot. Partibus. Wittenberg 1607
  • Sanam doctrinam de praedestinatione. Stettin 1611
  • Bedenken auf C. Pelargi deutsche Confession., Wittenberg 1615
  • Societas Jesu et roseae crucis vera. Frankfurt Main 1617
  • Inserenda apologetica ad inserenda Jacobum Gretseri. Wittenberg 1612
  • Auslegung der ganzen heiligen Schrifft. Straßburg 1627
  • Areteugenia. De Aretino et Eugenia […] Fabula ficta et comice descripta. Leipzig 1602
  • Octaginta emblemata moralia Nova. Frankfurt/Main 1630
  • Aborem, haereticae Consanguinitatis.
weitere Unterschiedene Philosophische und Theologische Streitschriften

Literatur

  • Angela Baumann-Koch: Frühe lutherische Gebetsliteratur bei Andreas Musculus und Daniel Cramer. 2001
  • Gottfried von Bülow: Daniel Cramer. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 546 f.
  • Wolfgang Harms und Michael Schilling: Daniel Cramer: Emblemata Sacra. 1994
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002 ISBN 3-412-04402-4
  • Walther Killy (Hrsg): Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache. Bd. 2, S. 469, Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh u. München 1988–1991 (CD-ROM Berlin 1998 ISBN 3-932544-13-7)
  • Sabine Mödersheim: Domini Doctrina Coronat. Die geistliche Emblematik Daniel Cramers (1568-1637). 1994
  • Friedrich Wagnitz: Daniel Cramer (1568–1637). Ein Leben in Stettin um 1600. Kiel 2001

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leichenpredigt evangelisches Predigerseminar Wittenberg.

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