- Daniel Gottlob Moritz Schreber
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Daniel Gottlob Moritz Schreber (* 15. Oktober 1808 in Leipzig; † 10. November 1861 in Leipzig) war ein deutscher Arzt und Hochschullehrer an der Universität Leipzig.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Moritz Schreber lernte an der Thomasschule und studierte an der Universität Leipzig. Im Jahr 1844 übernahm er schließlich die Leipziger orthopädische Heilanstalt. In seinen Schriften beschäftigte er sich vor allem mit der Gesundheit der Kinder und den sozialen Folgen des Stadtlebens am Beginn der Industrialisierung. Neben „systematischer Heilgymnastik“, warb er auch für eine Ertüchtigung der Stadtjugend durch Arbeit im Grünen, etwa in Armen- und Specialgärten, da das Umfeld der Mietskasernen wenig entsprechende Möglichkeiten bot.
Im programmatischen Vorwort des Erziehungsratgebers Kallipädie (1858) schrieb er: Selbst sehr mangelhafte Naturmitgabe ist oft in staunenswerter Weise ausgleichbar durch wohlberechnete Erziehung, wovon die augenfälligsten maßgeblichen Beispiele in den immer höher steigenden Resultaten der Erziehungsanstalten für Taubstumme, Blinde, Blödsinnige, Cretinen, sittlich verwahrloste Kinder u. s. w. zu erblicken sind. Die glücklichste Naturmitgabe ist aber der Verkümmerung preisgegeben, wenn die erziehende Entwicklung derselben fehlt[1] Der Begriff der Gesundheit schloss in dieser Zeit auch den Gedanken an „gesunde Triebabfuhr“ mit ein, weshalb Schreber unter anderem mit mechanischen Geräten zur Verhinderung der Masturbation experimentierte. Überdies empfahl er Axthauen und Sägebewegungen, in schwierigen Fällen abendliche kalte Sitzbäder, Kaltwasserklistiere und das Abreiben der Schamgegend mit kaltem Wasser.[2] Um gesunde Körper zu formen, konstruierte Schreber außerdem zahlreiche Apparaturen: etwa orthopädische Kinnbänder, um Fehlbissen vorzubeugen, Schulterriemen die das Kind im Bett in Rückenlage hielten und „Geradhalter“ für aufrechtes Sitzen.[3]
Schreber starb 1861 in Leipzig. Seine Ruhestätte auf dem dortigen Neuen Johannisfriedhof ist allerdings heute unauffindbar.
Familie
Ein Sohn war Daniel Paul Schreber, dessen autobiografische Beschreibung seiner schweren psychischen Erkrankung Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken (1903) von Sigmund Freud auf der theoretischen Grundlage der Psychoanalyse interpretiert wurde. Weitere zwei seiner Kinder waren geisteskrank.
Ein Onkel war Johann Christian Daniel von Schreber.
Rezeption
Alice Miller zufolge gilt Schreber als einer der Hauptvertreter der „Schwarzen Pädagogik“, deren Folgen sie in ihrer Literatur eingehend untersucht. Miller schreibt in diesem Zusammenhang: Der Vater des von Freud beschriebenen paranoiden Patienten Schreber hatte um die Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Erziehungsbücher geschrieben, die in Deutschland so populär waren, dass sie zum Teil vierzig Mal aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. [4]
Die bekannten Schrebergärten gehen nicht auf eine Initiative Schrebers zurück: Der erste „Schreberverein“ wurde nach Schrebers Tod 1864 von dem Leipziger Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild gegründet und Schreber zu Ehren so benannt.
Literatur
Schriften
- Die Eigenthümlichkeiten des kindlichen Organismus im gesunden und kranken Zustande (1839)
- Der Hausfreund als Erzieher und Führer zu Familienglück und Menschenveredelung (1861)
- Die ärztliche Zimmergymnastik (1855); dies wurde zum Bestseller
- Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit durch naturgetreue und gleichmässige Förderung normaler Körperbildung, lebenstüchtiger Gesundheit und geistiger Veredelung und insbesondere durch möglichste Benutzung specieller Erziehungsmittel (Leipzig, 1858)
Sekundärliteratur
- Han Israëls: Schreber: Vater und Sohn. Eine Biographie. Übersetzung von Wenda Focke. Verlag internationale Psychoanalyse, München/Wien 1989. ISBN 3-621-26509-0. Originalausgabe: Vader en zoon. Amsterdam 1980. Materialreiche Biografie.
- Klaas Huizing: In Schrebers Garten. Knaus Verlag, München 2008. ISBN 978-3-8135-0292-3. Roman über Moritz Schreber und seinen Sohn Paul Schreber.
- Wolfgang Treher: Hitler, Steiner, Schreber, Gäste aus einer anderen Welt. Oknos, Emmendingen 1990. ISBN 3-921031-00-1.
- Katharina Rutschky: Schwarze Pädagogik. Quellen zur Naturgeschichte der bürgerlichen Erziehung. 6. Auflage. Ullstein, Frankfurt/Main 1993. ISBN 3-548-34453-4.
- Jürgen Helfricht: Die Erfolgsrezepte sächsischer Naturheiler. Taucha, 2004. ISBN 3-89772-077-9.
Belege
- ↑ Rudi Palla: Die Kunst Kinder zu kneten. Eichborn, Frankfurt a. M. 1997. S. 168
- ↑ Die Kunst Kinder zu kneten. S. 180
- ↑ Die Kunst Kinder zu kneten. S. 176 ff.
- ↑ Alice Miller: Am Anfang war Erziehung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1983. S. 18
Weblinks
- Literatur von und über Moritz Schreber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Moritz Schreber –- Vom Kinderschreck zum Gartenpaten (MDR-Website) Abgerufen am 13. November 2008
- Deutsches Kleingärtnermuseum Leipzig Abgerufen am 13. November 2008
Personendaten NAME Schreber, Moritz ALTERNATIVNAMEN Schreber, Daniel Gottlob Moritz (voller Name) KURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt, Pädagoge und Hochschullehrer GEBURTSDATUM 15. Oktober 1808 GEBURTSORT Leipzig STERBEDATUM 10. November 1861 STERBEORT Leipzig
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