- Das falsche Gewicht
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Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters ist ein Roman von Joseph Roth, der 1937 im Querido-Verlag Amsterdam erschien.
In Galizien im Bezirk Zlotogrod unterm kaiserlichen Doppeladler: Betrügerische Kaufleute fürchten und hassen den staatlichen Eichmeister Anselm Eibenschütz. Joseph Roth erzählt vom Leben, Lieben und Sterben des allzu redlichen Beamten.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Eibenschütz – stattlich, kräftig – zieht durch den Bezirk und prüft die Maße und Gewichte der Kaufleute. Der Eichmeister stammt aus dem mährischen Städtchen Nikolsburg und hatte dort zwölf Jahre als Unteroffizier bei der Artillerie gedient. Der Feuerwerker Eibenschütz hatte im Regiment seine Heimat gefunden. Auf Betreiben seiner Frau Regina, die aus Sternberg in Mähren stammt und ihn ganz für sich haben wollte, hatte Eibenschütz widerwillig Kaserne, Uniform, Kameraden und Freunde verlassen. Jeder Längerdienende hatte das Recht auf einen Posten. In ganz Mähren wurden keine Sequester und Konzipisten benötigt. Also musste Eibenschütz mit seiner Frau, die er in Sarajewo kennen gelernt hatte, nach Zlotogrod in den fernen Osten der Monarchie. Der neue Eichmeister bringt dort in der Fremde mehrere Kaufleute vor Gericht. Da regt sich Widerstand; zunächst in Form von ein paar Denunziationsbriefen. Der Feind und Briefeschreiber besitzt die Grenzschenke im Dorf Szwaby und nennt sich Leibusch Jadlowker. Dieser vierschrötige, untersetzte, jähzornige Gastwirt und Gemischtwarenhändler, der eigentlich Kramrisch heißt, beherbergt Landstreicher, Diebe, Räuber und verfertigt falsche Gewichte. Jadlowker war Hafenarbeiter in Odessa und musste wegen eines Totschlags aus der Hafenstadt flüchten.
Eibenschütz macht seine Frau verantwortlich für die Klemme, in der er steckt. Er begehrt Regina längst nicht mehr. Ganz anders die Frau. Sie möchte von ihm ein Kind. Daraus wird nichts. Regina, nicht faul, bricht mit einem Untergebenen des Eichmeisters die Ehe. Der Seitensprung bleibt nicht ohne Folgen. Regina bringt einen Knaben zur Welt. Eibenschütz zieht aus – zu der Zigeunerin Euphemia Nikitsch, einer Schönheit aus Jaslova in Bessarabien. Euphemia, die Freundin Jadlowkers, wohnt in der Grenzschenke. Zuvor hatte der Eichmeister den Betrüger Jadlowker zunächst ins Bezirksgefängnis nach Zloczow gebracht. Jadlowker war daraufhin zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Und Eibenschütz wurde behördlicherseits als vorläufiger Verwalter der Grenzschenke bestimmt. Jadlowker hatte auf die Grenzschenke mehrere Hypotheken aufgenommen. Einer der Gläubiger ist Kapturak, ein Freund Jadlowkers. Der biedere, schwerfällige Eibenschütz erfährt bei Euphemia im Bett die erste Liebe seines Lebens. Das Glück währt nur kurz. Ein dritter Geliebter der Zigeunerin, der Maronibrater Konstantin Sameschkin aus Uchna in der Nähe von Kischinew, kommt im Herbst mit Säcken voller Kastanien daher und macht ältere Rechte auf die Schöne geltend. Euphemia lässt den Eichmeister abblitzen. Er bleibt in der Schenke wohnen und ergibt sich dem Trunke.
Die Cholera bricht aus und rafft die Menschen dahin. Zwar sehnt sich Eibenschütz nach dem Tode, doch es sterben Frau und Kind. Die Epidemie grassiert. Schließlich müssen Sträflinge aus dem Zloczower Kerker geholt werden, um die Leichen aus den Häusern zu holen. Unter den Leichenträgern befindet sich Jadlowker. Kapturak verschafft dem Sträfling die Identität eines Cholera-Toten und verbirgt den Freund im Hause. Jadlowker verlässt seinen Unterschlupf. Der rachsüchtige Zuchthäusler kann nicht anders – er beleidigt und erschlägt den Eichmeister. Der Totschläger und Kapturak werden inhaftiert. Sameschkin, der immer nur bei Euphemia überwintert, zieht im Frühling davon. Euphemia bleibt in der Schenke.
Form
Die Geschichte vom Eichmeister hat stofflich und im Innersten streckenweise sogar beinahe biblische Dimension, und die Höhe der Fabel ist außerordentlich. Die heilige Einfalt des Erzählers kann nicht weiter beschrieben, sondern muss einfach lesend erlebt werden. Der Erzählgestus ist nicht simpel märchenhaft, sondern in seiner Menschlichkeit zutiefst anrührend. Am Ende des Kunstwerkes springt die Perspektive vom Eichmeister unvermittelt zu seinen Todfeinden Kapturak und Jadlowker.
Zitat
Herz habe ich nicht im Dienst [1].
Rezeption
- Nürnberger[2] bemerkt einen melancholischen Tonfall.
- Steierwald[3] bespricht die Konfrontation des Eichmeisters mit der Fremde.
Verfilmung
Der Film Das falsche Gewicht von Bernhard Wicki mit Helmut Qualtinger als Anselm Eibenschütz, Agnes Fink als Regina Eibenschütz, Evelyn Opela als Euphemia Nikitsch und Bata Zivojinovic als Leibusch Jadlowker in den Hauptrollen wurde 1971 produziert. Wicki gewann dafür das Filmband in Gold.
Literatur
Quelle:
- Joseph Roth: Romane 3. Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters. S.135–231. Köln 1999, ISBN 3-462-02379-9
Ausgaben:
- Fritz Hackert (Hrsg.): Joseph Roth Werke 6. Romane und Erzählungen 1936–1940. S.127–224: Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters. Roman. 1937. Mit einem Nachwort des Herausgebers. Frankfurt am Main 1994. 815 Seiten, ISBN 3-7632-2988-4
Sekundärliteratur:
- Helmuth Nürnberger: Joseph Roth. Reinbek bei Hamburg 1981. 159 Seiten, ISBN 3-499-50301-8
- Ulrike Steierwald: Leiden an der Geschichte. Zur Geschichtsauffassung der Moderne in den Texten Joseph Roths. Diss. München 1992. 198 Seiten, ISBN 3-88479-880-4
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A – Z. S.519. Stuttgart 2004. 698 Seiten, ISBN 3-520-83704-8
Einzelnachweise
Weblinks
- Der Eichmeister und der rotblonde Feldwebel Artikel in der Neue Zürcher Zeitung vom 26. August 2005
- Das falsche Gewicht in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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