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Tiscali S.p.A.
Logo der Tiscali S.p.A.
Unternehmensform Aktiengesellschaft
ISIN IT0001453924
Gründung 1998
Unternehmenssitz Cagliari, Italien
Unternehmensleitung

Mario Rosso
(CEO)
Vittorio Serafino
(Chairman)

Mitarbeiter 1.673 (30. Juni 2008)
Umsatz 911 Mio. EUR (2007)
Branche Telekommunikation
Produkte

Breitbanddienste

Website

http://www.tiscali.it

Tiscali S.p.A. ist ein unabhängiges italienisches, größtenteils in Großbritannien tätiges Telekommunikationsunternehmen, das hauptsächlich Breitbanddienste anbietet.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Nach Abschluss einer drei Jahre andauernden massiven Gesundschrumpfung ist Tiscali heute nur noch in Großbritannien und Italien tätig. Ende Januar/Anfang Februar 2007 hat Tiscali den Verkauf seiner Aktivitäten in Deutschland bekannt gegeben.[1][2] Aus Österreich und aus der Schweiz hat sich Tiscali bereits im August/September 2004 vollständig zurückgezogen.

Im Heimatland Italien ist Tiscali mit einem Marktanteil von fünf Prozent, hinter Telecom Italia, Wind und Fastweb, und gleichauf mit Tele2 die Nummer vier bei den Breitbanddiensten. Der Großteil der Geschäftstätigkeit liegt jedoch in Großbritannien, wo sich Tiscali, nach der Übernahme der Breitbanddienst- und Voice-Sparte von Pipex Communications Plc mit einem Marktanteil von 14 % ebenfalls als Nummer vier positioniert, hinter Virgin Media, BT Group und AOL.

Tiscali beschäftigt über 1.600 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2007 einen Jahresumsatz von 911 Millionen Euro, davon rund zwei Drittel in Großbritannien und ein Drittel in Italien. Die Zahl aktiver Nutzer lag per Ende Juni 2008 bei knapp 3,2 Millionen, davon rund 2,4 Millionen ADSL-Kunden, wovon etwa drei Viertel auf Großbritannien entfallen und ein Viertel auf Italien.

Geschäftsfeld

Tiscali ist vor allem im Anbieten von IP-basierten Internet-Breitbanddiensten tätig, hauptsächlich im Bereich Telefon und Internet. Anfang 2007 ist Tiscali im Fernseh-Bereich eingestiegen und bietet seither IPTV an.

Unternehmensdaten

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Jahresumsatz (in Mio. EUR) 1 33 173 635 748 901 1’080 736 678 911
EBIT (in Mio. EUR) 1 -9 -173 -668 -400 -229 -119 -74 -13 -80
Nettogewinn (in Mio. EUR) 1 -5 -181 -1’664 -593 -242 -159 -13 -137 -75
Eigenmittel (in Mio. EUR) 1 138 2’215 1’126 616 419 311 308 243 170

1 sämtliche Zahlen auf Gruppenebene konsolidiert, wie sie im entsprechenden Geschäftsjahr im Geschäftsbericht veröffentlicht wurden, inklusive der später verkauften Aktivitäten

Besitzverhältnisse

25 % Renato Soru
7 % Sandoz Familienstiftung
68 % Streubesitz

Geschichte

Gründer von Tiscali ist Renato Soru, der im Januar 1998 im Zuge der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes in Italien einen unabhängigen Telekommunikationsanbieter schaffen wollte. Sitz des Unternehmens sollte Cagliari sein, dem Hauptort seiner Heimat Sardinien, eine der ärmsten Regionen Italiens. Damit wollte Soru einen Beitrag zum Wirtschaftsstandort Sardinien leisten. Der Firmenname entstammt vom Monte Tiscali (518 m ü. M.), einer kleinen Bergspitze in Sardiniens Gennargentu Nationalpark.

Das ursprünglich als regionaler Telefon- und Internetdienstanbieter gegründete Unternehmen expandierte bereits wenige Monate nach der Gründung auf dem italienischen Festland und bot im März 1999 als erster Internet Service Provider (ISP) einen kostenlosen Internetzugang an. Damit sicherte sich Tiscali einen Teil des vom ehemaligen Monopolisten Telecom Italia verlorenen Marktanteils.

Um das Wachstum zu einem gesamteuropäischen Anbieter zu finanzieren, erfolgte im Oktober 1999 der Börsengang an der Mailänder Börse im Segment Nuovo Mercato, dem Markt für junge Unternehmen. Dank dem Kapital aus dem Börsengang setzte Tiscali in der Folge eine aggressive Übernahme-Strategie um, die Tiscali zu einem der größten unabhängigen Internetdienstanbieter Europas machen sollte.

In den Jahren 2000 und 2001 übernahm Tiscali für mehrere Milliarden Euro mehrere führende unabhängige Internetdienstanbieter, so die niederländische World Online International und die französische Liberty Surf. Innerhalb weniger Monate übernahm Tiscali insgesamt über 20 Unternehmen und war so in 15 europäischen Ländern sowie in Südafrika aktiv. Sämtliche Übernahmen wurden dabei nicht in bar bezahlt, sondern erfolgten durch Aktienumtausch neu emittierter Tiscali-Aktien.[3] Auf dem Höhepunkt seiner Expansion zählte Tiscali Mitte 2004 rund 7,8 Mio. aktive Nutzer und erzielte im Gesamtjahr einen Umsatz von EUR 1,080 Mrd., womit Tiscali hinter T-Online und Wanadoo europaweit der drittgrößte Internetdienstanbieter war.

Tiscali hatte sich ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt, sich in sämtlichen aktiven Ländern unter den ersten drei Internetdienstanbietern zu positionieren und der größte unabhängige Internet Service Provider Europas zu werden. Dieses Ziel erwies sich jedoch als zu ehrgeizig und brachte Tiscali mit Milliardenverlusten in eine immer bedrohlichere finanziellen Schieflage, die ab Sommer 2004 eine massive Desinvestition und die Fokussierung auf nur noch wenige Kernmärkte zur Folge hatte, sowie eine Umschuldung und eine Kapitalerhöhung nötig machte.

Um die Rückzahlung einer im Juli 2005 fälligen Anleihe von 250 Mio. Euro zu gewährleisten, sah sich Tiscali gezwungen, im August 2004 eine überlebenswichtige strategische Entscheidung zu fällen, Vermögenswerte im Umfang von 250 Mio. Euro zu verkaufen und die Aktivitäten nur noch auf Länder mit einem erhöhten Potential zu konzentrieren.[4] Damit war die einst angepeilte paneuropäische Strategie definitiv gescheitert. Bereits 11 Tage später kündigte Tiscali den Verkauf seiner österreichischen Tochtergesellschaft an und bekräftigte seine Rückzugsstrategie.[5] In der Folge zog sich Tiscali aus der Schweiz, Norwegen, Schweden, Südafrika, Belgien, Frankreich, Dänemark und teilweise aus Spanien zurück. Die Aktivitäten wurden fortan nur noch in Italien, Großbritannien, Niederlanden, Deutschland und die Tschechische Republik, welche als Märkte mit erhöhtem Marktpotential bezeichnet wurden, fortgesetzt.

2006 entschied Tiscali schließlich, sich ebenfalls vollständig aus Deutschland, Niederlanden, Tschechische Republik und Spanien zurückzuziehen und ab 2007 nur noch in Italien und Großbritannien aktiv zu sein.

Tiscali in der Schweiz (Jan 2000 – Sep 2004)

Mit der Übernahme des Schweizer Internetdienstanbieter DataComm (Schweiz) AG im Januar 2000 fasste Tiscali in der Schweiz Fuß. Der europaweite höchst aggressive Expansionskurs von Tiscali hatte bereits wenige Monate später erste negative Auswirkungen. Durch die Übernahme des niederländischen Internetdienstanbieter World OnLine International N.V. im Dezember 2000, war Tiscali in der Schweiz plötzlich doppelt vertreten. Daraufhin wurde im Februar 2001 die 58 Mitarbeiter zählende Belegschaft der schweizer Tochter World Online SA entlassen und alle Aktivitäten unter dem Markennamen Tiscali zusammengelegt[6], wozu später die Aktivitäten der im April 2001 übernommenen SurfEU.com Ltd hinzukamen.

Tiscali bot in der Schweiz eine breite Palette an Internet-Diensten an, doch der große Durchbruch gelang Tiscali nie. Aufgrund des im August 2004 angekündigten Rückzugsplans verkaufte Tiscali im September 2004 seine Schweizer Tochtergesellschaft an Smart Telecom AG und zog sich damit vollständig aus der Schweiz zurück.[7]

Tiscali in Österreich (Dez 2000 – Aug 2004)

Tiscalis Einstieg in den österreichischen Telekommunikationsmarkt erfolgte im Dezember 2000 durch die Übernahme des niederländischen Internet-Providers World OnLine International N.V., der bereits in Österreich tätig war. Hinzu kamen später die Aktivitäten der im April 2001 übernommenen SurfEU.com Ltd sowie diejenigen weiterer übernommenen Firmen, wie Merlin, pLANetONE und Vianet. Im Mai 2003 übernahm Tiscali Österreichs ältesten Internetprovider, die EUnet EDV und Internet Dienstleistungs AG, deren Kerngeschäft das Businesskundengeschäft war.

Das Leistungsspektrum von Tiscali in Österreich umfasste die Bereiche Connectivity, VPN-Lösungen, Hosting, Housing, Security, Business Solutions, Media und Privatkundenprodukte. Doch wie in der Schweiz schaffte Tiscali auch in Österreich nie den großen Durchbruch. So blieb Tiscali immer hinter den damaligen drei größten Internetprovidern A-Online, UTA und Chello zurück. Diese Tatsache und vor allem der durch die schwerwiegende finanzielle Situation verursachte Zeitdruck bewogen Tiscali dazu, die österreichische Tochtergesellschaft im August 2004 an Nextra Telecom GmbH, eine Tochtergesellschaft der Jordan Industries Group, zu verkaufen und sich damit vollständig aus Österreich zurückzuziehen.[5]

Tiscali in Deutschland (Feb 2000 – Feb 2007)

Der Markteintritt in Deutschland erfolgte im Februar 2000, als Tiscali das in Hamburg ansässige Telefon- und Internet-Unternehmen Nikoma Beteiligungs GmbH übernahm und fortan unter dem Markennamen Tiscali auftrat. Mit der Übernahme des niederländischen Internetproviders World OnLine International N.V., der mit dem Kauf der Nacamar-Gruppe ein Jahr zuvor in den deutschen Telekommunikationsmarkt eingetreten war, baute Tiscali seine Aktivitäten in Deutschland aus. Im April 2001 übernahm Tiscali den deutschen Internetprovider Planet-interkom. Die gebündelten Aktivitäten wurden durch die beiden Tochtergesellschaften Tiscali GmbH (Bereich Endkunden, DSL) und Tiscali Business GmbH (technischer Hintergrundsupport, Firmenkunden) mit Sitz in Dreieich ausgeführt.

Zwar wuchs Tiscali in Deutschland zeitweise zum drittgrößten Internet-Provider heran, im strategisch wichtigen Breitbandmarkt zählte Tiscali Mitte 2006 jedoch lediglich 205.000 Kunden, was einem Marktanteil von nur knapp zwei Prozent entsprach. Diese Tatsache veranlasste das Unternehmen, Deutschland nicht mehr als Kernmarkt zu betrachten, womit die Aktivitäten in Deutschland zum Verkauf ausgeschrieben wurden.

Ende Januar 2007 kündigte Tiscali an, dass freenet.de die B2C-Schmalband- und Breitbandkundensparte von Tiscali in Deutschland übernehmen werde.[1] Anfang Februar 2007 teilte Tiscali die Übernahme der B2B-Aktivitäten von Tiscali in Deutschland durch die Ecotel Communication AG mit.[2] Weiter strebt Tiscali den Verkauf seiner Entbündelungsaktivitäten in Deutschland an, um so den vollständigen Rückzug aus dem deutschen Telekommunikationsmarkt abzuschließen. Ende Oktober 2008 wurden die letzten noch verbliebenen Free- und Webmaildienste abgeschaltet.

Ausbau des Haupttätigkeitsgebietes Großbritannien

Im Juli 2007 kündigte Tiscali an, die Breitbanddienst- und Voice-Sparte von Pipex Communications Plc für GBP 250 Mio zu kaufen.[8] Die Transaktion wurde am 13. September 2007 definitiv abgeschlossen und stellt Tiscalis größte Akquisition nach der Neuausrichtung dar. Damit baut Tiscali seine Aktivitäten in Großbritannien weiter aus, wo Tiscali bereits vor dieser Übernahme rund zwei Drittel seines Umsatzes erwirtschaftete.


Quellen

  1. a b Tiscali Medienmitteilung 31. Januar 2007: Verkauf B2C Aktivitäten in Deutschland an Freenet
  2. a b Tiscali Medienmitteilung 5. Februar 2007: Verkauf B2B Aktivitäten in Deutschland an Ecotel Communication AG
  3. Auflistung sämtlicher Kapitalerhöhungen und Übernahmen mittels Aktienumtausch
  4. Tiscali Medienmitteilung 5. August 2004: Halbjahresergebnis 2004 und Ankündigung der Rückzugsstrategie
  5. a b Tiscali Medienmitteilung 16. August 2004: Verkauf der österreichischen Tochtergesellschaft an Nextra Telecom GmbH
  6. Tiscali Medienmitteilung 22. Februar 2001: Ankündigung Entlassung der gesamten Belegschaft von World Online SA in Genf
  7. Tiscali Medienmitteilung 13. September 2004: Verkauf Tiscali Schweiz an Smart Telecom AG
  8. Tiscali Medienmitteilung 13. Juli 2007: Übernahme Breitbanddienst- und Voice-Sparte von Pipex Communications Plc

Weblinks


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