Addison-Schilder-Syndrom

Addison-Schilder-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10
E71.3 Störungen des Fettsäurestoffwechsels
Adrenoleukodystrophie
Addison-Schilder-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Adrenoleukodystrophie (X-ALD) oder Addison-Schilder-Syndrom ist eine Erbkrankheit, die meist im Kindesalter auftritt und einen schnellen neurologischen Verfall mit sich bringt. Im Endstadium zeigt sich eine ausgeprägte Demenz, die schließlich zum Verlust der lebenswichtigen Körperfunktionen und damit zum Tode führt. Weil die Erkrankung x-chromosomal-rezessiv vererbt wird, sind fast nur Männer davon betroffen; Mädchen können zwar Überträgerinnen der Genmutation sein, zeigen aber selbst nur selten die Symptome.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass alle Betroffenen Mutationen in einem ABC-Transporter-Gen (betroffen ist der ABCD- Transporter) aufweisen. Das Gen kodiert ein Protein, welches in der Membran der Peroxisomen lokalisiert ist. Es ist umstritten, ob es direkt am Transport von überlangkettigen Fettsäuren in die Peroxisomen beteiligt ist. Diese Fette werden normalerweise innerhalb des Peroxisoms abgebaut. Bei X-ALD-Patienten jedoch kommt es zu einer Anhäufung der Fettsäuren vor allem in der Nebennierenrinde und in der weißen Gehirnsubstanz (daher von lat.: adreno, die Nebenniere betreffend; von griech.: leukos: weiß; dystrophie: Funktionsstörung). Überlangkettige Fettsäuren werden auch in Zellmembranen eingelagert. Daher vertreten manche Wissenschaftler die Hypothese, dass es bei X-ALD Patienten zu einer Veränderung der Membranstruktur des Myelins kommt. Dies könnte eine Ursache der Demyelinisierung darstellen und letztlich die Weiterleitung von Impulsen behindern und den geistigen und motorischen Verfall der Patienten bedingen.

Diagnostik

Labordiagnostisch kann eine Erhöhung der überlangkettigen Fettsäuren, v.a. von C26:0 und den Quotienten C26:0/C24:0, C26:0/C22:0 und C24:0/C22:0 im Serum festgestellt werden.

Therapie

Die therapeutischen Möglichkeiten beschränken sich hauptsächlich darauf, die Symptome der Erkrankung zu lindern. So werden Medikamente gegen spastische Muskelkrämpfe verabreicht, ebenso wie Steroidhormone gegen die neurologischen Begleiterscheinungen. Interferon und Lovastatin bewirken nur selten eine Unterdrückung der entzündlichen Prozesse im Gehirn. Zur Erhöhung der Peroxisomenzahl wird die Gabe von 4-Phenylbutyrat erwogen. Knochenmarktransplantationen helfen in wenigen Fällen, zumal hier auch der Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist; wahrscheinlich bedingen Mikroglia des Spenders eine Besserung.

Einigen Patienten wird als diätische Maßnahme Lorenzos Öl gegeben, eine Mischung aus Glycerin-Trioleat und Glycerin-Trierukat im Verhältnis 4 zu 1. Hypothetisch könnte die Zufuhr dieser langkettigen, einfach ungesättigten Fettsäuren dazu führen, dass die Enzyme, die die überlangkettigen Fettsäuren produzieren, ausgelastet sind, und die Konzentration der Fettsäuren auf ein verträglicheres Maß sinkt.

Im Oktober 2007 wurde von einer französischen Arbeitsgruppe ein gentherapeutischer Ansatz vorgestellt, bei dem mit Hilfe eines auf HIV basierenden viralen Vektors das defekte Gen ABCD1 in isolierte Hämatopoetische Zellen des Patienten transduziert und anschließend dem Patienten zurückgegeben wird. [1]

Forschung

Als erster Verfechter der Öl-Therapie gilt Augusto Odone, der Vater des von X-ALD betroffenen Lorenzo. Der medizinische Laie sah sich gezwungen, die Suche nach einem Heilmittel selbst in die Hand zu nehmen, nachdem die behandelnden Ärzte keine großen Hoffnungen auf das Überleben seines Sohnes machen konnten. Entscheidende Anstöße gab der aus Österreich stammende Professor Hugo Moser, welcher schon damals als Neurologe in Baltimore tätig war (2006 verstorben).

Forscher um Hugo Moser von der Johns Hopkins University von Baltimore haben vorgeschlagen [2], dass eine vorbeugende Behandlung mit "Lorenzos Öl" den Ausbruch der Krankheit verhindern könne. Insgesamt 89 Jungen im Alter von zwei Monaten bis 15 Jahren, bei denen der mit dem X-Chromosom verknüpfte Gendefekt festgestellt worden war und die noch keine Symptome zeigten, nahmen das Öl ein. Nach durchschnittlich sieben Jahren Beobachtungszeit waren bei drei Viertel der Patienten keine Symptome der Krankheit festzustellen. Je bereitwilliger sich die Kinder der unangenehmen Therapie unterzogen, desto größer war offenbar die Schutzwirkung. Die Aussagekraft dieser Studie ist allerdings umstritten, da eine Prognose des Beginns von Symptomen bei nicht-symptomatischen Mutationsträgern nicht möglich ist und keine Kontrollgruppe einbezogen wurde.

Medien

Synonyme

  • Addison-Schilder-Syndrome
  • Fanconi-Prader-Syndrom
  • Siemerling-Creutzfeldt-Syndrom
  • Adrenoleukomyeloneuropathie (ALMN)
  • Adrenomyeloneuropathie (AMN)

Literatur

  1. Nachricht bei BBC News
  2. Archives of Neurology, Bd. 62, S. 1073

Weblinks

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