De Viau

De Viau

Théophile de Viau (* 1590 in Clairac; † 25. September 1626 in Chantilly) war ein französischer Schriftsteller.

Dieser zu seiner Zeit sehr erfolgreiche, dann vergessene und erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckte Autor war jüngerer Sohn aus einer protestantischen Adelsfamilie und besuchte kalvinistische Schulen in Montauban und in Leiden/Holland.

Nachdem er 1615, in einer der immer wieder noch aufflackernden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken, zunächst auf protestantischer Seite gegen die Armee des jungen Königs Ludwig XIII. gekämpft hatte, machte er seinen Frieden mit diesem, um in Paris Zugang zum Hof und zur guten Gesellschaft zu erhalten und leichter Mäzene zu finden. Ab 1619 hatte er jedoch Schwierigkeiten mit den Jesuiten, die ihn als unchristlichen libertin (Freidenker), aber auch als sittenlosen Lebemann denunzierten. Er zog es vor, vorübergehend aus Paris zu verschwinden.

1620 kämpfte Viau in der königlichen Armee gegen die Protestanten. 1622 konvertierte er offiziell zum Katholizismus. De facto war und blieb er jedoch libertin und Epikuräer (Anhänger des die Lust und den Genuss bejahenden griechischen Philosophen Epikur), wobei vielleicht seine mutmaßliche Homosexualität eine Rolle spielte, die ihn letztlich sowohl bei Katholiken wie bei Protestanten Außenseiter sein ließ und ihm die Prekarität und Flüchtigkeit der menschlichen Existenz besonders bewusst machte.

Als Lyriker, der er hauptsächlich war, orientierte sich Viau formal an Malherbe, akzeptierte aber nicht dessen Nüchternheit und quasi kunsthandwerkliche Feilerei, sondern ließ der Phantasie und der Spontaneität der Gefühle und Gedanken freieren Lauf. Ein Sammelband seiner thematisch vielfältigen und oft sehr persönlich wirkenden Lyrik erschien erstmals 1621 als Œuvres poétiques, traf ganz offenbar den Zeitgeschmack und erlebte mehrere erweiterte Auflagen, wobei die letzte nach Viaus Tod noch rd. 90 Male (!) nachgedruckt wurde.

Auch als Dramatiker war Viau erfolgreich mit Les amours de Pyrame et de Thisbé (1621), einem Stück um die Liebe der Nachbarskinder Pyramus und Thisbe, die von beiden Familien und dazu dem König als Nebenbuhler behindert wird und im irrtümlichen doppelten Selbstmord endet. Das Stück wurde zwischen 1623 und 1698 73 Male nachgedruckt.

1623 floh Viau einmal mehr aus Paris, als ihm ein anonymes erotisches Gedicht mit homosexueller Pointe zugeschrieben wurde. In Abwesenheit wurde er zum Scheiterhaufen verurteilt und, nach seiner Verhaftung sowie einem nochmaligen, zweijährigen, demütigenden Prozess, 1625 zu einer Verbannung aus Paris "begnadigt". Offensichtlich wollte man ein Exempel an ihm statuieren, um die anderen libertins zu disziplinieren, mochte aber angesichts des großen öffentlichen Für und Wider, das der Prozess erregte, nicht bis zum Äußersten gehen. Viau wurde von Freunden in der Provinz aufgenommen, starb jedoch mit 36 an den gesundheitlichen Folgen der Haft, kurz nachdem ihm die Rückkehr nach Paris erlaubt worden war.

Zu seinen Lebzeiten hochgeschätzt, verfiel die Dichtung Viaus später dem Verdikt der Malherbe-Schule, deren Vorstellungen sich durchsetzten. Erst die Romantiker gaben ihm seinen Platz als eines der besten Lyriker des 17. Jahrhunderts zurück.

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