Demilitarisierte Zone (Korea)

Demilitarisierte Zone (Korea)
Karte der DMZ. Die eigentliche DMZ ist in Rot, in der Mitte ist die MDL (schwarze Linie)

Die demilitarisierte Zone (DMZ) teilt Korea in Nord- und Südkorea auf. Sie wurde nach dem drei Jahre dauernden Koreakrieg im Jahre 1953 eingerichtet und läuft von West-Südwest nach Ost-Nordost quer über die Halbinsel, wobei sie nördlich Seouls den 38. Breitengrad schneidet, der bis zum Kriegsausbruch die Grenze zwischen beiden Staaten bildete. Die DMZ ist 248 km lang und ungefähr 4 km breit. In ihrer Mitte verläuft die Militärische Demarkationslinie (MDL), de facto die Grenze zwischen beiden koreanischen Staaten. Die DMZ wird von der aus Vertretern beider Seiten bestehenden Waffenstillstandskommission MAC (von engl. Military Armistice Commission) verwaltet. Das Betreten der DMZ ohne Genehmigung der Waffenstillstandskommission ist beiden Seiten grundsätzlich untersagt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dorasan ist der letzte Bahnhof vor der Grenze, Fahrten nach Nordkorea sind beabsichtigt, aber noch nicht möglich.

Nachdem 1945 durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende genommen hatte, wurde die Provinz Chōsen, welche dem Gebiet des seit 1910 in das Japanische Kaiserreich eingegliederten und kolonisierten Koreas entsprach, von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von US-amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee.

Nachdem sich in beiden Teilen Regierungen bildeten, die Anspruch auf die gesamte Koreanische Halbinsel erhoben, eskalierte der Konflikt 1950 zum Koreakrieg. Im Waffenstillstandsvertrag wurde 1953 die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone geregelt, die beide Staaten voneinander trennt.

Angesichts der Tatsache, dass beide koreanische Staaten sich noch heute formell im Kriegszustand befinden, kam es in der DMZ bislang nur zu wenigen direkten Konflikten. Neben einer Reihe von Überläufen von beiden Seiten war ein Streit im Jahr 1976 über das Fällen eines Baums an der MDL, in dessen Verlauf zwei US-amerikanische Soldaten von Nordkoreanern getötet wurden, der einzige ernsthafte Zwischenfall. Im Zeitraum von 1974 bis 1990 wurden insgesamt vier Tunnel gefunden, die vom Norden aus unter der DMZ in den Süden gegraben wurden, um im Kriegsfall Militäreinheiten unbehelligt durch die DMZ zu transportieren. Es wird vermutet, dass es weitere, noch nicht entdeckte Tunnel gibt. Heute können einzelne Tunneleingänge von Touristen besichtigt werden.

Die nordkoreanische Flagge über Kijŏng-dong. Mit 160m Höhe ist dies der höchste Flaggenmast der Welt, die Flagge allein wiegt 270 kg.

Mit historischer Symbolik überquerte am 2. Oktober 2007 der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun die Grenze und die demilitarisierte Zone zu Fuß und nahm am gleichen Tag in Pjöngjang an einem Gipfeltreffen mit Nordkoreas Staatsführer Kim Jong-il teil.

Panmunjeom

In der DMZ befindet sich der Ort Panmunjeom, an dem 1953 der Waffenstillstandsvertrag unterschrieben wurde. Panmunjeom ist auch das Hauptquartier der Waffenstillstandskommission MAC. Seit dem Ende des Koreakrieges haben dort wiederholt Verhandlungen zwischen beiden Seiten stattgefunden.

Sonstige Siedlungen

Darüber hinaus gibt es zwei kleine Dörfer. Daesong-dong („Dorf des großen Erfolgs“) – das amerikanische Militär bevorzugt die Bezeichnung Freedom Village („Freiheitsdorf“) – befindet sich auf der Südseite der MDL. Es ist ein traditionelles Dorf und wird von der südkoreanischen Regierung scharf kontrolliert. Wohnen darf dort nur, wer schon bei Abschluss des Waffenstillstands 1953 dort gewohnt hat oder von einem dieser Einwohner abstammt. Die Bewohner dürfen bei Einbruch der Dunkelheit ihre Häuser nicht mehr verlassen, erhalten aber im Gegenzug eine Reihe von Vergünstigungen; u. a. sind sie vom Militärdienst befreit und müssen auch keine direkten Steuern bezahlen. An der nordkoreanischen Seite befindet sich Kijŏng-dong („Friedensdorf“). Es gilt als „Propagandadorf“, in dem sich hauptsächlich nordkoreanische Soldaten aufhalten sollen. Früher wurde von dort aus nordkoreanische Propaganda über Lautsprecher in südkoreanische Richtung verbreitet.

Natur

Abgesehen von den erwähnten Siedlungen sowie einer großen Anzahl Landminen, Panzersperren und Stacheldrahtzäunen ist die DMZ vom Menschen weitgehend unberührt. Da sich niemand ohne ausdrückliche Genehmigung der MAC in der DMZ aufhalten darf, konnte sich innerhalb von Jahrzehnten eine naturbelassene Tier- und Pflanzenwelt (Urwald) entwickeln.

Literatur

  • Lee Si-Woo: Im Niemandsland. Reise entlang der innerkoreanischen Grenze. Abera Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-934376-68-7

Weblinks


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