- Der Bücherwurm
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Der Bücherwurm Carl Spitzweg, um 1850 Öl auf Leinwand, 49,5 cm × 26,8 cm Museum Georg Schäfer Der Bücherwurm ist eines der bekanntesten Bilder des Münchner Malers Carl Spitzweg.
Beschreibung
Das Bild zeigt einen bibliophilen Mann, umgangssprachlich „Bücherwurm“ genannt, auf einer Leiter in einer Bibliothek und karikiert eine der für Spitzweg besonders typischen kauzigen männlichen Einzelfiguren.
Der Bücherwurm befindet sich in einer Bibliothek der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, deren Bücher systematisch nach Wissensgebieten geordnet sind, eine Systematik, die die Göttinger Universitätsbibliothek im Jahr 1737 einführte.
Ein Lichtstrahl leuchtet die Szene aus. Höchstwahrscheinlich ist es eine Öffnung, durch welche Sonnenstrahlen fallen. Der Bücherwurm liest konzentriert in einem Buch, das er sich dicht vor seine kurzsichtigen Augen hält. In seiner rechten Hand hält er ein zweites aufgeschlagenes Buch und zwischen die Knie und unter seinen linken Arm hat er je ein weiteres Buch geklemmt.
Im Hintergrund sind weitere Bücherregale zu sehen, in denen einige Bücher fehlen.
Kommentar
Spitzweg karikiert einen ein wenig entrückt wirkenden Menschentypen. Die dargestellte Figur ist fiktiv, Spitzweg hat jedoch einen nicht namentlich bekannten alten Mann als Modell für Vorstudien genutzt. In welcher Höhe und wo der Büchernarr auf der Trittleiter steht, ist unklar. Einziger Hinweis ist der Himmelsglobus in der linken unteren Bildecke. Es wird auch nur ein kleiner Ausschnitt des Raumes gezeigt, sodass man die Größe der Bibliothek nicht abschätzen kann.
Die Buchrücken erinnern an ähnliche Details auf holländischen Bildern des 17. Jahrhunderts. Die Abteilung, in der sich der Bücherwurm gerade aufhält, ist mit Metaphysik überschrieben. Eventuell soll damit ein weltfremder Gelehrter dargestellt werden, der nicht rechts noch links guckt und sich völlig von der Außenwelt abgeschirmt hat.
„Ist ein Buchliebhaber dargestellt, der sich völlig zu Hause weiß? Ein Wissensdurstiger, der von der Metaphysik für sein sich neigendes Leben Wahrheiten erwartet? Oder sehen wir einen selbstgenügsamen, totalen Ignoranten, der sein persönliches eingeschränktes Glück gefunden hat und darum den Betrachter zum Lächeln provoziert?“
– Jensen: Carl Spitzweg
Literatur
- Kristiane Müller; Eberhard Urban: „Carl Spitzweg - Beliebte und unbekannte Bilder nebst Zeichnungen und Studien ergänzt durch Gedichte und Briefe, Zeugnisse und Dokumente“. Edition Aktuell
- Jens Christian Jensen: „Carl Spitzweg“. München: Prestel Verlag, 2007. ISBN 3-7913-3747-5
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